
„Wollte erst nicht ans Telefon gehen“
BAKU. Der Transfer von Michaël Essien im Sommer 2012 vom FC Chelsea zu Real Madrid kam überraschend. Selbst der Mittelfeldspieler war damals nicht darauf vorbereitet, so kurzfristig in Madrid – wenn auch nur auf Leihbasis – anzuheuern. Beim spanischen Rekordmeister sollte er auf José Mourinho treffen, den er bereits aus gemeinsamen Chelsea-Zeiten kannte.
Vom Transfer zu den Königlichen bekam Essien allerdings erst einen Tag zuvor Bescheid. An jenem Tag musste der heute 37-Jährige jedoch noch mit den “Blues” im UEFA Super Cup gegen Atlético in Monaco antreten. “Mich hat damals eine unbekannte Nummer angerufen, weshalb ich nicht rangehen wollte”, erinnerte sich der Routinier im Interview mit GHANAWEB zurück. “Mein Cousin, der an dem Tag mit mir im Hotelzimmer war, meinte aber, ich solle rangehen.”
„Musste den Busfahrer anschreien, anzuhalten“
Wer hinter der anderen Leitung war, hatte den Ghanaer überrascht: “Die Nummer hat nicht aufgehört, mich anzurufen und deshalb bin ich rangegangen. Als ich ‘Hallo’ sagte und ein anderes ‘Hallo’ vom anderen Ende kam, wusste ich sofort, wer dran war. Ich habe meinem Cousin gesagt, es ist Mourinho.”
Essien führte fort: “Wir mussten unsere Pläne ändern, weil kurz davor waren, das Hotel zu verlassen, um zum Stadion zu fahren. Real Madrid verhandelte mit meinem Berater, und ich saß im Bus, als wir zum Stadion fahren wollten. Mein Berater sagte, er müsse einigen Leuten ein Fax schicken. Ich musste folglich den Busfahrer anschreien, anzuhalten. Alle meine Mannschaftskameraden sahen mich an, als ob ich ein Verrückter wäre: Michael, was ist los? Der Bus hielt an und ich ging zurück zum Hotel, um dort auf meinen Berater zu treffen. Er kam und schickte das Fax, und zum Glück wurde alles rechtzeitig fertig.”
„Abramovich wünschte mir viel Glück“
Obwohl der Deal mit den Blancos praktisch fix war, fuhr der Afrikaner noch ins Stadion, um seine Sachen zu holen und sich von seinen Teamkollegen zu verabschieden: “Ich sagte meinem Berater, dass ich zum Stadion müsse, weil ich zumindest meine Fußballschuhe holen muss. Wir kamen im Stadion an, aber das Spiel war schon aus. Ich bin zu meinen Mannschaftskameraden auf dem Spielfeld, aber einige von ihnen hatten die Nachricht bereits gehört, dass ich nach Madrid gehen würde. Ich erklärte ihnen, dass dieser Deal zustande gekommen sei und ich ins Hotel zurückkehren müsse, um den Papierkram zu erledigen.”
Essien nahm nur “Schienbeinschoner und Schuhe mit. Das war’s. Ich verabschiedete mich von allen, auch von Roman Abramovich, der mir viel Glück wünschte. Am nächsten Tag saß ich im Flieger nach Madrid, nur mit meinen Schuhen, Schienbeinschonern, einer Jeans, einem Hemd und meinem Chelsea-Trainingsanzug. Ich kam am Flughafen an und Mourinho wartete dort auf mich. Er begrüßte mich, und ich ging zur medizinischen Untersuchung. Am nächsten Tag begann ich mit dem Training.”
Von September 2012 bis Ende Mai 2013 brachte es der 37-Jährige auf 35 Pflichtspieleinsätze für das “weiße Ballett”, wobei ihm zwei Treffer und ein Assist gelungen waren. Mittlerweile spielt er in Aserbaidschan beim Hauptstadtklub FK Sabail.
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