
Die Ausgangslage
MADRID. Ein Derby spielt man nicht. Ein Derby gewinnt man. Worte, die bei Real Madrid dieser Tage häufig fallen. Vielleicht auch deshalb, weil Zinédine Zidane und seine Mannschaft im 184. offiziellen Duell mit Atlético (20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) so sehr zum Siegen verdammt sind wie schon lange nicht mehr. Sie weigern sich nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge zwar noch, von einer Krise zu sprechen. Diese könnte – und dessen sind sie sich auch in Valdebebas durchaus bewusst – aber ausbrechen, wenn der spanische Meister noch einmal stolpert. Daran ändert auch der 3:0-Pflichtsieg gegen Las Palmas vor der Länderspielpause wenig. Denn: Im Falle einer Niederlage bei den rauen Matratzenmachern aus dem Süden Madrids würden die Königlichen dem Spitzenreiter FC Barcelona die Möglichkeit gewähren, am 12. Spieltag auf elf Punkte davonzuziehen.
» Primera Divisón: Die Tabelle am 12. Spieltag
Doch an dieses Szenario will niemand denken. Im Derby ist alles auf Null gestellt. Auch für Cristiano Ronaldo und Karim Benzema! Nach heftiger Kritik – teilweise sogar aus der eigenen Familie – will Reals Supersturm einfach wieder fokussiert Fußball spielen und seinem eigentlichen Ruf gerecht werden. Der Weltfußballer und sein Zulieferer aus Lyon konnten sich über eine Woche gemeinsam vorbereiten, während der Großteil des restlichen Kaders um den halben Globus reiste. Ein Vorteil, den Atlético nicht unbedingt hatte. Diego Simeone blieben nur wenige Tage Zeit zur Feinjustierung seiner Offensive. Und die hat aufgrund des schwächelnden Antoine Griezmann (nur zwei Treffer in LaLiga) zurzeit keineswegs mehr Fürsprecher als Reals Krisen-Duo. Ohnehin präsentiert sich Atlético in dieser Saison weitaus schwächer und berechenbarer als in den Vorjahren. Nur das Prunkstück Defensive funktioniert mit lediglich sechs Gegentoren wie eh und je. Den Schlüssel zum Sieg erhoffen sich Simeone und Co. aber vor allem durch den Heimvorteil zu holen. Gerade, weil Real zum ersten Mal im neuen Palast der „Rojiblancos“, dem Wanda Metropolitano, gefordert ist. Mit fast 68.000 Zuschauern finden darin über 12.000 mehr Platz als im Vicente Calderón. Auf das Zidane-Team kommt eine große Herausforderung zu. Es ist kein Derby wie jedes andere.
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Personelles und voraussichtliche Aufstellung
Ohne Dauer-Sorgenkind Gareth Bale könnte Zidane gegen den Nachbarn fast aus dem Vollen schöpfen. Neben dem walisischen Superstar fällt mit Torhüter Keylor Navas wohl nur noch ein weiterer Stammspieler aus. Luka Modrić hatte nach den kräftezehrenden WM-Playoffs mit Kroatien zwar ein paar Wehwehchen, absolvierte das Abschlusstraining aber wie 20 andere Stars voll mit. Dani Carvajal ist nach rund sechs Wochen zurück im Kader. Der junge Achraf Hakimi muss dafür weichen, steht nicht im Aufgebot. Die Elf stellt sich nahezu von allein auf. „Zizou“ wird auf große Experimente verzichten und an dem Altbewährten festhalten.

Bei Atlético stand bis zum Schluss ein Fragezeichen hinter Filipe Luis. Der Linksverteidiger rückte aber in das Aufgebot von Simeone. Trotzdem dürfte Lucas Hernández, Bruder von Real-Neuzugang Theo, zunächst den Vorzug vor dem Brasilianer erhalten. Simeone nominierte auch die zuletzt angeschlagenen Yannick Carrasco und Kévin Gameiro.
Formkurve

Die Stimmen zum Spiel
Zinédine Zidane: „Die Mannschaft ist gut drauf. Wir wissen um die Bedeutung der Partie, denken dabei aber nicht, dass es ein Derby, sondern ein wie immer wichtiges Spiel ist. Es geht um drei Punkte und wir werden versuchen, zu gewinnen. Es wird ein sehr umkämpftes Spiel. Ich erwarte nur, ein gutes Fußballspiel zu sehen.“
Diego Simeone (Trainer Atlético Madrid): „Wir werden auf die beste Mannschaft der Welt treffen, so wie es auch bei Barcelona war, als wir auf sie trafen. Madrid hat zweimal in Folge die Champions League gewonnen, dazu die Liga. Momentan sind sie die Besten.“
Antoine Griezmann (Stürmer Atlético Madrid): „Ein Derby ist immer wichtig – für die Mannschaft, den Klub und die Fans. Wir werden es mit großer Motivation angehen – wie immer. Mit unseren Fans im Rücken ist es für jeden Gegner schwierig, etwas gegen uns zu holen.“

4. März 2025: CL-Achtelfinal-Hinspiel: Real Madrid 2:1 Atlético
Traumtore dank Rodrygo Goes (4.) und Brahim Díaz (55.), aber auch dank Julián Álvarez (32.), der zwischenzeitlich ausgleichen konnte. Mit Reals erstem Derby-Heimsieg seit 2023 konnten sich die Blancos eine gute Ausgangslage für das zweite Duell im Achtelfinale verschaffen.
Foto: Denis Doyle/Getty Images

8. Februar 2025: 23. LaLiga-Spieltag: Real Madrid 1:1 Atlético
Beim dritten 1:1 in Folge war mal wieder deutlich mehr drin für die Blancos, die nach einem sehr umstrittenen Elfmeter, den Samuel Lino rausholte und Julián Álvarez verwandelte (35.) ordentlich auftreten und zu etlichen Torchancen kamen. Aber nur Kylian Mbappé konnte den bärenstarken Jan Oblak überwinden (50.).
Foto: Angel Martinez/Getty Images

29. September 2024: 8. Liga-Spieltag: Atlético 1:1 Real Madrid
Wieder nur 1:1 – zum dritten Mal in den letzten vier Liga-Derbys teilen die beiden Stadtrivalen die Punkte. Dabei haben die Blancos dank Éder Militao (64.) lange bis in die Nachspielzeit geführt, ehe der eingewechselte Ángel Correa für den Gleichstand sorgte (90.+5).
Foto: Florencia Tan Jun/Getty Images

4. Februar 2024: 23. Liga-Spieltag: Real Madrid 1:1 Atlético
Tatsächlich: Real kann in der Liga nicht gegen Atleti gewinnen! Nach der Niederlage in der Hinrunde sowie dem Aus in der Copa del Rey gibt’s im ersten Aufeinandertreffen im Bernabéu nur ein 1:1, nachdem Ex-Blanco Marcos Llorente in der 93. Minute die Führung durch Brahim Díaz ausglich. Atlético bejubelte die Ungeschlagenheit in LaLiga gegen den verhassten Stadtrivalen – und Real Monate später die Meisterschaft.
Foto: Oscar del Pozo/AFP via Getty Images

18. Januar 2024: Copa-Achtelfinale – Atlético 4:2 n. V. Real Madrid
So richtig überrascht hatte es keinen: Nach den gewonnen Kämpfen im Supercopa-Halbfinale (gegen Atlético) und Finale (gegen Barça) war einige Tage später die Luft etwas raus bei Real. Trotzdem erzwangen die Blancos nach zweimaligem Rückstand noch die Verlängerung. Nach Lino (39.) gab es erst ein Oblak-Eigentor (45.+1), ehe Moratas Treffer (57.) durch Joselu ausgeglichen wurde (82.). In der Nachspielzeit kippte die Partie dann endgültig auf die Seite der Hausherren: Griezmann (100.) und Riquelme (119.) schossen Atleti ins Copa-Viertelfinale.
Foto: Thomas Coex/AFP via Getty Images

10. Januar 2024: Supercopa-Halbfinale – Real Madrid 5:3 n.V. Atlético
Das Halbfinale hatte es in sich! Acht Tore, ein umkämpftes Derbi Madrileño bis zur letzten Minute. Dabei kam Real Madrid zweimal nach einem Rückstand zurück. Auch sah man bei diesem Spiel einen bärenstarken Dani Carvajal. Nicht nur der Spielverlauf hatte viel zu bieten. Schlussendlich gewann Real Madrid verdient mit 5:3 nach Verlängerung und zog ins Finale der Supercopa de España ein.
Foto: Giuseppe Cacace/AFP via Getty Images

24. September 2023: 6. Liga-Spieltag – Atlético 3:1 Real Madrid
Und da war sie – die erste Saisonniederlage, ausgerechnet gegen den Stadtrivalen. Bisher ungeschlagen in der noch jungen Saison, ging man als Favorit in diese Partie. Eine Lehrstunde für die Königlichen, denn man hatte sich vor diesem Derby schlicht und ergreifend zu sicher gefühlt. Dazu traf der ehemalige Madrilene Álvaro Morata gleich doppelt. Am Ende musste man sich mit 3:1 im Civitas Metropolitano geschlagen geben.
Foto: OSCAR DEL POZO/AFP via Getty Images

25. Februar 2023: 23. Liga-Spieltag – Real Madrid 1:1 Atlético
Nach einem eher durchwachsenen Auftritt der Blancos sorgte ausgerechnet der 18-jährige Canterano Álvaro Rodríguez mit seinem ersten Tor im Derbi Madrileño für den späten Ausgleich. Trotz einer gut halbstündigen Überzahl konnte Real Madrid jedoch nicht mehr als ein 1:1-Unentschieden erreichen. Angesichts des engen Meisterschaftsrennens war dieses Ergebnis aus Sicht von Real zu wenig. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Team am 23. Spieltag auf dem zweiten Tabellenplatz, sieben Punkte hinter dem FC Barcelona.
Foto: Angel Martinez/Getty Images

26. Januar 2023: Viertelfinale Copa del Rey – Real Madrid 3:1 n.V. Atlético
Beim 3:1-Sieg gegen Atlético im Santiago Bernabéu rückte das eigentliche Spielgeschehen schnell in den Hintergrund. Denn an einer Madrider Brücke wurde eine Puppe, die Vinícius Junior darstellen sollte, erhängt. Ein erneuter Rassismus-Eklat gegen den Real-Star! Die spanische Polizei hat daraufhin vier Personen verhaftet, bei denen es sich offenbar um Mitglieder des rechtsradikalen Fanclubs „Frente Atlético“ handelte. Im Spielgeschehen sorgte der eingewechselte Rodrygo Goes für die Szene des 120-minütigen Abends, als er praktisch die gesamte Atlético-Abwehr schwindelig spielte und in bester Ronaldo-Nazario-Manier zum 3:1-Endstand einnetzte.
Foto: THOMAS COEX/AFP via Getty Images

18. September 2022: 6. Liga-Spieltag – Atlético 1:2 Real Madrid
In einem hitzigen Derby – inklusive rassistischer Anfeindungen im und vor dem Stadion gegen Vinícius – bezwangen die Königlichen nach eiskalter Chancenverwertung die „Rojiblancos“ mit 2:1. Nachdem man bereits drei Spiele auf Top-Torjäger Karim Benzema verzichten musste, tat man sich zunächst schwer und musste bis kurz vor Schluss um den Sieg bangen. Doch schlussendlich blieb man nach dem 6. Spieltag ohne Punktverlust.
Foto: IMAGO / AgenciaLOF
Fernando Torres (Stürmer Atlético Madrid): „Gegen Real Madrid stehen immer mehr als drei Punkte auf dem Spiel. Wir wollen unser Bestes geben, um unser erstes Derby im Wanda zu gewinnen. An etwas anderes denken wir nicht.“
Koke (Mittelfeldspieler Atlético Madrid): „Wir erwarten das beste Real Madrid. Sie haben in der bisherigen Saison noch nicht das gezeigt, was sie zeigen können, aber wir dürfen nicht denken, dass sie gegen uns nicht auf der Höhe sein werden. Es wird ein ausgeglichenes Spiel.“
Stefan Savic (Verteidiger Atlético Madrid): „Beide Mannschaften stehen zurzeit nicht dort, wo sie stehen möchten. Aber die Meisterschaft endet nicht an diesem Samstag. Wir haben gut trainiert und uns auf dieses Derby vorbereitet. In so ein Spiel gehst du automatisch mit mehr Motivation als in jedes andere.“
Statistiken und Besonderes
- GESAMTBILANZ: 183 Mal trafen Madrids Fußballriesen schon aufeinander. Real entschied 96 Duelle für sich, Atlético 47. Dazu gab es 40 Unentschieden. Das Torverhältnis liegt bei 320:242.
- DAS HÄUFIGSTE DUELL: Ein „Derbi Madrileño“ ist immer etwas Besonderes, hat inzwischen aber keinen Seltenheitswert mehr. Allein in den letzten vier Jahren begegneten sich die beiden Schwergewichte 20 Mal. Mit keinem anderen Gegner bekam es Real so häufig zu tun.
- ZIZOU VS. CHOLO: Man kennt sich, man schätzt sich. Das gilt auch für die beiden Star-Trainer. Zidane und Simeone trafen schon zu ihrer aktiven Zeit aufeinander. Erst in Italien – Zidane spielte für Juventus, Simeone für Lazio – und später in Spanien. „El Cholo“ ging häufiger (vier Mal) als „Zizou“ (drei Mal) als Sieger vom Rasen.
- ZIDANE: Was dem Titelverteidiger Hoffnung macht, ist die bärenstarke Auswärtsbilanz unter Zidane. In LaLiga gewann Real mit dem Franzosen 27 von bislang 34 Partien in der Fremde, also 79,4 Prozent. Das schaffte noch kein anderer Trainer der Königlichen!
- RONALDO: Der 32 Jahre alte Portugiese erlebt mit nur einem mickrigen Tor bis dato eine Liga-Saison zum Vergessen. Die Zuversicht, dass der Knoten gegen Atlético platzt, ist aber groß, schließlich gilt der Stadtrivale als einer seiner Lieblingsgegner: Ronaldo traf in 29 Derbys 21 Mal. Kein Spieler in Reals Geschichte jubelte in einem „Derbi Madrileño“ häufiger.
- BENZEMA: Auch Ronaldos Sturmpartner spielt sehr gerne gegen Atlético. Man denke nur an das vergangene Champions-League-Halbfinale zurück, als der Franzose im Vicente Calderón drei Gegenspieler auf engstem Raum vernaschte. Benzema verpasst nahezu kein Derby. In der Liga bestritt er die letzten 14 Duelle mit den „Rojiblancos“ – zwölf davon in der Startelf.
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