
Die legendäre “Quinta del Buitre” ging gerade ihre ersten Schritte, als Real Madrid 1985 und 1986 seine beiden einzigen Triumphe im UEFA-Cup feierte. Gibt man eine Menge auf Historie und Statistiken, darf der gemeine Madridista dank ein paar unvergesslicher Duelle aus dieser Ära gelassen in die Spiele gegen Inter Mailand und Borussia Mönchengladbach gehen. Ein Blick zurück:
Europapokal der Landesmeister hin, Champions League her. Die beiden spektakulärsten internationalen Spielzeiten der glorreichen königlichen Vereinsgeschichte bestritt Real Madrid mit großer Wahrscheinlichkeit im UEFA-Cup – in einer Ära, über die heutzutage gar nicht mehr allzu viel bekannt ist. 1984/85 und 1985/86 triumphierten die Blancos, als nur die nationalen Meister im Vorgänger der heutigen Champions League antraten, dank etlicher Aufholjagden – der legendären Remontadas.
Das Bernabéu als Heimfestung
Ehe die Quinta del Buitre seither Unerreichtes vollbrachte und zwischen 1986 und 1990 fünfmal hintereinander spanischer Meister wurde, sorgte ein von den Ikonen Juanito und Santillana angeführtes Team für europäische Glanzstunden in der damals uneinnehmbaren Heimfestung Estadio Santiago Bernabéu.
1984/85 hatte Madrid bereits in der zweiten Runde mit 1:3 beim kroatischen Vertreter HNK Rijeka verloren, als Juanito, Santillana und Jorge Valdano in der Schlussphase des Rückspiels insgesamt drei Treffer erzielten und den Spieß noch umbogen. Der Wahnsinn wurde fortan zur Methode.
Santillana, König der Remontadas
Nach einer 0:3 Auswärts-Schlappe in Anderlecht (die Merengues gewannen das Rückspiel diesmal mit 6:1!), kassierte Real Madrid auch im Hinspiel des Halbfinals im Mailänder Stadio Giuseppe Meazza einen schier aussichtslosen Dämpfer (0:2). Doch weil Inter-Spezialist Santillana und Co. scheinbar gar nicht mehr anders konnten, zog das in diesen Jahren von Alfredo di Stéfano, Amancio Amaro und Luis Molowny trainierte Team durch ein 3:0 im Rückspiel doch noch ins Finale ein (3:0 und 0:1 gegen Videoton aus Ungarn).
Die Remontadas bewährten sich auch in der Folge-Saison 1985/86, an die sich die älteren Mitglieder des Madridismo nach der Auslosung – neben Inter und Gladbach trifft Real auf Shakhtar – zurückerinnert gefühlt haben dürften: Im ersten Spiel des UEFA-Pokal-Achtelfinals holten sich die Blancos in Mönchengladbach eine der berüchtigten Klatschen auf deutschem Boden ab (1:5), was nach einer ganz besonderen königlichen Nacht allerdings keine Rolle mehr spielte.
Ein später Santillana-Doppelpack, der auf 4:0 stellte, sorgte im altehrwürdigen Bernabéu möglicherweise für den historisch absoluten Stimmungshöhepunkt – Real Madrid hatte tatsächlich auch diesen Rückstand gedreht. Im Halbfinale wartete erneut Inter, das sich in Mailand “nur” ein 3:1 erspielten konnte.
“90 minuti en el Bernabéu son molto longo”, warnte Juanito hinterher bilingual dank seiner Erfahrungswerte. 90 Minuten im Bernabéi sind sehr lange! Und die Legende sollte Recht behalten, auch wenn aus 90 Minuten deren 120 wurden, weil – natürlich – Santillana erst in der Verlängerung mal wieder doppelt zuschlug. Endstand: 5:1.
Dass das mit den Aufholjagden aber leichter gesagt als getan war, musste im Finale 1986 der 1. FC Köln erfahren, der den 5:1-Hinspiel-Sieg Real Madrids nicht mehr umbiegen konnte (2:0 für Köln).
Dreieinhalb Jahrzehnte und etliche Spieler-Generationen später liegt es in der CL-Vorrunde 2020/21 in der Gruppe, die vielleicht am ehesten zur “Todesgruppe” taugt, nun an den Königlichen der Neuzeit, diesmal nicht in Rückstand zu geraten – oder Inter und Gladbach eben aufzuzeigen, dass 90 Minuten auch im Di Stéfano verdammt lang sein können…
Auch wenn die Madridistas nicht live dabei sein können: Es wird für sie die Gruppenphase der Nostalgie!
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