
Robinho: Der neue Stolz der Nation
MADRID/ISTANBUL. Wenn eine Legende wie Pelé hofft, dass du in seine Fußstapfen trittst und der neue Stolz der Nation wirst, dann musst du ein begnadeter und talentierter Kicker sein. Die Interessenten standen förmlich Schlange, um das damals 21-jährige Talent Robinho für sich zu gewinnen. Schließlich zog es den Angreifer vom FC Santos im August 2005 für die für damalige Verhältnisse große Ablösesumme von 24 Millionen Euro zum spanischen Rekordmeister, der sich gegen den FC Barcelona durchsetzen konnte. „Als Real auf mich zukam, sah ich, dass sie eine tolle Gruppe von Brasilianern im Kader hatten und von Vanderlei Luxemburgo trainiert wurden. Warum sollte ich dann nach Barcelona gehen?“, blickt Robson de Souza, so der bürgerliche Name, gegenüber der spanischen Tageszeitung MARCA zurück.
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“Es gibt keinen neuen Pelé, nicht jetzt, niemals”
Das Ausnahmetalent bekam die legendäre Nummer 10, welche vor ihm von Luís Figo getragen wurde, und stand bereits tags später im Kader für das Liga-Spiel gegen den FC Cádiz. „Mein Debüt war großartig. Ich war am Tag zuvor in Madrid angekommen und war ziemlich nervös, aber es lief alles perfekt. Als ich meinen ersten Ballkontakt hatte, chippte ich ihn über einen Cadiz-Spieler und fing an zu dribbeln“, erinnert sich Robinho. Real gewann die Begegnung mit 2:1, der Neuzugang wusste zu überzeugen inklusive Pre-Assist und der Madridista machte sich Hoffnung auf den nächsten Weltfußballer in den eigenen Reihen. Denkste! Zwar blitzte sein Talent hin und wieder auf, doch dem Offensivspieler fehlte die Konstanz.
https://youtu.be/7-RihtoY8XQ
War der Druck vielleicht zu groß? Waren die Pelé-Vergleiche zu viel für das damalige Wunderkind? „Ich weiß, einige Leute haben erwartet, dass ich den Ballon d’Or gewinne. Wenn Pelé über dich spricht, hören die Leute zu. Sie haben diese Vergleiche aufgestellt, aber es gibt keinen neuen Pelé, nicht jetzt, niemals.“
Nach dem Abgang folgte das Scheitern
Trotz 35 Toren und 27 Vorlagen in 137 Partien konnte Robinho die Verantwortlichen letztlich nicht überzeugen. Zudem endete das Engagement in Madrid neben der Trainingsprügelei mit Thomas Gravesen mit einem noch größeren Krach. Grund hierfür war der Umgang der Madrilenen mit dem brasilianischen Nationalspieler im Wechselpoker um Cristiano Ronaldo gewesen. Der Brasilianer fühlte sich nicht genug geschätzt und wollte den Verein in Richtung England verlassen. Interessenten gab es auch hier genügend. „Mein Ziel war es, zum FC Chelsea zu gehen. (Luiz Felipe; Anm. d. Red.) Scolari sagte mir, dass ich für ihn im Team den Unterschied machen würde. Aber Real Madrid kam mit ihnen nicht gut klar. Sie mochten es nicht, dass Chelsea bereits Trikots von mir verkaufte, bevor die Einigung überhaupt erzielt worden war“, so der heute 36-Jährige, der mittlerweile beim türkischen Erstligisten Istanbul Başakşehir unter Vertrag steht.
Nach dem ganzen Hin und Her fühlte er sich schließlich gezwungen den Verein zu verlassen. Einfach weg aus Madrid: Real ließ ihn 2008 für 40 Millionen Euro zu Manchester City ziehen – angeblich dachte der Brasilianer sogar, es handele sich um Manchester United. Vor zwei Jahren gestand er, sich bei seinem Abschied nicht gut verhalten zu haben, doch seinen Wechsel bedauert er keineswegs: „Ich bereue es nicht, Madrid verlassen zu haben. Aber ich mag es nicht, dass es schlecht mit ihnen endete, als ich ging. Real war der Verein, der mir seine Türen geöffnet und mir die Chance geboten hat, Europa zu erobern“, so der 99-malige Nationalspieler und ergänzte anschließend: „Ich würde Florentino Perez wirklich gerne wiedersehen, ihn umarmen und ihm für all die guten Dinge danken, die er für mich getan hat. Für all die Liebe, die er mir gegeben hat.“
Leider sorgte der glorreiche Fußballer mit seinem Wechsel nach England dann neben dem Platz für Schlagzeilen. Nach wilden Party-Nächten bis hin zu einer angeblichen Vergewaltigung hat der Wandervogel mittlerweile sein Spaß am Fußball wieder in der Türkei für Başakşehir gefunden. Ob er dort mal Konstanz und Frieden findet?
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