Interview

„Ich konnte in Spanien kein normales Leben führen“

José Mourinho hat Real Madrid im Sommer 2013 einerseits wegen Konflikten innerhalb des königlichen Starensembles verlassen, andererseits aber auch wegen seiner eingeschränkten Privatsphäre in der spanischen Hauptstadt. Im Interview mit THE TELEGRAPH kritisierte „the Special One“ das Verhalten der Menschen auf der iberischen Halbinsel und stellte den generellen Tumult um den Profi-Fußball in Frage. „Wir retten keine Leben“, gab der Trainer des FC Chelsea zu verstehen.

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José Mourinho
José Mourinho würde sich in manchen Situationen gerne unsichtbar machen

„Die Engländer lassen mich in Ruhe zu Ende essen“

LONDON. Manchmal ist es anstrengend, berühmt zu sein. José Mourinho kann spätestens seit seinen Stationen bei Inter Mailand und Real Madrid ein Lied davon singen. Die Privatsphäre seiner gesamten Familie war von 2008 bis 2013 extrem eingeschränkt, als er in Italien und Spanien arbeitete. Deshalb genießt er sein Dasein in Großbritannien und kann sich vorstellen, noch viele Jahre den FC Chelsea zu coachen. Sein Umfeld im Londoner Stadtteil Belgravia gefällt dem 52-jährigen Übungsleiter, der mit den „Blues“ zurzeit an der Spitze der Premier League rangiert, ausgezeichnet. Die feine englische Art komme sowohl ihm selbst als auch seiner Ehefrau Matilde sowie seinen zwei Kindern zugute.

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„Wir können hier, anders als in Italien und Spanien, ein normales Leben führen. Die Menschen in London wissen, was es heißt, jemanden zu stören und jemanden nicht zu stören. Sie verstehen, dass Leute Freiraum brauchen und Respekt verdienen. Wenn ich gestört werde, dann nicht von Engländern. Wenn ich Engländer in Restaurants antreffe, wollen sie natürlich auch ein Autogramm haben oder ein Selfie mit mir machen, aber sie lassen mich wenigstens meine Mahlzeit in Ruhe beenden. Wenn ich in einem Geschäft einkaufe, warten sie, bis ich mit meinem Einkauf fertig bin und bedrängen mich nicht, während ich mir neue Socken aussuche. Genauso auf der Straße. In London ist es unmöglich, nach einem negativen Ergebnis auf der Straße gestört zu werden. Unmöglich! In Mailand und Madrid war das immer der Fall“, berichtete Mourinho.

„Wir retten keine Leben“

Darüber hinaus schätzt der zweifache Champions-League-Siege im Vergleich zu Madrid, Mailand oder Porto die unterschiedlichen Fan-Lager in London. „Ich sehe hier Anhänger von Chelsea, Arsenal, Tottenham und sogar von Liverpool oder ManUtd. Ich mag das. An den anderen Orten, an denen ich arbeitete, traf ich meistens nur Fans meines Vereins an. In Madrid waren es 70 Prozent Real-Fans und 30 Prozent Atlético-Fans, in Mailand waren es 50 Prozent Inter-Fans und 50 Prozent AC-Fans und in Porto waren es sogar 100 Prozent Porto-Fans“, erklärte Mourinho.

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Was der Mann von der portugiesischen Halbinsel Setúbal aber an jeder Fan-Kultur auszusetzen hat, ist ihre zuweilen übertriebene Zuneigung zum Fußball. Das Leben dürfe nicht nur aus dem runden Leder bestehen, betonte er. „Fußball erzeugt auch in mir Leidenschaft, aber selbst für uns Profis ist es ein Problem, wenn er unser ein und alles ist. Bei Fans ist es das Gleiche. In Portugal sagt man: ‚Du kannst alles außer deine Mutter und deinen Verein austauschen‘. Ich verstehe die Macht des Fußballs auf gesellschaftlicher, politischer und kultureller Ebene… aber wie kann es sein, dass ein Fußballer laut dem Forbes Magazine zu den 100 einflussreichsten Personen der Welt gehört?“  

Mit Cristiano Ronaldo (Real Madrid, Platz 30) und Lionel Messi (FC Barcelona, Platz 45) befinden sich aktuell sogar zwei Spieler in der Forbes-Liste. „Das ist absurd“, findet Mourinho, „wir retten doch keine Leben! Ich verstehe nicht, wie man einen Fußballspieler oder -trainer ernsthaft mit einem Arzt oder einem Wissenschaftler vergleichen kann. Das kann man nicht!“

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