
Real Madrid und der immense Druck
MADRID. Um den Erdball herum gibt es mit Sicherheit keinen zweiten Fußballverein, bei dem der Druck auf jeden einzelnen Spieler so immens ist wie bei Real Madrid. Aufgrund der ruhmreichen Historie, unzähligen gewonnen Trophäen und dem immer präsenten Bestreben, jedes Spiel und jeden Titel für sich zu entscheiden, sind die Stars dazu verdammt, den Erwartungen gerecht zu werden und Partie für Partie Bestleistungen zu zeigen. Da kann es schon öfter mal vorkommen, dass ein Akteur heute der viel umjubelte Mann ist und sämtliche Titelblätter der Sportgazetten füllt und morgen wegen einer mäßigen, unauffälligen oder gar schlechten Leistung von allen Seiten kritisiert wird. Im Estadio Santiago Bernabéu kommen dann auch Pfiffe gegen eigene Spieler nicht selten vor.
Noch viel gravierender: Eine schwache Performance gepaart mit einem Fehlverhalten. Es erhitzt nicht nur die Gemüter der Zuschauer, sondern löst gleichermaßen auch eine mediale Lawine nach der anderen aus. Was gestern Abend im Bernabéu geschah, war ein Paradebeispiel dafür, dass die Welt Real Madrids mit keiner anderen im Fußball verglichen werden kann. Mit Celta Vigo war der vor dem Spieltag Tabellen-15. zu Gast, erwartet haben alle Fans der Blancos nur eines: einen Sieg. Doch die Galicier boten der Truppe von Carlo Ancelotti lange Paroli, zur Pause stand es 0:0. Nicht alle erwischten einen Sahne-Tag, wie beispielsweise Ángel Di María. Doch gerade von dem Argentinier werden aktuell Top-Leistungen erwartet, immerhin kann er aufgrund der mit Gareth Bale und Jesé Rodríguez auf seiner Position starken Konkurrenz keineswegs von sich behaupten, seinen Platz in der Stammelf sicher zu haben. Als Ancelotti den 25-Jährigen in der 64. Minute vom Feld nahm, als es noch immer kein Tor zu bejubeln gab, quittierten die Madridistas auf den Rängen den Auftritt von „Ángelito“ mit einem Pfeifkonzert. Und weil die Nummer 22 beim Rauslaufen für einen Moment lächelte und sich dann an die Genitalien fasste, werfen nicht wenige Di María vor, dass er mit dieser Geste demonstrierte, was er von den Unmutsbekundungen des eigenen Anhangs hält.
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„Wollte weder gegenüber Publikum noch Trainer etwas tun“
Weil ein regelrechter Shitstorm gegen den Offensivspieler entfacht wurde und in Spaniens Sportpresse seitdem eine Meinung nach der anderen gesammelt wird, reklamierte der Gaucho noch gestern Abend wütend: „Ständig muss ich zu allem Rechenschaft ablegen. Mit dem Rest passiert nichts und gegen mich wird sich stets bewaffnet. Man will mich töten. Das ist ein barbarisches Tohuwabohu!“ Ehefrau Jorgelina Cardoso reagierte ebenso entrüstet: „Beschämend, dass dieser Aktion mehr Wichtigkeit gegeben wird als dem großartigen Sieg Real Madrids (3:0, d. Red.). Es gibt schon dumme Leute!“
Verein und Ángel Di María entschlossen sich am heutigen Tag nach dem Vigo-Spiel, das Geschehene nochmals zu erklären und die Wahrheit mitzuteilen. Gegenüber Realmadrid.com und Realmadrid TV schilderte der Linksfuß betonend: „Ich habe etwas Normales getan, als ich raus gegangen bin. Ich wollte weder dem Publikum gegenüber etwas tun noch gegenüber dem Trainer, auch wenn manche das sagen. Das war eine natürliche Sache, die jeder Mann macht und vor allem, wenn man gerade läuft. Auf dem Platz tut man das sehr oft. Falls es Leute gibt, die sich deswegen schlecht fühlen, dann bitte ich um Entschuldigung. Aber es ist so, wie ich es gesagt habe: Das war etwas Normales und keine Geste gegenüber jemandem. In den Fernsehbildern sehen wir, dass es eine Millisekunde ist. Das ist nichts. Es war etwas Natürliches. Ich fühle mich abgesehen von diesem Thema, das mir schlechte Laune bereitet, rumging und noch immer rumgeht, gut. Ich fühle mich sehr gut und bin sehr zufrieden. Ich arbeite weiterhin auf dieselbe Art und Weise und der Trainer hat Vertrauen in mich. So muss es weitergehen – arbeitend, um am Ende der Saison in Bestform zu kommen und die Titel einzufahren, denen wir nahe liegen.“ Für Di María ist hundertprozentig klar: Aus einer Mücke wurde ein Elefant gemacht. Aber das scheint um den Weltverein herum eben Usus zu sein…
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