Interview

Kahn über Ballon d’Or: „Gehe davon aus, dass es wieder Ronaldo wird“

Bald stellt sich die Fußball-Welt wieder die eine Frage: Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi? Die Weltfußballer-Wahl steht vor der Tür und die Experten geben fleißig ihre Mutmaßungen ab. Im Gespräch mit der Webpräsenz der FIFA verriet Ex-Profi Oliver Kahn nun, dass er mit Reals Nummer 7 als Sieger rechnet und erinnerte sich an seine eigene Nominierung im Jahre 2002 zurück, als er es sich mit der spanischen Presse aufgrund eines Witzes erheblich verscherzte.

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Oliver Kahn rechnet mit Cristiano Ronaldo als neuen und alten Weltfußballer

„Diese Spieler bereiten Freude“

ZÜRICH/MADRID. In fünf Tagen ist es wieder soweit: Die drei finalen Kandidaten für den FIFA Ballon d’Or, den Preis für den besten Fußballer des Planeten, werden bekannt gegeben. Als nahezu sicher gilt, dass es erneut auf einen Zweikampf zwischen Cristiano Ronaldo und Lionel Messi hinauslaufen wird, die jene Auszeichnung in den letzten sieben Jahren unter sich ausmachten. Torwart-Legende Oliver Kahn geht ebenfalls davon aus, dass sich die zwei Alpha-Tiere um den Preis streiten werden, sieht den Portugiesen allerdings in der Pole-Position. Der „Titan“ merkte jedoch an, dass eine derartige Entscheidung nicht immer so ganz einfach sei, da viele Kriterien eine Rolle spielen würden und er durchaus auch andere Fußballer sehe, die Potential für den ersten Platz mitbringen.

„Barcelona hat die Champions League gewonnen, Juventus war im Finale. Dann ist die Frage, wer hat viele Tore erzielt… Gareth Bale, (Thomas) Müller, (Manuel) Neuer, Neymar… Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich wird es sich wieder zwischen Messi, der eine starke Saison gespielt hat, und Ronaldo, der wieder viele Tore geschossen hat, entscheiden. Ich gehe davon aus, dass es wieder Ronaldo wird, der von sich sagt, er sei der beste Spieler. Was soll er auch anderes tun (lacht). (Arjen) Robben ist für mich ein Spieler, der exzellente Leistungen bringt, aber der immer wieder große Verletzungsprobleme hat. Noch ist es nicht so, dass ein Verein wie Bayern weltweit so häufig zu sehen ist wie Madrid, Barcelona oder Manchester United. Das sind alles Vereine, die im Ausland stark im Fokus sind. Die Bundesliga sieht man weltweit betrachtet noch zu wenig. Auch das sind Faktoren, die bei der Wahl eine Rolle spielen. Wie soll ich jemanden wählen, den ich kaum zu sehen bekomme? Deswegen haben es die Deutschen immer besonders schwer, außer sie spielen, wie Toni Kroos, bei einem Verein wie Real Madrid“, so die Analyse des mittlerweile 46-Jährigen.

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Ausschlaggebend seien in erster Linie natürlich gewonnene Titel (Vorteil Messi), aber auch die individuellen Statistiken (Vorteil Ronaldo). Nicht minder bedeutsam ist in den Augen des ehemaligen Bayern-Profis jedoch ein Faktor, der in der öffentlichen Wahrnehmung gerne unterschlagen wird: Spaß am Spiel selbst. Der Champions-League-Sieger von 2001 dazu: „Wenn du dann wirklich einen großen Titel wie die WM, EM oder Champions League in dem jeweiligen Jahr gewinnst, sind das treibende Kriterien. Oder auch, wie viele Tore jemand erzielt hat. Daher sind auch Lionel Messi und Cristiano Ronaldo immer nominiert. Man darf natürlich nicht vergessen, dass diese Spieler auch Freude bereiten und dem Zuschauer Spaß machen. Das ging mir ja selbst auch schon so, als ich noch im Tor gespielt habe. Einem Zinédine Zidane beim Fußballspielen zuzusehen, war einfach ein Genuss. Daher haben diese Spieler auch die Auszeichnungen verdient.“

„Es war eigentlich ein Spaß, kam aber nicht so gut an“

Wie es sich anfühlt, auf dem Sieger-Podium zu stehen, weiß Kahn nur allzu gut. 2002 gehörte der frühere deutsche Nationalspieler nach einer bärenstarken Weltmeisterschaft der illustren Runde der letzten drei an, musste sich jedoch Brasiliens Ronaldo geschlagen geben. In Erinnerung blieb dem Vize-Weltmeister von 2002 allerdings eine weitere Anekdote. Auf Nachfrage der spanischen Presse bezüglich eines möglichen Engagements bei Real Madrid antwortete er mit einem Scherz, der allerdings nicht als solcher aufgefasst wurde. Zumindest heute kann Kahn jedoch darüber schmunzeln: „Ich weiß noch, dass ich von spanischen Medien gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könnte, bei Real Madrid zu spielen. Meine Antwort war damals: ‘Nein, wieso? Ich spiele doch schon beim besten Verein der Welt.’ Also Bayern München. Das war eigentlich eher als Spaß gemeint, kam aber nicht so gut an (lacht). Das wurde mir hinterher als Arroganz ausgelegt, obwohl es eigentlich nur ein Scherz sein sollte, der komplett misslungen ist.“

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

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