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Gareth Bale vor Kiew: Startelf oder Edeljoker?

Es ist die eine große Frage, um die sich in den verbleibenden Tagen vor dem Spiel des Jahres alles in Madrid dreht: Darf Gareth Bale beim Champions League-Endspiel gegen den FC Liverpool von Beginn an mitwirken? REAL TOTAL hat sich mit den Pros und Contras beschäftigt und wagt einen Ausblick.

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Bale spielt seit September 2013 für die Blancos – Foto: Oscar del Pozo/AFP/Getty Images

MADRID. Ob sichtlich genervt oder als tatsächliche Option beantwortete Cheftrainer Zinédine Zidane die Diskussion am letzten Spieltag gegen Villarreal (2:2) mit Isco und Gareth Bale. Gemeinsam in der Startelf aufgeboten, zeigten beide Stars eine durchaus ansprechende Leistung. Der Balltanz um das letzte ungemein begehrte Ticket für das Champions-League-Finale gegen den FC Liverpool in Kiew (Samstag, 20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und Free-TV) fand dementsprechend keinen eindeutigen Sieger, sodass eine Startformation mit beiden Stars im Endspiel zumindest nicht gänzlich abwegig erscheint.

Doch trotz der starken Verfassung, in der sich beide Akteure momentan präsentieren, ist davon auszugehen, dass Zidane nicht auf Kombinationsspieler Karim Benzema in seiner Wunschelf verzichten möchte. Zumal auch dieser in den letzten Wochen wieder eine klar ansteigende Formkurve nachweisen konnte. Viele Experten rechnen mit der exakt selben Formation wie im Finale 2017 gegen Juventus Turin (4:1). Sprich: Zunächst mit dem Spanier und erneut mit dem Waliser auf der Bank.

Doch bestehen nicht auch genügend Argumente für eine Startelf-Nominierung Bales? REAL TOTAL stellt die Pros und Contras gegenüber und gibt eine Tendenz ab.

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Das spricht für Bale

  • Matchwinner-Attitude in Big Games

Ob mit unvergessenen 70-Meter-Sprint im Endspiel der Copa del Rey 2014 gegen Barcelona, dem Führungstreffer im “Décima”-Endspiel oder der starken Performance im Champions-League-Finale 2016: Bale steht für besondere Momente in besonderen Spielen. Die Amerikaner nennen diese Fähigkeit im Basketball gerne “Clutch”. Und Bale hat definitiv und trotz einiger schwieriger Momente definitiv in den vergangenen Jahren seine Clutch-Mentalität im weißen Trikot nachgewiesen. Auch im diesjährigen Finale wird es wieder auf die sogenannten Kleinigkeiten ankommen. Kleinigkeiten, die nur eine Handvoll Spieler auf diesem Planet im Stande sind, in solchen Spielen abzurufen. Der “walisische Express” gehört in jedem Fall dazu.

  • Premier-League-Gen

Der Premier League wird seit Jahren nachgesagt, dass sie eine ganz spezielle Liga sei. Nicht nur aufgrund der exorbitant hohen Ablösesummen, sondern insbesondere aufgrund der besonderen Spielweise, die auf der Insel geprägt wird: Physisch, extrem schnell und oft losgelöst von taktischen Zwängen mit ständigem Auf und Ab zwischen beiden Sechzehnmeterräumen. Bale hat für den FC Southampton und Tottenham Hotspur insgesamt 146 Partien in Englands höchster Spielklasse absolviert. 43 Tore und 31 Vorlagen kamen in diesem Zeitraum zu Stande. In seiner letzten Spielzeit in der englischen Eliteliga 2012/13 spielte der Waliser alles und jeden in Grund und Boden und kam in 33 Spielen auf bärenstarke 21 Tore und neun Assists. Zur Belohnung “durfte” Bale im Anschluss für die damalige Rekordablösesumme von 101 Millionen Euro zu den Königlichen wechseln. Seitdem wird nicht selten behauptet, dass die Gangart in der Premier League dem 28-Jährigen aufgrund seiner enormen physischen Fähigkeiten und dem Bedarf nach Raum um seine Schnelligkeit ausspielen zu können, eher liegt.

  • Torabschluss-Qualitäten

Wenn man Lehren aus der königlichen Spielzeit 2017/18 zieht, steht ganz oben auf der Agenda: Fällt Cristiano Ronaldo verletzungsbedingt aus oder erwischt er einen eher mäßigen Tag, fehlt es dem weißen Ballett eindeutig an Torgefahr. Dem Mittelfeld mangelt es am Zug zum Tor und Karim Benzema mag immer noch ein wichtiger Bestandteil dieser Mannschaft sein, wird aber in diesem Leben kein eiskalter Vollstrecker mehr. Aufgrund erneut vieler kleiner und größerer Verletzungen verlor Bale im Laufe der LaLiga-Saison an Spielpraxis und vor allem Rhythmus. Was jedoch in der Endbewertung seiner Saison schnell unterschlagen wird: In 26 Einsätzen, davon nur 21 von Beginn an, konnte der Waliser stolze 16 Tore und vier Vorlagen beisteuern. Darunter der 2:2-Ausgleichstreffer im Camp Nou, der zu Punkt eins passt. Nur 113 Minuten benötigte Bale damit im Durchschnitt, um einen Treffer zu erzielen. Und ein Königsklassen-Endspiel kann bekanntermaßen auch mal 120 Minuten andauern.

Das spricht gegen Bale

  • Ballsicherheit

Bale ist pfeilschnell, hat einen wuchtigen Torabschluss und den unbändigen Willen. Was dem Waliser jedoch, im Vergleich zu seinen potentiellen Konkurrenten Benzema und Isco abgeht, ist eindeutig die Ballsicherheit in Pressingsituationen und das Festmachen von Bällen als Sturmspitze. Zwei Aspekte, die dem ehemaligen Spielmacher und Fußballästhet Zidane jedoch besonders am Herzen liegen und gegen die klopp’sche Pressingmaschine von großer Bedeutung sein könnten. Isco verleiht dem königlichen Spiel in Zusammenarbeit mit den geschätzten Kollegen Luka Modrić und Toni Kroos eine Pressingresistenz, die europaweit seinesgleichen sucht und für absolute Kontrolle im Mittelfeld sorgen kann. Und Benzema sorgt mit seiner Kombinationssicherheit und seinen ständigen Positionswechseln für die nötigen Räume und Bälle für Tormaschine CR7. Zidanes Real gewann die letzten beiden Champions-League-Finalspiele nicht aufgrund überfallartigem oder spektakulärem Offensivfußball, sondern wegen geduldiger und abwartender Herangehensweise und der totalen Kontrolle im Mittelfeld.

  • Chemie

Auch nach vier Jahren in der spanischen Hauptstadt wirkt der Mann von der Insel noch nicht vollkommen integriert und angekommen in Madrid. Ob es nun die fehlenden Sprachkenntnisse oder der unterschwellige Superstar-Komplex gegenüber Ronaldo sind, Bale scheint teilweise isoliert innerhalb des Mannschaftsgefüges. Nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz. Selbst bei Torerfolgen dreht er häufig allein ab. Die Nicht-Nominierung in einigen wichtigen Partien in den vergangen Jahren trägt mit Sicherheit auch ihren Teil bei. Seinen Status als Mitglied des unberührbaren “BBC”-Triumvirats hat er längst eingebüßt. Trotz seiner exzellenten Torquote in dieser Saison suchte der Mann aus Cardiff meistens seine Rolle und Funktion auf dem Feld. Mal als linker Außenspieler, mal als Sturmspitze aufgeboten, fand der Waliser in diesem Jahr nie so richtig seine Bestimmung in Zidanes Konzept. Und der königliche Chefcoach hat in diesem Jahr nicht nur einmal nachgewiesen, dass er eine ausgeglichene und harmonische Elf einzelnen, eventuell größeren Namen vorzieht.

  • Wechselgerüchte

Bleibt er oder geht er? Vieler Bekenntnisse von “Zizou” und seinem Berater Jonathan Barnett zum Trotz, scheint ein Abschied des 101-Millionen-Mannes nach der Saison im Bereich des Möglichen zu sein. Die vielen Nicht-Berücksichtigungen nagen sichtlich am Selbstverständnis des 28-Jährigen. Ebenso wie die Tatsache, immer noch im übermächtigen Schatten von CR7 stehen zu müssen, der auch mit 33 Jahren nicht den Eindruck erweckt, seine Karriere gemächlich ausklingen lassen zu wollen. Hinzu kommt eine Verletzungshäufigkeit, die sowohl ihn, als auch seinen Arbeitgeber nicht zufrieden stellen können. Potentielle Abnehmer fänden sich, insbesondere in der Premier League, zuhauf. Die ständigen Unruhen rund um seine Person könnte Zidane als störend empfinden und alleine deshalb auf Bale von Beginn an verzichten. Siehe Punkt zwei. Eine weitere Nicht-Nominierung in einem Endspiel könnte dann aber tatsächlich das endgültige Ende der Bale-Ära in Madrid bedeuten.

Bale muss wohl erstmal wieder auf die Bank – Foto: Catherine Ivill/Getty Images

REAL TOTAL-Ausblick

Welche Elf Zidane nun am Samstag ins Rennen schicken wird, kann nur der Franzose selbst beantworten. Und wird dies aller Dementis zum Trotz für sich auch bereits getan haben. Sein Gegenüber Jürgen Klopp rechnet mit derselben Startelf wie im Endspiel 2017 – und wird wohl Recht behalten. Zu sehr vertraute Zidane in den letzten Wochen in den wichtigen Spielen eben nicht auf Bale und zu oft wurde er trotz dieser kontroversen Entscheidungen in seiner Wahl bestätigt. Die Punkte Ballsicherheit und Teamchemie werden den Ausschlag für Isco und Benzema in der Anfangsformation geben, um zunächst nicht in Rückstand zu geraten und das Spielgeschehen gegen die offensive Wucht der Engländer kontrollieren zu können. Dass bei einem engen Spielstand oder gar Rückstand der Waliser noch mal als ultimative Waffe von der Leine gelassen werden kann, ist als absoluter Luxus für Zidane zu bewerten und dürfte im Gegenzug Klopp einige Bauchschmerzen bereiten. Ob und wie es für Bale nach dieser Spielzeit in Madrid weitergeht, wird enorm viel von dieser Entscheidung in Kiew abhängen.

Bale, Isco, Benzema: Wer wird im Finale starten?

  • Ergebnis

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David Döring

Seit der Ankunft Luis Figos im Jahre 2000 Blanco durch und durch - In schweren, wie in guten Zeiten. Hala Madrid!

Kommentare
Bale ist aktuell der torgefährlichste Spieler bei uns wenn man sich die letzten paar Spiele anschaut ! Im Vergleich zu Benz spricht alles für ihn aber es wird wohl die Entscheidung Isco oder Bale sein...
 
Ich wäre ja für ein 433 mit Casemiro, Modric und Kroos im Mittelfeld und Cristiano, Isco und Bale im Sturm. Isco sollte allerdings nicht als Zehner spielen, sondern als Benzema-Ersatz in der Sturmspitze. Bei Real wird ja ohnehin kein 9er verpangt, der Tore schießt, sondern einer, der seinen Mitspielern Wege frei macht und sie in Szene setzt und das kann Isco definitiv besser als Benzema.
 
Warum nicht mit BBC als Sturmtrio, Isco vor den dreien als 10er und mit Kroosdrić auf der Doppel 8 ins Spiel gehen und dann je nach Situation variieren?..Weil Casemiro gegen Teams die sehr hoch pressen nicht so ballsicher ist und schnell mal gerne den Ball verliert, was in der Vergangenheit gerne mal zum Treffer der Gegner geführt hat. Dann könnte Zizou nämlich Casemiro gerne in der 2HZ reinrotieren für einen da vorne. Dann müsste einfach jeder Spieler nach Hinten arbeiten und mit dieser Aufstellung würden die Reds nie im Leben im Vorfeld damit rechnen....
Den sogenannten Balance-Spieler würde ich nie im Leben streichen. Wenn es um Ballsicherheit geht dann müsste man eher zur Variante Kovacic greifen. Ich glaube aber dass gerade Casemiro vor allem in der Defensive gebraucht wird um gegen die dribbelstarken Liverpooler Sturmspitzen zu doppeln und um die "zweiten Bälle" dingfest zu machen. Dem sehr beweglichen Firmino darf man das Halbfeld vor der Abwehr nicht schenken! Bin ganz klar für Kontrolle mit Casemiro, Isco und Benzema. Bale ist als Joker zusammen mit Asensio weitaus effektiver als zB Benzema oder Isco.
 
Bin dafür das Bale spielt! Der Typ zeigt immer wieder was er für ein Topspieler ist, aber Karim Zidane wird mehr aufgestellt weil er die Beste Doppelpass Station ist??? Das kann es einfach nicht sein. Was die Chemie angeht, da sind für mich eindeutig Ramos und Ronaldo schuld. Ramos hätte Bale mehr in die Mannschaft integrieren sollen. Ronaldo ist dabei auch keine Hilfe. Er jubelt nie mit Bale wenn er ein Tor schiesst, lässt Ihn praktisch nie Freistösse schiessen und sieht in Ihm mehr einen Konkurrenten als einen Freund. Da macht es Messi deutlich besser. Coutihno zb. ist schon integriert und das nach der Rückrunde
 
Zidane tut mir so leid , wie wäre es aber mit toni, luka isco und bbc :D
Zu offensiv und dazu fehlt UNS dann ein Spieler wie Case der mal ordentlich dazwischenhaut und Isco ist einfach zu langsam und meiner Meinung ein Spieler der nicht gerade durch super Defensive Arbeit auffällt .
 
Ich bin voll und ganz der Meinung das wir einen neuen Stürmer brauchen aber trotzdem muss benzema mit Ronaldo im Sturm starten und isco dahinter
 
Navas
carv-varane-ramos- marcelo
modric-kroos
isco
Bale Benz Ronaldo
 
schön dass alle fit sind aber möchte nicht in zidanes haut stecken und die aufstellung machen müssen...man kann ja viel spekulieren welcher spieler für welchen gegner besser geeignet wäre, schlussendlich kann genau das gegenteil eintreten...
ich vertrau da mal voll und ganz unserem boss, wenn er recht behält und wir gewinnen dannn umso schöner , wenn nicht , dann ist es sicher nicht der bale oder benzema personalie geschuldet
auf ein spektakuläres spiel und das bessere ende für uns...HALA MADRID
 
Bin auch für Bale, insbesondere da die Abwehr von Liverpool mässig ist. Vor allem auch die Aussenbahnen sind nicht wirklich gut besetzt, deshalb wäre Bale zusammen mit Ronaldo eine Wucht.
Isco sehe ich nicht, da wir das Mittelfeld nicht stärken müssen... wenn dann eher die Abwehr, d.h. vielleicht neben Casemiro noch Kovacic? Wäre auch eine Überlegung, aber wohl zu fest Angsthasenfussball ;-). Somit BBC! Hala Madrid! Trecima!!!!! Das wäre Hammer.
 
Ein Blick auf die letzten Wochen und Monate und der Tatsache, dass Bale trotz teils überragender Leistungen mit Toren stets in der bereits verlorenen Liga zum Einsatz kam und in der CL von Zidane auf die Bank verfrachtet wurde, reicht um zu wissen, dass Isco, Ronaldo und eben unser Luxusstürmer Benzema spielen werden. Da muss man kein allzu großer Prophet sein. Schade, für mich stellt sich eigentlich leistungsgemäß die Mannschaft mit Isco, Bale und Ronaldo auf aber Zidane hat in der Sache Benzema da eine ganz eigene Optik.
 

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