Analyse

„Jović ist erwacht“: Der Gescholtene erarbeitet sich Lob – auch ohne Tor

Mehr Bindung zum Spiel, mehr Torchancen: Luka Jović steht gegen Real Valladolid erneut in der ersten Elf und lässt eine klare Leistungssteigerung erkennen. Real Madrids Direktor Emilio Butragueño lässt durchblicken, dass ein Verbleib des Serben wahrscheinlicher ist als ein Abgang. Die Sportzeitung MARCA merkt lobend an, es sei Jovićs bestes Spiel für die Königlichen gewesen.

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Luka Jovic
Jović setzte sich gegen Valladolid mehr in Szene – Foto: imago images / Cordon Press/Miguelez Sports

Jović wieder in der Startelf und diesmal besser

MADRID. Hatte Luka Jović geglaubt, dass sich allein durch den Beginn einer neuen Saison für ihn bei Real Madrid automatisch alles zum Positiven verändert? Nach seinem Auftritt am vergangenen Samstag gegen Real Betis könnte man das durchaus gemeint haben. Weil ihm immer noch die Bindung zu den Mitspielern fehlte. Weil er weiterhin keine Torgefahr ausstrahlte. Weil er wieder einmal kein Tor erzielte. Der 60 Millionen Euro teure Neuzugang aus dem Juni 2019 gab ein im Vergleich zur vergangenen Spielzeit unverändertes Bild ab.

Trotz der enttäuschenden Performance schenkte Trainer Zinédine Zidane ihm am Mittwoch, vier Tage später, gegen Real Valladolid erneut eine Chance von Beginn an – was viel damit zu tun hatte, dass Eden Hazard verletzt ist und Marco Asensio nach seiner wochenlangen Zwangspause noch nicht in das kalte Wasser geschmissen werden sollte. Real agierte zunächst erneut in einem 4-3-1-2 mit Jović an der Seite von Karim Benzema.

Real Madrid Trikot

Mehr Bindung, mehr Chancen: „Sein bestes Real-Spiel“

Und es schien, als hätte es bei dem 22-jährigen Serben nach dem Betis-Spiel Klick gemacht. Ihm gelang in seinen 57 Minuten zwar wieder einmal kein Tor, womit er im Trikot der Königlichen nun schon bei neun Startelf-Einsätzen ohne einen einzigen Treffer steht. Dennoch kann man seine Darbietung als einen Fortschritt bezeichnen. Jović nahm aktiver am Spiel teil, hatte mehr Ballkontakte, ließ sich selbst bei Einwürfen in der eigenen Hälfte fallen, um sich als Anspielstation anzubieten. Und: Er kam zu drei guten Möglichkeiten. 

Erst ging eine Direktabnahme mit dem linken Fuß aus zentraler Position im Strafraum nur knapp am Tor vorbei (10.), dann traf der Angreifer von halblinks kommend das Außennetz (35.). Nach dem Seitenwechsel hatte Jović dann seine größte Chance, als Valladolid-Keeper Roberto Jiménez Gago einen gut getimten Kopfball kurz vor der Linie abwehrte (48.).

„So geht‘s, Jović. Er hinterlässt gute Eindrücke und fordert Kontinuität. Dass er in seinem besten Spiel für Real Madrid ausgewechselt wurde, hat überrascht“, konstatierte die Sportzeitung MARCA, die in ihm hinter Thibaut Courtois und Luka Modrić sogar den drittbesten Akteur der Begegnung sah. Die AS schrieb: Jović ist erwacht. Er hat denen, die wenigstens etwas Kontinuität für ihn forderten, um ihn richtig zu beurteilen, recht gegeben.“

Ex-Real-Trainer Bernd Schuster heißt das Festhalten an dem Rechtsfuß gut. „Neulich blieb Jović blass, aber ich finde es positiv, dass Zidane ihm Konstanz gibt, damit der Spieler Selbstvertrauen gewinnt. Diesmal war er viel besser, viel aktiver. Ich glaube, dass er sich sehr unter Druck gesetzt fühlt. Es scheint, als würde er sich fragen: ‚Was mache ich hier?‘“, so der Meister-Trainer von 2008 bei Radiosender ONDA CERO.

„Das Tor wird kommen“: Indirekte Verbleib-Ansage?

„Er war sehr gut. Mit dem Kopfball hätte er sich das Tor verdient gehabt. Wenn du zu Chancen kommst, heißt das, dass du im Spiel bist, dass eine Bindung zu deinen Mitspielern besteht. Das Tor wird schon kommen. Ruhig bleiben, lobte Emilio Butragueño, bei Real Direktor für institutionelle Beziehungen, den formverbesserten Stürmer im Anschluss an die Partie im Estadio Alfredo Di Stéfano und ließ mit der Ankündigung, dass Tore der Nummer 18 noch kommen werden, durchblicken, dass Jović eine zweite Saison in Folge bei Real verbringen wird. In den vergangenen Tagen hatte es angesichts der für beide Seiten unzufriedenstellenden Situation Spekulationen um eine Last-Minute-Leihe gegeben. 

„Bis zum 5. Oktober kann alles passieren“, antwortete Zidane nach dem 1:0 gegen Valladolid derweil auf eine Frage, ob sich bei Jović denn vielleicht tatsächlich noch etwas tut. Worte, die nicht überbewertet werden müssen. „Zizou“ neigt grundsätzlich dazu, in der Öffentlichkeit nichts als sicher zu verkaufen – einfach, um nicht voreilig zu viel zu versprechen.

Zinedine Zidane Luka Jovic
Zidane wollte Jović 2019 unbedingt haben, lässt ihn bislang aber selten zum Einsatz kommen – Foto: imago images / Agencia EFE

Bleibt Jović in der ersten Elf?

Nach Informationen von REAL TOTAL möchte der französische Trainer Jović halten. Der Spieler selbst könnte nach seinem kleinen Schritt in die richtige Richtung dazu tendieren, sich in Madrid zu beweisen, nachdem die Transfer-Gerüchte zuletzt allein aufgrund seines Gemütszustands aufgekommen waren. Ein Verbleib ist aktuell wahrscheinlicher als ein Abgang – zumal Jović auch wegen des erneuten Rückschlags bei Hazard weiterhin zum Zug kommen könnte. Der Belgier sollte gegen Valladolid erstmals in diesem Spieljahr mitwirken, fällt mit einer Muskelverletzung im rechten Bein jetzt aber weitere drei bis vier Wochen aus.

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Siegtorschütze Vinícius scheint bei Zidane nicht genug Kredit zu besitzen, um im 4-3-3 als positionsgetreuer Hazard-Vertreter Spiel für Spiel in der ersten Elf zu stehen. Asensio, der knapp einen Monat gefehlt hatte und gegen die Blanquivioletas“ als Einwechselspieler sein Comeback feierte, wird langsam wieder herangeführt. Jovićs Chancen auf Spielpraxis standen bei den Madrilenen definitiv schon mal schlechter. Ob er daher bereits am Sonntag gegen UD Levante (16 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) die Gelegenheit bekommt, den nächsten Schritt in die richtige Richtung zu machen? 

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Gegen Betis war er praktisch unsichtbar aber gestern war das eine saubere Performance. Klar das Glück hat gefehlt aber er wurde von den Mitspielern gesucht und hat sich in Szene gesetzt. Der Kopfball war top und hätte eigentlich reingemusst. Aber es geht definitiv in die richtige Richtung. Hoffe er bekommt am Sonntag nochmals einen Startelfplatz und kann dann die längst fälligen Tore machen. Würde ihm unheimlich gut tun und die Kritiker zumindest fürs Erste mal mundtot machen.
 
Welch ein Wunder.. ein Spieler bekommt nur ein ganz klein wenig Konstanz und er bessert sich. Hätte man sich vorher auch nicht ausmalen können, dass in der Fussballwelt solche Dinge möglich sind.

Wenn Jovic weiterhin startet, muss auch nicht jedes Spiel sein, dann wird er sich weiterhin verbessern, man stelle sich das vor... die ganzen Bewertungen ihm ggü. waren einfach lächerlich nach letzter Saison, nach 420min in La Liga. Damit will ich übrigens nicht sagen, dass man seinen Spielstil mögen muss, kann verstehen wenn einige ihn aufgrund dessen nicht zwingend mögen. Aber das ist dann noch mal ein anderes Thema.

Wenn Zidane konsequent ist, wird er Jovic nächstes Spiel starten statt Benzema. Wird aber zu 99% nicht der Fall sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und Zidane würdigt seine Leistung mit einer Auswechslung!Er weiß eben wie man am Besten Junge Spieler aufbaut....
 
Und Zidane würdigt seine Leistung mit einer Auswechslung!Er weiß eben wie man am Besten Junge Spieler aufbaut....
Sehe das positiv, ist vielleicht ein Indiz, dass er am Wochenende auch von Anfang spielt. So ist Er auch etwas fitter fürs nächste Spiel.
Dann nehme ich eher einen Benz runter der merklich überspielt wirkt.
ich war auch überrascht, dass zizou jovic runter genommen hat. man hat klar gesehen, dass er ordentlich spielfreude hat und er war deutlich besser als benzema. bleibt zu hoffen, dass jovic darauf aufbauen kann.
 
Hoffe mal auf ein 4-4-2 oder 4-4-1-1 das Zentrum ist oft überfüllt wenn benz sich fallen lässt und die Flügel sind teilweise verwaist oder durch unsere 8er besetzt...

BTW sind unsere stürmer in La Liga gleich auf was die Tore an geht..
 
Schon interessant was man manchmal hier liest:
Benzema trifft nicht = Mr. Chancentod, Lord Ineffizienz, CR7-Wasserträger,...
Jovic trifft nicht = Der Junge hat einfach Pech, Zidane ist Schuld weil er ihn nicht streichelt, die Mitspieler sind Schuld weil sie ihn zu schlecht anspielen,...

Ein bisschen Kohärenz wäre manchmal schon angebracht!
Fakt ist: Benzema wird von der Fußball-Fachwelt seit über 10 Jahren als Weltklassestürmer gefeiert und hat eine bessere Torquote wie Vereinslegende Raúl dem man die Weltklasse hier im Forum wohl nicht absprechen würde.
Benzema (516 Spiele / 249 Tore und 136 Assists) - Trefferquote 0,48
Raúl (741 Spiele / 324 Tore und 109 Assists) - Trefferquote 0,43

Jovic hatte eine unglaubliche Saison bei Frankfurt, hat allerdings auf internationalem Topniveau noch nie abgeliefert. Wenn man sich die Fußballschuhe bei Real Madrid zuschnürt wird das Tor plötzlich kleiner, der gegnerische Torhüter größer und man hat in jeder Aktion gefühlt nur die Hälfte der Zeit um abzuliefern. Nicht jeder ist diesem Druck gewachsen und wir sollten es dem Trainer (der wie kaum ein anderer weiß was es heißt bei Real Madrid den Erwartungen zu entsprechen) und dem Feld überlassen um zu sehen ob Jovic bei uns irgendwann eine Rolle spielen kann. Stand heute, bei allem was man bisher von ihm gesehen hat, bleibt Jovic leider sehr vieles schuldig und jeder erhofft sich dass einfach nur der Knoten platzen muss. Viel realistischer ist jedoch, dass Jovic einfach noch nicht so weit ist, Erfahrungen sammeln und sich um einiges verbessern muss um irgendwann vlt. als Topstürmer zurückzukehren. Meine Empfehlung: Ihn nach Italien verleihen um regelmäßig zum Einsatz zu kommen und mit weniger Druck wieder in die Spur kommen.
 
"Die Tore werden kommen." ich kann mich erinnern, dass genau das mal über benzema gesagt wurde. Ich glaube niemand will ihm die Qualität absprechen oder was er für den Verein geleistet hat. Es ist einfach manchmal frustrierend zu sehen, wie schwer sich unsere offensive derzeit tut. Dazu kommt, dass einige immer über jeden Zweifel erhaben sind und einige sehr viele Chancen bekommen und andere eben nicht.
 

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