Interview

„Ich habe doch noch gemerkt, dass das Vertrauen vom Trainer fehlt“

Es war die absolute Überraschung des gestrigen letzten Transfertages: Mesut Özil wechselt für rund 50 Millionen Euro tatsächlich von Real Madrid zum FC Arsenal nach London. Eine Entscheidung, die – schenkt man seinen Worten Glauben – nicht von langer Hand geplant war, aber einen Grund hatte. Im Interview mit der Presseabteilung des DFB erläuterte der 24-Jährige diese und bedankte sich gleichzeitig für die Unterstützung der Fans.

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Mesut Özil
Mesut Özil spielt nicht länger im Trikot von Real Madrid Fußball

„Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe“

MÜNCHEN. Die Meldungen überschlugen sich am gestrigen Montag, dem zugleich letzten Tag der Transferperiode: Medizincheck in München am Morgen, langes Warten über den Tag und dann die Bestätigung beider Seiten in der Nacht. Mesut Özil wechselt für knapp 50 Millionen Euro nach England. „Ich freue mich sehr auf Arsenal, weil ich das Vertrauen vom Trainer habe“, erklärte Özil im Interview mit der Presseabteilung des DFB. „Ich habe mit Arsène Wenger (Teammanager von Arsenal; d. Red.) sehr lange telefoniert und er hat mir seine Vorstellungen gesagt. Er vertraut mir und das brauche ich auch als Spieler. Vor allem freue ich mich natürlich auch auf meine Mannschaftskollegen wie Lukas Podolski oder Per Mertesacker, mit denen ich jetzt zusammenspielen werde. Ich freue mich einfach auf die neue Aufgabe dort. Ich habe schon gehört, dass Arsenal super Fans haben. Die Stadt ist toll, die Mannschaft ist super klasse. Ich freue mich einfach darauf.“ Nachdem der Deutsche nun drei Jahre lang die Fußballschuhe für die Königlichen schnürte und wohl gerade erst sein Spanisch perfektionierte, heißt es nun gleich wieder umgewöhnen: „Nicht nur Arsène Wenger wird mir helfen, sondern auch meine Mannschaftskollegen, die dort spielen werden mir wahrscheinlich helfen. Ich freue mich einfach auf die neue Aufgabe.“

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„Ich hätte mich bei jedem Klub der Welt durchgesetzt“

Die Verwunderung, insbesondere bei den Fans von Real Madrid, war jedoch nach dem Bekanntwerden des Transfers umso größer, dass die Nummer 10 der Blancos noch vor wenigen Tagen in aller Deutlichkeit verkündete, in Madrid bleiben zu wollen, der 24-Jährige nun aber gegangen ist. Was soll das? Was ist falsch gelaufen? Warum der Sinneswandel? „Weil ich mir zu diesem Zeitpunkt sicher war, dass ich bei Real Madrid bleibe. Danach habe ich dann aber doch noch gemerkt, dass ich das Vertrauen vom Trainer nicht habe, genauso wie von den Verantwortlichen. Und ich bin ein Spieler, der das Vertrauen braucht. Das habe ich bei Arsenal jetzt gespürt und deswegen wechsele ich auch dorthin. Auch die WM spielt eine Rolle. Arsène Wenger gibt mir das Vertrauen und so kann ich mich weiterentwickeln. Ich will topfit sein für die Weltmeisterschaft. Und bei Real… Ich weiß natürlich, was ich kann, was für ein Potenzial ich habe. Ich hätte mich bei jedem Klub der Welt durchgesetzt. Das weiß ich, weil ich von mir selbst überzeugt bin, aber wenn ich das Vertrauen nicht spüre, dann war das bei mir so, dass ich den Klub doch verlassen musste. Ich werde mich unter dem neuen Trainer weiterentwickeln und freue mich auch auf die Premier League.“

Bedeutet also: Am Donnerstag, als Özil sich zu Real bekannte, fühlte er sich noch pudelwohl in der spanischen Hauptstadt und war mit der sportlichen Situation nicht unzufrieden. „Warum sollte ich gehen?“, fragte er aussagekräftig und hatte dabei auch die Verpflichtung Superstar Gareth Bale im Kopf. Dass der Spielgestalter am Sonntag gegen Athletic Bilbao 90 Minuten lang auf der Bank schmoren musste, scheint den Ausschlag gegeben zu haben – so verrückt das auch klingen mag.

Poldi Özil
Mesut Özil (r.) mit DFB-Kollege sowie Neu-Arsenal-Mitspieler Lukas Podolski (l.) und dem Arsenal-Trikot

„Ich will mich für die Unterstützung der Fans bedanken“

Nun bleibt also nur noch das Unverständnis der Fans über die neue Situation. Das Bernabéu skandierte während der Präsentation von Gareth Bale Richtung Präsident Florentino Pérez für einen Verbleib des deutschen Nationalspielers, doch waren am Ende alle Bemühungen zwecklos. Bedanken wollte er sich trotzdem für die Unterstützung und betonte abschließend: „Die Fans in Madrid werden mir fehlen. Sie haben mich bis zur letzten Sekunde unterstützt auch jetzt als ich mitbekommen habe, dass tausende Fans im Stadion gerufen haben, dass man Özil nicht verkaufen soll. Das zeigt, wie die Fans hinter mir standen und das macht einen dann natürlich traurig. So ist das Fußballgeschäft eben, jedoch wünsche ich meinen Freunden dort alles Gute, dass sie gesund bleiben und erfolgreich sind. Ich will mich nochmals persönlich bei den Fans bedanken, dass sie mich bis zum Schluss unterstützt haben.“

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von
Marcel Hildmann

Sportjournalismus-Student, der seit dem CL-Sieg 2002 im Bann der Königlichen steht und seit vielen Jahren im World Wide Web sein redaktionelles Unwesen treibt. Aus Leidenschaft wird nun Beruf – REALTOTAL ist dafür die perfekte Plattform.

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