Interview

„Ich habe geweint, gelitten und hatte schlaflose Nächte“

Wie mag sich Kapitän Iker Casillas in den vergangenen Monaten wohl als Reservist gefühlt haben? Die 32-jährige Real-Ikone verriet es FIFA.com. Eines sei gesagt: äußerst schlecht. Außerdem teilte „San Iker“, wann ein Abschied von den Königlichen für ihn infrage käme und sprach darüber hinaus über das Pflichtspiel-Comeback sowie die Unterstützung, die er in der schwierigen Zeit erhielt.

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Iker Casillas
Die letzten Monate waren für Iker Casillas sehr schwere

„Ich bin mit Leib und Seele Madridista“

FORTALEZA. Die vergangene Spielzeit war die wohl schlimmste in der Karriere des Iker Casillas. Die Gründe für diese Behauptung dürften jedem Madridista mittlerweile geläufig sein: Von jetzt auf gleich rasierte Ex-Coach José Mourinho den fünffachen Welttorhüter, schickte Ende Dezember beim FC Málaga Antonio Adán statt „San Iker“ zwischen die Pfosten, was sich in den darauf folgenden Partien wiederholen sollte. Als Adán im Liga-Match gegen Real Sociedad jedoch die Rote Karte sah und einige Spiele, auch übergreifend in der Copa del Rey, aussetzen musste, kehrte Kapitän (!) Casillas in den Kasten zurück – und brach sich Mitte Januar beim Pokalspiel in Valencia die linke Hand! Der 32-Jährige sollte fortan monatelang ausfallen, Mourinho verpflichtete Sevillas Diego López als Ersatz. Jener López stand bis zum Saisonende im Tor. Auch, als Casillas längst wieder fit war. „The Special One“ begründete trocken: „Mir persönlich gefällt Diego López als Torwart besser als Iker Casillas. Ich möchte hier niemanden benachteiligen. Er gefällt mir einfach besser. Solange ich Trainer bin, wird immer Diego spielen.“ Außerdem: „Ich hätte Diego schon viel früher holen sollen.“

[dataset id=29]Klar, dass diese Situation mächtig an Casillas, dem Welt- und zweimaligen Europameister, nagte. An dem, der es seit einem Jahrzehnt gewohnt war, Woche für Woche auf dem Platz zu stehen. An dem, der seit fast 14 Jahren bei den Königlichen spielt und stets das letzte Hemd für den Verein gab. Wie geht man mit einer plötzlich solch schwierigen Rolle um? „Indem ich an die Mannschaft gedacht habe. An das, was am besten für Real Madrid ist. Ich habe geweint, gelitten und eine schlechte Zeit mit schlaflosen Nächten gehabt. Ich bin mit Leib und Seele Madridista, und über allem, über mir, den Trainern, den Präsidenten, den sportlichen Leitern, steht der Klub“, erklärte Casillas im Interview mit FIFA.com und meinte dazu: „Viele Menschen halfen mir, eine Situation durchzustehen, die mir noch nie passiert war: eine Verletzung. Und dann – ich versuche immer, respektvoll zu sein. Es ist klar, dass man angesichts meiner Karriere erst einmal damit zurechtkommen muss, dass man nicht spielt, dass man weiter arbeiten, warten und durchhalten muss. Das ist okay.“

Ich würde liebend gerne bei Real Madrid in Rente gehen, doch ich würde nichts ausschließen, wenn von heute auf morgen ein Trainer nicht mehr auf mich zählt. Dann würde ich mich woanders umsehen, aber ich wiederhole: Mein Ziel ist Real Casillas auf die Frage, ob an einen Abschied gedacht habe

So wird die Real-Ikone nun heilfroh sein, dass Mourinho das Weite gesucht hat und mit Carlo Ancelotti nun ein Chef da ist, der ihn bereits als „fantastischen Torhüter“ lobte und nach den Geschehnissen der letzten Monate um einiges sensibler mit dem Thema um den „heiligen Iker“ umgehen wird. Kurz und knapp: Die Tendenz zeigt im Torhüterkampf klar Richtung Casillas. Alleine schon aus dem Grund, die Gemüter des Madridismo nicht weiterhin zu erhitzen, sondern sich auf das Sportliche – das Bedeutende – zu besinnen. Was wäre jedoch, wenn das Gegenteil eintreffen würde, Iker? „Ich würde liebend gerne bei Real Madrid in Rente gehen, doch ich würde nichts ausschließen, wenn von heute auf morgen ein Trainer nicht mehr auf mich zählt. Dann würde ich mich woanders umsehen, aber ich wiederhole: Mein Ziel ist Real. Dieser Klub hat mir alles gegeben, sogar dass ich jetzt das Nationaltrikot tragen darf.”

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„Ich bin ein neuer Iker Casillas“

Das Gefühl, nicht nur im Training, sondern auch wieder im Wettkampf auf dem grünen Rasen zu stehen, erlebt der Spanier dieser Tage im Rahmen des FIFA Confederation Cups in Brasilien. Am 16. Juni stand Casillas das erste Mal seit dem 23. Januar wieder im Tor. „Nach fünf Monaten dauert es eine Weile, bis sich die Dinge in deinem Kopf wieder zurechtrücken. Zum Glück wurde ich von meinen Kameraden und dem Trainer sehr gut behandelt, und das ist ebenfalls wichtig, um wieder anzufangen. Als Torhüter erlangst du Selbstvertrauen zurück, indem du Spiele absolvierst und Einsatzzeit bekommst. Und wenn man dir diese Gelegenheit und dieses Vertrauen gibt, findet man zu sich selbst. Denn es ist logisch, dass Zweifel aufkommen, wenn du mit deinem Arzt sprichst und er dir sagt, dass du einen Bruch in der Hand hast. Doch zum Glück verlief die Heilung schneller als erwartet. Außerdem wusste ich, dass es schwierig sein würde, in die Nationalelf zurückzukehren, wenn ich im Klub nicht mehr dabei bin, doch Vicente (del Bosque; d. Red.) hat sich ständig über den Zustand meiner Hand informiert. Zum Glück verlief die Heilung phänomenal. Ich glaube, es ist jetzt besser als vorher!“, so Casillas lachend.

Kein Wunder, dass die Madrider Legende selbst findet, wieder glücklich zu sein: „Ich habe das Glück wieder gefunden. Es fällt einem einfach schwer, eine Seite zu erleben, die er noch nie gesehen hatte. Es war nicht leicht, doch nachdem das Eis gebrochen ist, bin ich ein neuer Iker Casillas.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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