Ob Leihgeschäft, Rückkaufoption oder Invest in die Zukunft: Real Madrid hat einige Akteure außerhalb „geparkt”. So unterschiedlich die Laufbahnen der Spieler auch geebnet sind, so lohnend ist der Blick auf deren Entwicklung. Ob und wie es der möglichen Zukunft der Blancos ergeht, zeigen wir mit einem Blick auf die jeweiligen Wege von Reinier Jesus, Sergio Arribas, Endrick, Miguel Gutiérrez und Jesús Vallejo.
Reinier Jesus: Verliehen bis Juni 2024

So hart es klingt, aber das Thema Reinier Jesus ist eine Never-Ending-Story der Rückschläge. Zunächst zwei verschenkte Jahre in Dortmund, zurück in Spanien in Girona ebenfalls kaum einen Fuß auf den Boden bekommen und beim womöglich letzten Versuch in Europas Top-Ligen – bei Frosinone Calcio in Italien – direkt die ersten fünf Spiele nicht im Kader gewesen. Für den Brasilianer ergabe sich ein verzögerter Start in die Saison, auch weil ein geeigneter Abnehmer erst viel später als es den Königlichen lieb gewesen ist, gefunden werden konnte. Doch ein Strohhalm bleibt: Der 8. Spieltag und gleichzeitig sein Debüt im neuen Dress bescherten dem Brasilianer nicht nur 76 Minuten Spielzeit in der Serie A, sondern auch einen Heimsieg über Hellas Verona sowie den ersten Treffer für seinen neuen Klub. Vielleicht war das der Startschuss für einen neuen Karriereabschnitt?! Ob des wiederholten Scheiterns bei anderen Stationen möchte man kaum meinen, dass Reinier, der einst als Teenager für 30 Millionen von den Königlichen verpflichtet wurde, immer noch schlappe 21 Jahre alt ist. Auch wenn es mehr als einen Treffer in der Serie A bedarf, um irgendwann an der Concha Espina durchzustarten, ist es doch ein erneuter Hoffnungsschimmer.
Um sich zu beweisen, bleiben Reinier jetzt noch drei Viertel dieser Saison. Anschließend geht es vorerst zurück nach Madrid, wo er wiederum ein Arbeitspapier bis 2026 besitzt. Der langfristige Kontrakt zeigt in gewisser Form auch an, dass man dem Brasilianer von Beginn an das rare Gut „Zeit” eingeräumt hatte. Für ein großes Comeback darf der Auftakt bei Frosinone allerdings keine Eintagsfliege bleiben und der Offensivmann muss schleunigst konstant nachlegen, um seine letzten Jahre vergessen zu machen. Sowohl in Dortmund (zwei Torbeteiligungen in 39 Spielen) als auch bei Girona (drei Torbeteiligungen in 18 Spielen) konnten die blanken Werte noch niemanden vom Potential des Südamerikaners überzeugen, weshalb auch kaum verwunderlich der Marktwert des Mannes, der einst bei Flamengo für Furore sorgte, auf ein Allzeit-Tief von zwei Millionen Euro abgesunken ist.
Sergio Arribas: Vertrag in Almería bis Juni 2029

Nicht verliehen, sondern für sechs Millionen Euro verkauft haben die Königlichen ihren Sprössling aus der eigenen Jugend an Liga-Konkurrent UD Almería. Dem offensiven Mittelfeldspieler, welcher dieses Jahr unter anderem bei der Klub-WM zum Einsatz – und Torerfolg – kam, traute man offensichtlich noch keinen Durchbruch in der ersten Garde zu, weshalb der Deal mit Almería abgeschlossen wurde. Ganz aufgegeben hat man den gebürtigen Madrilenen, der seit seinem zwölften Lebensjahr an der Concha Espina das Fußballspielen erlernt hatte, allerdings auch nicht – denn: Real Madrid besitzt ein Vorkaufsrecht für eine eventuelle Rückkehr in der Zukunft und hat sich für den Fall, dass der Akteur seinen Weg anderswo gehen sollte, eine Weiterverkaufsbeteiligung von 50 Prozent gesichert. Unter dem Strich läuft es für den 22-Jährigen bei Almería auch sehr ordentlich. Nach neun Spielen war der Spanier bereits vier Mal erfolgreich, verpasste dabei noch keine Begegnung seines neuen Klubs. Die Spielpraxis und der gesenkte Druck scheinen seiner Entwicklung wohl zu tun.
Ähnlich wie Reinier agiert auch Arribas im offensiven Mittelfeld, kann aber auch auf beide Flügel ausweichen. An welche Kaliber er für Spielzeit bei den Königlichen vorbei müsste, ist jedem bekannt. Trotz all der Flexibilität muss beim kriselnden Almería weiter eine Top-Leistung auf konstantem Niveau abgerufen werden, damit die Verantwortlichen in Madrid über die Option des Rückkaufes ernsthaft nachdenken werden. Dass Almería diese Saison im Abstiegskampf steckt, dürfte dabei nicht allzu förderlich sein, gleiches gilt für die Tatsache, dass Arribas jetzt schon unter drei Trainern trainiert hat in Andalusien.
Endrick: Neuzugang ab Juli 2024

Im Gegensatz zu Arribas kommt der nächste Offensivmann im Bunde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Sommer 2024 nach Madrid. Die Frage bei dieser Personalie bleibt eher, wie schnell und wie gut wird sich Endrick in Europa akklimatisieren können? Mit Vinícius und Rodrygo lieferten die Blancos bereits zwei Paradebeispiele für frühzeitige Millionentransfers in Zukunftsversprechen, die letztlich jeden Cent wert gewesen sind. Umgekehrt sieht man am Karriereweg von Reinier auch, dass immense Summen und enorme Vorschusslorbeeren eine große Hypothek für die südamerikanischen Supertalente sein können. Endrick hat demnach mit seiner Ankunft schonmal mindestens zwei Vorbilder direkt an seiner Seite und steht bereits im Austausch mit seinem Rollen-Model: „Viní hat mir erklärt, wie die Dinge dort sind… Wenn sie mir erzählen, wie es in Madrid ist, stelle ich mir vor, dass ich schon dort bin”, schildert der 17-Jährige, zeigt dabei aber auch die nötige Portionen Demut und Respekt ob seiner neuen Herausforderung: „Ich versuche, nicht zu viel darüber nachzudenken, um nicht ängstlich zu werden.“
In der zum europäischen Spielplan verschobenen Saison in Brasilien läuft es für den 17-Jährigen jedenfalls ganz ordentlich, wenngleich die blanken Zahlen noch kein Jahrhunderttalent verheißen mögen. Acht Treffer bei 42 Einsätzen sind für einen Mittelstürmer keine Musterquoten, aber gerade ihm bleibt zum einen noch viel Zeit zur Entfaltung und zum anderen bedient er eine Position, die bei den Blancos im Sommer sicherlich vakant sein dürfte. Stand heute ist auch die momentane „Neun” Joselu nächstes Jahr wieder weg und trotz möglicher hochkarätiger Transfers werden die Karten vollkommen neu gemischt. Dabei freut er sich bereits auf die Konkurrenz bei den Königlichen und mit einem gewissen Kylian Mbappé würde Endrick übrigens auch ganz gerne die Kabine teilen. Der anhaltenden Verjüngungskur im Real-Kader verleiht Endrick eine frische Note und als Beimischung für das Offensiv-Portfolio wird ein unbekümmerter Brasilianer keine schlechte Idee sein. Ob aus dieser Idee auch ein Versprechen wird, muss sich zeigen.
Miguel Gutiérrez: Vertrag bei Girona bis Juni 2027

Dass der 22-Jährige die vakante Stelle als Linksverteidiger nach dem Abgang von Marcelo nicht ausfüllen kann, schien die Meinung von Carlo Ancelotti über den potentiellen Schützling zu sein, weshalb der gebürtige Madrilene bereits im Sommer 2022 für vier Millionen Euro Ablöse zum FC Girona wechselte. Die Luftveränderung hat sich jedoch auf Anhieb für den Spieler ausgezahlt: Der Linksverteidiger war bereits vergangene Saison absolut gesetzt (34 Einsätze in LaLiga) und stand auch in dieser Spielzeit bis auf eine Ausnahme in der Aufstellung, wovon er sieben der acht Spiele auch über die volle Distanz gehen durfte. Der 22-Jährige weiß mit seinen Tiefenläufen und Dribblings absolut zu überzeugen und spielt somit eine elementare Rolle bei den Katalanen, die sich als bester Aufsteiger letztes Jahr schon keine Abstiegssorgen machen brauchten und dieses Jahr bisher als Tabellenzweiter den Königlichen direkt auf den Fersen liegen.
Für den Linksfuß könnte es also im Nordosten Spaniens kaum besser laufen, für die Merengues hat diese Personalie allerdings einen deftigen Haken: Gutiérrez ist bis 2027 an Girona gebunden, womit es in naher Zukunft nicht zwingend nach Rückkehr in seine Heimatstadt aussieht. Zumal erst diesen Sommer mit Fran García ein Ex-Canterano für die Linksverteidiger-Position zurück in die Hauptstadt gelotst wurde, weshalb vorerst auch kein Bedarf herrschen dürfte. Rest-Hoffnung für die Zukunft bleibt dennoch: Weil die Merengues 50 Prozent der Rechte am Spieler bei dessen Transfer behalten konnten, ist ein Comeback noch vor 2027 nicht kategorisch ausgeschlossen. Sollte sich Gutiérrez bei Girona weiter als konstant erweisen, könnte möglicherweise doch noch eine Rückholaktion stattfinden und der Mann aus Madrid wieder nach Hause kommen. Fran García ist gleichzeitig bestes Beispiel dafür, dass dieser Fall eintreten kann, aber auch der wahrscheinliche Grund, dass diese Thematik vorerst vom Tisch ist – aber manchmal geht es auch ganz schnell im Fußball und Dinge können sich rasant ändern.
Jesús Vallejo: Verliehen bis Juni 2024

Seitdem sich Real Madrid 2015 für fünf Millionen Euro die Dienste des Innenverteidigers gesichert hat und Vallejo unter Vertrag bei den Königlichen steht, hat dieser kaum an der Concha Espina gewirkt. Direkt nach dem Kauf blieb er leihweise beim abgebenden Verein Real Zaragoza, anschließend ging es nach Frankfurt, dann über Wolverhampton zum FC Granada, wo er nun bereits zum dritten Mal als Leih-Spieler anheuert. Sehr erfolgreich ist dieses Unterfangen für den Spanier gerade in dieser Saison allerdings nicht. Lediglich gegen die Erzrivalen der Königlichen, und zwar am ersten Spieltag gegen Atlético (90 Minuten) und dem FC Barcelona (sechs Minuten), stand er für die Andalusier auf dem Rasen. Die sechs Spieltage dazwischen wurde der Innenverteidiger gar nicht eingesetzt. Recht mau für einen Mann mit derartiger Vita, Titelsammlung und sicherlich auch entsprechenden Ambitionen.
Obwohl Vallejo schon solange bei den Blancos unter Vertrag steht und auch einige Titel sammeln konnte, war er doch nie richtig ein Teil der Mannschaft. Für Granada kommt er nach seinen bisherigen Leihen unlängst auf mehr Einsätze (53 Spiele), als für seinen eigentlichen Arbeitgeber (31 Spiele) und mit 26 Jahren ist er nicht mehr in dem enorm entwicklungsfähigen Alter, dass man jetzt noch auf Leistungssprünge hoffen darf. Da es momentan nicht zu einer festen Größe beim FC Granada reicht, wird seine Aktie in Madrid auch nicht gerade auf einem guten Kurs stehen, zumal die Konkurrenz immens bleibt. Auch wenn er nach seiner Rückkehr im Sommer noch ein Jahr Vertrag haben sollte, gibt es wohl wenig Bedarf an seiner Person. Das lässt den wahrscheinlichen Rückschluss zu, dass die Königlichen auf möglichst viel Spielpraxis für ihren Sprössling in Andalusien hoffen, um im kommenden Sommer die letzte Chance wahrzunehmen, noch eine Ablöse für den Innenverteidiger kassieren zu können.
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