Transfer

Ein Haufen Verlierer

Real Madrid und Manchester United zählen zu den erfolgreichsten und populärsten Fußballvereinen der Welt, verhielten sich jedoch wie Anfänger. Erst am letzten Tag der Transferperiode gingen die beiden Top-Klubs in die Vollen, einigten sich auf ein Tauschgeschäft zwischen David de Gea und Keylor Navas, hielten die Frist dabei allerdings nicht ein. Deal geplatzt. Was bleibt, ist ein Haufen Verlierer.

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Keylor Navas
Keylor Navas gehört nach wie vor zum Kader Real Madrids

Gedanklich bereits im Old Trafford

MADRID/MANCHESTER. Bei der costa-ricanischen Bevölkerung war und ist der Jubel groß. Weil sich der Transfer von Manchester Uniteds David de Gea zu Real Madrid zerschlagen hat, wird Volksheld Keylor Navas das Tor des größten und berühmtesten Fußballklubs der Welt nun auch weiterhin hüten und nicht im Gegenzug zu den „Red Devils“ wechseln. Eine Ehre für die 4,3-Millionen-Einwohner-Nation. Ob sich der 28-Jährige derzeit aber auch darüber freuen kann?

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Einerseits durchaus, denn selbst hegte er nie Gedanken daran, die Königlichen zu verlassen, nachdem er erst im August 2014 von UD Levante gekommen war und die Position zwischen den Pfosten kürzlich erobern konnte. Auf der anderen Seite ist das, was sich insbesondere am Montag abspielte, jedoch wahrlich nichts, worüber man nach dem nun geplatzten Wechsel hinwegsehen kann.

Am späten Abend machte sich Navas auf den Weg zum Estadio Santiago Bernabéu. Mit dabei: sein Anwalt – und der Gedanke, dass es das mit der Zeit bei den Blancos bereits gewesen ist. Dass die Direktive Druck auf den Spieler ausübte und ihm deutlich machte, nicht mehr auf ihn zu setzen, mag eine Spekulation sein, ist aufgrund der Ambition des Keepers, unbedingt in Madrid zu triumphieren, aber gleichermaßen alles andere als abwegig. Im Stadion soll sich der Nationaltorwart von einem Doktor sportärztlich untersuchen lassen haben, zudem seien letzte bürokratische Formalitäten geklärt worden. Kurz: Mental war Navas schon im Old Trafford.

Deutliches Signal: Navas besitzt Reals Vertrauen nicht

Dann die Kehrtwende. Die relevanten Dokumente erreichten den spanischen Liga-Verband LFP erst 28 Minuten nach Mitternacht, womit sich der geplante Torwart-Tausch in Luft auflöste. Der Mittelamerikaner bleibt ein Madrilene und soll jetzt nach wie vor das Tor sauber halten, das die Verantwortlichen ihm nur widerwillig anvertrauen. Das Signal ist klar und gefährlich zugleich: Navas war für Real stets nur die zweite Wahl, soll nun aber trotzdem alles aus sich herausholen. Unabhängig davon, welche Leistungen der Schlussmann bot, wollte man ihn unbedingt durch De Gea ersetzen. Und das weiß er.

De Gea muss sich um Zukunft sorgen

Es ist wie ein Schlag ins Gesicht. Doch mit De Gea leidet auch derjenige, der mit dem Costa-Ricaner die Plätze hätte tauschen sollen. Der 24 Jahre alte Iberer muss sich um seine Zukunft sorgen, zumal Mitte 2016 auch noch eine Europameisterschaft ausgetragen wird, bei der er mitwirken will. Den kompletten August über stand der Ex-Atlético-Profi nicht im Kader von Teammanager Louis van Gaal, da ihm die ständigen Gerüchte die für den Wettkampf notwendige Konzentration raubten. De Gea hat es sich mit seinem niederländischen Übungsleiter, den die Causa mit der Zeit gewaltig auf die Palme brachte, verscherzt.

Am 30. Juni 2016 läuft De Geas Vertrag beim englischen Rekordmeister aus. Verlängern will er diesen trotz eines finanziell verbesserten Angebots schon seit geraumer Zeit nicht. REAL TOTAL weiß: De Gea und die Königlichen trafen bereits eine Vereinbarung über einen Wechsel im kommenden Sommer, sollte der Deal – wie geschehen – nicht heuer zustande kommen. Real operiert risikoreich, denn ob De Gea mit dem Ende dieses Theaters mit aller Normalität wieder ins United-Tor zurückkehrt, darf zumindest bezweifelt werden. Van Gaal gilt als „harter Hund“ und Sturkopf, der derjenige ist, der die Regeln aufstellt.

Als eine Farce bezeichnet die internationale Presse mitunter das Geschehene – und das ist sie durchaus. Ein nicht zustande gekommener Deal, aus dem ausschließlich Verlierer hervorgehen. De Geas Wunsch erfüllte sich nicht, Navas’ muss sich damit abfinden, nicht mehr als eine Notlösung zu sein, United behält sein Problemkind und Real gibt in dem ganzen Chaos die schlechteste Figur ab. Blamabel. Was allen voran übrig bleibt, bringt der spanische Journalist Guillem Balague auf den Punkt: „Zwei unglückliche Torhüter.“ Das nächste Kapitel könnte in der Transfer-Saga bereits im Winter eröffnet werden, sollte Navas seine jüngste Sicherheit verlieren…

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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