
Derby-Treffer mit 18 – Geschichte wiederholt sich
Am 29. Oktober 1994 debütierte ein gewisser Raúl González für die erste Mannschaft Real Madrids. Beim Auswärtsspiel bei Real Zaragoza lieferte die Sturmhoffnung gleich eine Torvorlage, um nur eine Woche später in seinem zweiten Einsatz für die Königlichen im Alter von knapp 18 Jahren den ersten seiner 323 Treffer weißen Trikot zu markieren – im Stadtderby gegen Atlético Madrid. Gut 28 Jahre später, am Samstagabend, traf der 18-jährige Álvaro Rodríguez in der 85. Minute des Derbi Madrileño im Estadio Santiago Bernabéu zum 1:1 und rettete den Blancos einen Punkt gegen den Stadtrivalen. Damit überflügelte der Castilla-Stürmer Gonzalo Higuaín als jüngster Derby-Torschütze in diesem Jahrhundert. Nur eine Woche zuvor lieferte Álvaro bei seinem ersten Kurzeinsatz für den spanischen Rekordmeister zu Gast bei Osasuna eine Torvorlage – eine weitere Parallele zu Raúl.
Álvaro Daniel Rodríguez Muñoz wurde am 14. Juli 2004 als Sohn des ehemaligen uruguayischen Fußballprofis Daniel „Coquito“ Rodríguez im katalanischen Palamós geboren. Seine Karriere begann im Alter von sechs Jahren in der Jugend des Global Palamós CF. Nach einem Jahr bei CEF Gironès-Sàbat wechselte Álvaro in die Jugendakademie des FC Girona, um sich fünf Jahre später La Fábrica anzuschließen, der Talentschiede von Real Madrid. Nachdem er bei der Juvenil A unter Trainer Álvaro Arbeloa beeindrucken konnte, wurde der uruguayische U-Nationalspieler – zuletzt überzeugte er bei der U20-WM – in die Castilla befördert. Sein Trainer dort – Raúl González. In seinem ersten Startelf-Einsatz für Reals zweite Mannschaft erzielte der Stürmer am 8. Januar 2022 gleich sein erstes Tor beim 3:1-Sieg gegen den FC Andorra.
Beförderung nach Traumeinstand
Ein Jahr danach folgte der Aufstieg in die erste Mannschaft des Champions-League-Rekordsiegers. Bereits am 3. Januar 2023 saß der 18-Jährige beim 1:0-Sieg in Cacereño in der Copa del Rey auf der Bank. Nun der Traumeinstand in LaLiga. Reals Coach Carlo Ancelotti war nach dem Derby voll des Lobes und kündigte die nächste Beförderung an: „Álvaro hat seine ganze Qualität in der wenigen Zeit, die er gespielt hat, gezeigt. Es war ein besonderer Abend für ihn und für uns kann er noch sehr wichtig sein, in dieser Phase der Saison. Er wird in der nächsten Saison in unserem Kader sein, denn er hat eine Qualität, die nur wenige haben – und das für sein Alter. Er ist sehr stark, geht gut mit dem Ball um und ist sehr intelligent. Der Plan ist, dass er bei uns sein wird und in dieser letzten Saisonphase werden wir sehen, wann wir ihn brauchen und wann er für die Castilla spielt. Das klären wir dann mit Raúl ab.“
Praktisch bedeutet die Aussage, dass der Italiener ab sofort überhaupt nicht mehr mit Mariano Díaz und Eden Hazard – letzter Liga-Einsatz im September – rechnet und der junge Canterano hinter Karim Benzema als Stürmer Nummer zwei agieren wird. Da die Chancen auf die Titelverteidigung seit Samstagabend nur noch theoretischer Natur sind, dürften vor allem in LaLiga weitere Einsätze folgen.
Vor der Saison sollte es die ganz große Lösung im Sturm sein – Reals Präsident Florentino Pérez warf alles auf die Karte Kylian Mbappé und verlor doppelt. Nicht nur, dass der Franzose trotz mündlicher Zusage an Real bei Paris Saint-Germain verlängerte, sondern es verschwand mit Erling Haalands Wechsel von Borussia Dortmung zu Manchester City auch die zweite prominente Option vom Markt. Außerdem erwiesen sich auch die letzten Hoffnungen in Mariano und Hazard als Trugschluss, so dass es nun die Jungen wie Sergio Arribas – traf bei der Klub-WM – oder Álvaro Rodríguez richten müssen.
Eine Lösung für die Zukunft?
Erst vor Kurzem äußerste sich Àlvaros Vater Daniel Rodríguez zur Zukunft seines Sohnes bei den Blancos: „Ich denke, diejenigen, die in Madrid noch daran zweifeln, dass er in der ersten Mannschaft spielen kann, werden an Zuversicht gewinnen. Raúl ist es klar, denke ich, aber es gibt Leute in höheren Positionen, die Zweifel haben oder denken, dass er länger warten sollte.“ Obwohl es bei Real Madrid bessere Stürmer gebe, glaub Rodríguez Senior fest daran, dass sein Sprössling die neue Nummer 9 der ersten Mannschaft werden könne.
Nach den guten Auftritten gegen Osasuna und im Derby lobt nun aber nicht nur Ancelotti den Canterano. „Wir setzen große Hoffnungen in Álvaro. Es war ein besonderer Abend für ihn. Er ist sehr gut unterwegs und wir hoffen, dass es der Beginn einer großartigen Karriere ist“, sagte Reals Direktor Emilio Butragueño direkt nach dem Duell gegen Atlético.
When Álvaro Rodríguez could not undergo his Real Madrid tests in 2017, he was not happy. His family decided to compensate for that disappointment with a weekend in Madrid, visit the Bernabéu and watch a Real Madrid game. He sat in the old press press room for a photo.
— @marca pic.twitter.com/54YXwiI4ny
— Los Blancos Live (@TheBlancosLive) February 26, 2023
Der junge Stürmer selbst sieht sich nicht als die klassiche Sturmspitze. Da er früher in der Jugend im Mittelfeld agiert hatte, weiß er sich auch außerhalb des Strafraums zu bewegen. Eine Parallele nicht nur zu Benzema, den es in Madrid in Zukunft zu ersetzen gelten wird, sondern auch eine Weitere zu seinem Castilla-Übungsleiter Raúl. Vater Daniel Rodríguez weiß ohnehin, bei wem er sich für die Entwicklung seines Sohnes zu bedanken hat: „Raúl ist derjenige, der ihm bewusst macht, dass er im Fußball und bei Real Madrid eine wichtige Rolle spielen kann. Ich möchte ihn treffen, um mich bei ihm zu bedanken, denn er ist eine der wichtigsten Triebfedern für seine sportliche Entwicklung.“ Hoffentlich gibt es in der Zukunft noch weitere Parellelen zwischen Álvaro Rodríguez und Raúl González Blanco.
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