
„Manchmal ging ich mit Kopfschmerzen zu Bett“
MADRID. Zinédine Zidane ist ein Fußballbesessener. Als er nach der Weltmeisterschaft 2006 seine aktive Laufbahn beendete, war ihm früh klar, dass er weiter im Profi-Geschäft arbeiten möchte. Er versuchte sich bei Real Madrid als Sportdirektor, doch der Job im Büro brachte ihn schnell zum Gähnen. Lieber waren ihm Kopfschmerzen – oder anders gesagt: Trainer zu werden. Das Nehmen von Unterrichtsstunden und das Durchwälzen von Büchern bestimmten bis zuletzt den Alltag des ehemaligen Weltfußballers. Seine langjährige Erfahrung als Spieler war ihm dabei keine allzu große Hilfe. Ihm wurde schnell klar, dass seine ruhmreiche Zeit auf dem Rasen nicht automatisch bedeutet, auch an der Seitenlinie Erfolg zu haben.
„Man muss akzeptieren, dass man nicht viel weiß und dass man wachsen und lernen kann, wenn man sich selbst die Mittel dazu gibt – sogar in meinem Alter. Man muss bescheiden sein. Ich bin froh, dass ich diese Kurse belegt habe. Manchmal ging ich mit Kopfschmerzen zu Bett. Trainer zu sein ist ein echter Job, man muss es lernen. Deshalb bin ich mir bewusst, dass die Tatsache, dass ich ein guter Spieler war, mir nicht garantiert, auch ein guter Trainer zu werden. Auch wenn es helfen kann. Ich fange bei Null an, aber das verängstigt mich nicht. Es beruhigt mich und gefällt mir sogar, weil es fair und logisch ist“, so Zidane, der jedoch einräumen musste, seiner neuen Aufgabe nicht immer so entspannt und positiv entgegengeblickt zu haben: „Ich dachte schon früher daran, Trainer zu werden, doch vielleicht hatte ich – unbewusst – ein wenig Angst davor. Ich fürchtete mich, mein Vertrauen in etwas zu stecken, das in Enttäuschung enden könnte. Als Trainer wird man am Erfolg gemessen. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, dass man sich öffnen und mehr Selbstvertrauen haben muss. Es war eine Art Reifeprozess.“
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Zidanes Motto: Fordern und fördern
Theorie und Praxis sind zwei verschiedene Schuhe. Ob Zizou – mit Unterstützung von Carlo Ancelotti und Paul Clement – das Gelernte auch anwenden und das Beste aus der Mannschaft herausholen kann? Alleine sein Name und Status im Verein dürfte jeden Spieler zusätzlich anspornen, doch diesen „Bonus“ blendet der 41-Jährige aus. „Du kannst nicht der Freund von jedem Spieler sein. Du kannst nicht sagen ‚Auf geht‘s, mache das für mich‘. Zidane oder nicht Zidane, diese Vorgehensweise geht nicht länger als einen Monat gut. Wenn du willst, dass ein Spieler dir zeigt, was er kann, dann musst du fordern und ihn sogar ein wenig manipulieren. Dieser Ausdruck gefällt mir zwar nicht, aber es ist im Interesse eines jeden Spielers, da sich dieser verbessern möchte. Du musst ihn fordern und fördern. Zuckerbrot und Peitsche“, erklärte er seine Philosophie.
„Ein guter Trainer bin ich nur, wenn ich gewinne“
Ausgerechnet bei einem Klub anzufangen, der sich Jahr für Jahr zum Ziel setzt, alle großen Titel zu gewinnen, scheint ein großer Schritt für den „Trainerneuling“ Zidane zu sein. Auch wenn Ancelotti der Chefcoach ist, schauen viele auf den Franzosen. „Wenn ich gewinne, werden in Zukunft Leute sagen, dass ich ein guter Trainer bin. Nur, wenn ich gewinne. Es wird seine Zeit dauern. Ich kann nicht einfach so der Trainer sein, der ich sein möchte. Man muss von anderen Leuten lernen, um Prüfungen zu bestehen. Das ist ein Prozess und mir passt das“, meinte der einstige Mittelfeldspieler.
Meine Familie spricht mit mir wie mit einem Bruder, einem Ehemann und einem Vater. Denken Sie, nur weil mein Name Zinédine Zidane ist, spricht sie mit mir anders?
Was den dreifachen Familienvater nach wie vor auszeichnet, ist seine Bescheidenheit. Als einer der wenigen in der Welt der Millionäre und Stars verstand und versteht er es, mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen zu bleiben. Das machte ihn nicht nur zu einem der besten, sondern auch sympathischsten Sportler überhaupt. „Es hat sich nichts geändert. Die anderen wollen, dass ich besonders bin. Ich bin wie aber wie jeder andere und mag es so. Ich wurde so oft gelobt, doch ich brauchte das gar nicht. Es ist eher wichtig, Leute um sich herum zu haben, die einem auch mal sagen ‚Du hast dich geirrt‘, wenn man sich irrt, oder ‚Du bist ein Idiot‘, wenn man ein Idiot ist. Denken Sie, meine Geschwister, meine Frau und meine Kinder sprechen mit mir anders, weil ich Zinédine Zidane bin? Nein, sie sprechen mit mir wie mit einem Bruder, einem Ehemann und einem Vater.“
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