
Ohne vier Stars und einen Wechselwilligen gegen Inter
SAINT LOUIS. Inter Mailand mag bei weitem nicht mehr das Inter Mailand sein, das 2010 die Champions League gewann und unter José Mourinho die Elite im italienischen Fußball war. Das, was die Königlichen aus Madrid jedoch heute vor 56.000 Zuschauern im Edward Jones Dome zu Saint Louis gegen die „Nerazzurri“ zeigten, war schlichtweg königlich und macht Lust auf die nächsten Wochen und Monate! 3:0 endete die Generalprobe vor dem Liga-Start am nächsten Wochenende gegen Betis Sevilla (18. August, 21 Uhr) für das Team von Carlo Ancelotti, das gut und gerne noch höher hätte gewinnen können – und das ganz ohne die Herren Iker Casillas, Karim Benzema, Mesut Özil und Isco Alarcón, denen der 54-jährige Coach eine Pause auf der Ersatzbank gönnte. Auf der saß auch Fábio Coentrão, der den Verein laut Medienberichten um einen Wechsel bat. Ob der ausbleibende Einsatz ein Zeichen für einen Abschied des Portugiesen ist?
Real dominiert – Brasilien-Duo macht auf sich aufmerksam
Ein Mix aus A- und B-Elf schickte „Carletto“ gegen seine Landsmänner auf den Rasen. Dass das Wort B-Elf in Verbindung mit dem spanischen Rekordmeister aber eigentlich fehl am Platz ist, zeigte eine dominante und brillante erste Hälfte dieser zusammengewürfelten Truppe. Jeder Blanco beteiligte sich aktiv am Geschehen, lief für ein Vorbereitungsspiel erstaunlich viel und hatte einfach Bock, an die Siege gegen Bournemouth, Paris, Los Angeles, Everton und Chelsa anzuknüpfen. Den Anfang machte Kaká, der in der 11. Minute glänzend von Ángel Di María per Flanke bedient wurde und Inter-Keeper Handanovic nach einem abgeblockten Schuss im zweiten Versuch mit Köpfchen überwand. Das viel zitierte brasilianische „Sorgenkind“ deutete allerdings nicht nur mit diesem Tor an, dass seine alte „Version“ noch in ihm schlummert und nach vier schwachen Jahren bei den Merengues endlich in dieser Spielzeit zur Geltung kommen könnte, sondern auch mit gelungenen Pässen und Ideen. Die Nummer 8 war ohne Zweifel DER Aktivposten in der königlichen Offensive!
Ancelotti verzichtete heute auf das neue 4-1-2-3-System und testete stattdessen mal wieder das altbewährte 4-2-3-1, doch gegen inspirations- und körperlose Italiener spielten seine Mannen bei weitem nicht defensiver als in den anderen Partien. Die Sechser Luka Modric und Carlos Henrique Casemiro fungierten mehr als Spielmacher und drangen weit in die gegnerische Hälfte vor. Beispielhaft die 25. Minute: Casemiro lupfte kurz vor dem Sechzehner herausragend und raffiniert über die Abwehr, hinter die sich Álvaro Morata stahl. Den wunderbaren Spielzug konnte der Nachwuchsstürmer allerdings nicht mit einem Sahnehäubchen krönen – sein Schuss ging übers Tor. Diese feinfüßige Aktion sollte aber nicht die einzige vom Überraschungs-Talent aus Brasilien bleiben: Acht Minuten vor Pausenpfiff bediente Casemiro den bis dato weniger in Erscheinung getretenen Cristiano Ronaldo mit einem präzisen Pass in die Schnittstelle, den der Portugiese aus vollem Lauf mit seiner unvergleichlichen Schusstechnik direkt und unhaltbar zum 2:0-Halbzeitstand im Netz versenkte (37.).
Auffällig: Positionswechsel und aggressives Forechecking
Ebenfalls auffällig und positiv im starken ersten Abschnitt anzumerken waren die weit aufrückenden Außenverteidiger Daniel „Düsentrieb“ Carvajal auf der rechten und Álvaro Arbeloa auf der linken Seite. Inter konnte sich nur selten aus der eigenen Hälfte befreien und war mit dem aggressiven Forechecking der Weißen überfordert. Dazu rotierte das Offensiv-Quartett Ronaldo, Morata, Kaká und Di María ständig und machte es der Hintermannschaft der Blau-Schwarzen noch schwerer als ohnehin schon. Ancelottis Idee des permanenten Positionswechsels setzte das Team bravourös um.
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Nach dem Seitenwechsel nur noch ein Trainingsspiel
Weniger bravourös und spektakulär waren dann die zweiten 45 Minuten. Zwar starteten sie mit einem Lattenkracher des eingewechselten Jesé Rodríguez vielversprechend (46.), doch in der Folge kristallisierte sich deutlich heraus, dass „Carlettos“ Spieler mehrere Gänge zurückschalteten. Jesé ersetzte Superstar Ronaldo, der seine Hausaufgaben mit seinem sechsten Tor im siebten Testspiel wieder einmal gründlich erledigte, Pepe Arbeloa und Sami Khedira Modric. Später durften auch noch David Mateos (für Sergio Ramos in Minute 68) und Jorge Casadao (für Nacho Fernández in Minute 79) ran.
Auf die „Fiesta“ folgte die „Siesta“ – schön wars für das bemitleidenswerte Inter, das so immerhin selbst sogar noch zu der einen oder anderen Mini-Chance kam. Eine große hatte Emmanuel Icardi, der nach Hereingabe von Yuto Nagatomo gegen das Alluminium köpfte und Casillas-Konkurrent Diego López um ein Haar bezwang (81.). Per Kopf ins Tor traf mit Ricky Álvarez dennoch ein Mailänder – aber ins falsche! Nach einem Eckball des insgesamt wieder einmal äußerst engagierten und sich förmlich gegen eine Verpflichtung von Gareth Bale wehrenden Di María bugsierte Álvarez das Leder nach einem Luft-Duell mit Casemiro unglücklich ins eigene Tor (68.).
Eine verheißungsvolle Vorbereitung, die Lust auf mehr macht
Den lockeren und fast schon langweiligen Auftritt in der zweiten Halbzeit ist nach dem Feuerwerk in Durchgang eins den Madrilenen zu verzeihen. Eine Handschrift von Carlo Ancelotti und seinen Assistenten Zinédine Zidane und Paul Clement ist definitiv erkennbar und die Lust auf die neue Saison, die in nur acht Tagen ihre Pforten im heimischen Bernabéu öffnet, ist dank grandiosem Fußball in der Vorbereitung so groß wie lange nicht mehr. Brillant und dominant – so soll das neue Real Madrid in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren auftreten. Verheißungsvolle Ansätze waren in den letzten Testspielen und heute erneut zweifellos da, zumal man in diesem Sommer nicht auf den einen oder anderen Gegner traf, der mit dem Etikett „Laufkundschaft“ zu versehen sind…
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