
Ancelottis Real-Rückkehr: Plötzlich geht alles schnell
MADRID. Und da ist er plötzlich wieder. Sechs Jahre, nachdem er bei Real Madrid exakt zwölf Monate nach dem historischen Gewinn des zehnten Champions-League-Titels in der Vereinsgeschichte wegen eines titellosen Saisonendspurts völlig gnadenlos vom Hof gejagt worden war. Am 25. Juni 2013 hatten die Königlichen die erste Amtszeit von Carlo Ancelotti eingeläutet, jetzt, am 1. Juni 2021, verkündeten sie schließlich: Der Italiener kehrt zurück, beerbt seinen damaligen Co-Trainer Zinédine Zidane und erhält einen Vertrag bis Mitte 2024.
Selbst noch am Montag wird „Carletto“ wohl niemand wirklich ernsthaft auf der Rechnung gehabt haben. Vergangene Woche hatte sich die Option Massimiliano Allegri rasch zerschlagen, weil dieser erneut bei Juventus Turin unterschrieb. Daraufhin galten Raúl Gonzalez Blanco, Coach der zweiten Mannschaft, und der von Inter Mailand abgewanderte Antonio Conte als die einzig heißen Kandidaten.
Bei Mauricio Pochettino unternahm die Führungsriege um Florentino Pérez einen Versuch, kontaktierte Paris Saint-Germain, handelte sich aber eine Absage ein und bohrte nicht weiter nach – auch, um die gute Beziehung zu den Franzosen vor dem Hintergrund der geplanten Verpflichtung von Kylian Mbappé beizubehalten. Am Dienstag ging dann mit Ancelotti alles ganz schnell: Das erste Gerücht, konkretere Medienberichten, ein am Vereinsgelände in Valdebebas eintreffender Florentino Pérez und schließlich die offizielle Mitteilung.
ÚLTIMA HORA
Florentino llega a las oficinas del club
¿Inminente anuncio de Ancelotti?
#⃣ #Felices5Gol pic.twitter.com/tiDdVFdPGP
— DirectoGol (@DirectoGol) June 1, 2021
„Meiner Meinung nach der richtige Schritt“
Eine überraschende Entwicklung – sogar für den neuen Übungsleiter selbst, der für sein erneutes Engagement an der Concha Espina dem FC Everton dankbar den Rücken kehrt. „Obwohl ich es genossen habe, bei Everton zu sein, wurde mir eine unerwartete Chance angeboten, die meiner Meinung nach der richtige Schritt für mich und meine Familie zu diesem Zeitpunkt ist“, wird „Carletto“ in einer Mitteilung des Premier-League-Vereins zitiert.
In den sozialen Netzwerken unterstreicht er derweil seine Zuneigung gegenüber Real, mit dem er 2014 den Champions-League-Titel gewonnen hatte. „Ich möchte dem FC Everton, meinen Spielern und den Fans dafür danken, dass sie mir die Möglichkeit gegeben haben, diesen fantastischen und historischen Verein zu trainieren. Ich habe mich entschieden, zu gehen, da ich eine neue Herausforderung bei einem Klub habe, den ich immer im Herzen hatte: Real Madrid“, so Ancelotti, der zehn Akteure aus dem Rückrunden-Kader der Blancos noch von seiner ersten Etappe kennt und David Alaba bereits beim FC Bayern trainierte.
I would like to thank Everton FC, my players and the supporters for giving me the opportunity to manage this fantastic and historical club. I decided to leave as I have a new challenge with a team that was always in my heart, Real Madrid. pic.twitter.com/SDV8T7qMDR
— Carlo Ancelotti (@MrAncelotti) June 1, 2021
Ancelotti 2015: „Meine Entlassung war nicht richtig“
Was jetzt auf ihn zukommen wird, weiß er bestens. Wahrscheinlich zu gut sogar. Der erfahrene Trainer muss liefern, Titel gewinnen. Erst recht nach der abgelaufenen Saison, die keine Silberware hervorgebracht hat. Hinzu kommt: Die öffentlichen Zweifel an dem notwendigen Umbruch sind nicht gerade gering, ähneln sich Ancelotti und Zidane sowohl taktisch als auch in ihrem menschlichen Führungsstil doch ziemlich stark.
Dass Ancelotti vor mehr als einer halben Dekade bereits nach zwei Spielzeiten abgesägt worden war, hatte er im Nachhinein kritisiert. „Wenn man mich über meine Entlassung von Real Madrid fragt, sage ich, dass das nicht richtig war. Ich war sehr, sehr unglücklich. Wenn der Trainer bei Real Madrid nicht gewinnt, wird er entlassen. Hätte ich ‚la Décima‘ nicht gewonnen, wäre ich ein Jahr eher entlassen worden. Aber ich wusste das, als ich den Job annahm. Ich hätte entscheiden können, nicht bei zu unterschreiben, aber Real Madrid ist der bedeutendste Klub der Welt“, sagte Ancelotti im November 2015.
Als Ancelotti Pérez kritisierte: „Ist immer der Trainer schuld?“
„Der Präsident ist die Person, die den Klub kontrolliert. Der Job des Trainers ist es, ihn glücklich zu machen“, betonte er zu jener Zeit nur wenig später. Pikant: Wiederum bloß zwei Monate danach, als sein Nachfolger Rafael Benítez nach nur wenigen Monaten ebenso rasiert worden war, übte Ancelotti Kritik – und zwar an Pérez. „Diese Entscheidung des Präsidenten ist für mich wirklich schwer zu verstehen. Er war gerade mal eine halbe Saison da! Liegt die Verantwortung wirklich immer beim Trainer? Ist es immer er, der falsch liegt?“ Dieser hohe Anspruch in Spanien wird ihn auch jetzt wieder begleiten. Tagtäglich.
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