Interview

„Ich bin in meinem Leben immer gegen den Strom geschwommen“

Nicht jeder Fußballer kann von sich behaupten, für große Klubs wie Manchester United oder Real Madrid gespielt zu haben respektive zu spielen. Doch wenngleich Javier „Chicharito“ Hernández nach seiner Ankunft in Europa stets bei Top-Adressen des Weltfußballs landete, plagten ihn aufgrund andauernder Reservisten-Rollen Selbstzweifel. Bei CADENA SER sprach der Mexikaner, der die aktuelle Abstinenz von Karim Benzema zu nutzen weiß und seinen Platz in vorderster Front sicher hat, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag über sich und seine schwierige Vergangenheit.

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Javier Hernández
Javier Hernández schoss Real Madrid zuletzt gegen Atlético ins Champions-League-Halbfinale

JAVIER HERNÁNDEZ über…

…seine Situation vor einigen Wochen, als er als Reservist schon in Vergessenheit geriet: „Ich war aber sehr geduldig, hatte großen Glauben. So war mein Leben. Ich bin immer gegen den Strom geschwommen. Ich bin kein Konformist. Wenn ich fünf Partien spiele, will ich danach zehn, 20 spielen. Ich habe sehr schwierige Monate erlebt, wie ich es in dem Interview in Mexiko sagte. Ich war mehr als deprimiert. Frustriert. Denn ich wollte der Mannschaft helfen. Meine Situation war nicht angenehm. Ich erinnere mich besonders an meine Eltern und meine Schwester, die mich bei meinem europäischen Abenteuer begleiteten. Meine Cousine Paola hat mir geholfen, als alles schlecht lief. Ich habe mich selbst gefragt, ob ich das Talent habe, für Real Madrid zu spielen. Sie sagten mir: ‚Du bist dumm. Wenn du dort bist, dann, weil du es hast.‘ Jetzt bin ich glücklich. Wenige können sich vorstellen, was mir passiert ist. Doch die Vergangenheit ist für mich fast vergessen. Ich bin über einen Stein gestolpert, habe es vergessen, will jetzt aber nicht noch einmal stolpern.“

…die Frage, ob sein Status innerhalb des Teams nun ein anderer sei: „Nein. Als ich nicht gespielt habe, behandelten sie mich wie einen weiteren Spieler der Mannschaft. Vom dritten Torhüter bis hin zu Cristiano Ronaldo. Ich habe eine sehr gute Beziehung zu Keylor (Navas) und James (Rodríguez), dazu haben mich Sergio Ramos und Pepe immer unterstützt. Sie gaben mir gute Ratschläge. Álvaro Arbeloa ebenso. Vielleicht entsteht zwischen Spielern keine Freundschaft, aber das Wichtigste ist die Kameradschaft, da wir für dasselbe Ziel kämpfen.“

…die Frage, ob er die Bank fürchte, wenn Karim Benzema und Gareth Bale wieder fit sind: „Das ist Teil des Fußballs. Ich weiß nicht, ob ich dann weiterhin spielen werde. (Carlo) Ancelotti sagte mir nur, dass er sehr glücklich mit meiner Arbeit ist und ich so weitermachen soll. Ob er unfair zu mir war, weiß ich nicht. Ich wollte nur spielen, um zu beweisen, dass ich beim besten Verein der Welt sein kann. Ich will, dass man sich an mich erinnert – ob ich hier bin oder nicht –, denn meine Fehlerquote war minimal. Ich mache die Aufstellungen nicht, ich kann mich nicht aufstellen und verstehe das, denn es ist eine Mannschaft mit Weltklasse-Niveau. Es können nur elf spielen. Es bleibt dir nur das Spielen oder Warten.“

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…die Worte von Louis van Gaal, das Tor gegen Atlético würde nichts an seinem Abgang bei Manchester United ändern: „Ich weiß nicht, ob er das sagte oder nicht. Vor einem Derby veröffentlichte eine englische Zeitung einmal einige Aussagen, die nicht von mir stammten. Wenn er das sagte, sind seine Meinungen sehr respektabel. Van Gaal und Ancelotti sind sehr unterschiedlich. Ancelotti hat ein wenig mehr Kontakt zu uns Spielern. Er ist ruhiger. Van Gaal gefällt die Routine sehr. Die Zeitpläne sind immer dieselben, sehr strikt und diszipliniert. Ancelotti ist mehr wie Ferguson, er räumt den Spielern mehr Freiheiten ein.“

…Unterschiede zwischen Manchester United und Real Madrid: „Es sind zwei Klubs, die zu den Top fünf der Welt gehören. Die englische Kultur ist vollkommen anders als die spanische, aber wegen etwas gewinnen beide derart viele Titel.“

…seine unklare Zukunft: „Ich weiß nicht, was passieren wird. Ich bin beim besten Klub der Welt und was sich am wenigsten in meinem Kopf befindet, ist meine Zukunft. Ich genieße den Moment jetzt.“

…die hin und wieder vorkommenden Pfiffe gegen Iker Casillas: „Der Fan ist im Recht, das zu tun, was er möchte. Aber bei Casillas ist es unglaublich, was er gewonnen und für den Fußball getan hat.“

…der beste Torjäger: „Der Beste war Ronaldo, der mollige…“

…Cristiano Ronaldo: „Er ist der beste Spieler der Welt, ein Beispiel für uns im Training. Er will immer mehr. Ohne diese Mentalität könnte er nicht der Beste sein.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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