
Sergio Ramos entscheidet einfach alles. Betis? Clásico? Champions League? Alles. Sergio Ramos entscheidet so viel, dass es nicht mehr reicht, seine eigenen Spiele zu entscheiden. Er entscheidet nun auch die Spiele anderer. Wenn er mit seinem Audi in Valdebas auf das Trainingsgelände fährt und auf einem der Plätze ein Trainingsspiel der A-Jugend sieht, bremst er sofort, prescht auf das Feld. Die jungen Verteidiger schrecken zurück. Ramos steigt hoch und zimmert einen Kopfball ins Netz, dass fast die Maschen reißen. Playstation-Controller vibrieren wild. Verwirrung kommt auf. Trinkflaschen fliegen und im Augenwinkel sehen sie fast aus wie Champions-League-Pokale. Jubelnd verlässt Ramos den Platz. Zack. Trainingsspiel entschieden. Weiter geht es.
In seiner Villa steht Cristiano Ronaldo vor dem Spiegel, vor dem er Abends eingeschlafen ist, und überlegt, welche seiner 500 Nike-Schuhe er heute tragen soll. Sergio betritt im Vollsprint die Villa. Seine Augen glühen vor Überzeugung. Er kommt vor Cristiano Ronaldo zu stehen und sagt: „Heute die Schuhe, Cristiano.“ Zack. Schuhauswahl entschieden. Von Sergio Ramos. Kurz bevor die Schuhauswahlzeit abgelaufen war. Unglaublich. Diese Konstanz.
Sergio Ramos entscheidet so viel, dass die UEFA darüber nachdenkt, das Elfmeterschießen abzuschaffen. Nach 120 Minuten kommt einfach Sergio Ramos auf das Feld und entscheidet das Spiel für eine Mannschaft, egal welche. Er entscheidet es. Er jubelt. Niemand kann ihn aufhalten. Cristiano Ronaldos Zwillinge werden nicht von einer Leihmutter geboren werden, sie werden von Sergio Ramos irgendwann ab der 80. Minute auf das Feld geworfen werden. Sergio Ramos entscheidet die Bundestagswahl. Martin Schulz? Angela Merkel? Sergio Ramos wird es kurz vor Ende des Wahlkampfes einfach entscheiden. Die Leute denken: „Ob Sergio Ramos das auch entscheidet? Nein, das kann doch nicht sein!“ Und genau dann entscheidet er es. Immer wieder. Es sind die kleinen Spiele und die großen Entscheidungen. Er ist der Kapitän.
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Okay. Dieser Text ist völlig übertrieben. Das stimmt ja alles gar nicht. Sergio Ramos kann nicht einfach alles alleine entscheiden. In Wahrheit steht er häufig alleine vor dem Supermarktregal und denkt: „Apfelsaft oder doch KiBa?“ Sergio Ramos rätselt und rätselt. Er kann es nicht alleine entscheiden. In dem Moment erscheint Toni Kroos neben ihm und wirft ihm den Kiba-Saft zu. Sergio nimmt ihn, er wählt ihn. Entscheidung erzwungen. Denn wir alle wissen: Sergio Ramos kann nicht alles alleine entscheiden. Aber mit Toni Kroos zusammen kann er es. Alles.
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