Reportage

„Kein Weltklassemann“?! Über Guti, den Mann mit dem Engelshaar

In der noch jungen Saison mangelt es der königlichen Offensive an Kreativität - es fehlt ein Denker und Lenker im Spiel. Genau so ein Freigeist feiert seinen 48. Geburtstag. Die Rede ist von Real Madrids Legende José María Gutiérrez Hernández oder besser gesagt: Guti. Der Spanier bleibt bis heute einer der unterschätztesten Akteure in der Epoche der Galácticos.

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Guti war Teil der Galácticos – Foto: Denis Doyle/Getty Images

Über José María Gutiérrez gibt es keine zwei Meinungen: genial, spektakulär, fußballerisch begnadet – unvergessen bleiben nicht nur seine „Taconazos“, als er frei vorm Keeper per Hacke zurücklegte, damit Karim Benzema die Kugel locker einschieben kann oder als er ebenfalls per Hackentrick den Ball in den Sechzehner spitzelte, ehe Zinédine Zidane diesen ins Netz beförderte. Der gebürtige Madrilene blickt auf eine wilde Karriere zurück, in der ihm der Makel nachhing, die hohen Erwartungen, sein eigentliches Potential doch nie so ganz erfüllt zu haben.

Canterano und Vollblut-Madridista

Von der Jugendakademie bis zum stellvertretenden Kapitän der ersten Mannschaft durchlief Guti alle Stationen bei den Königlichen. Als waschechter Canterano feierte er unter Trainer Jorge Valdano am 2. Dezember 1995 sein Profi-Debüt gegen den FC Sevilla, ab der Saison 1996/97 war er fester Bestandteil des Teams. In Madrid sollte es die Trikotnummer 14 ganze 15 Jahre halten, ehe er der spanischen Hauptstadt im Jahr 2010 schweren Herzens den Rücken in Richtung Beşiktaş Istanbul kehrte, wo er ein Jahr später seine Karriere beenden sollte. Mit dem Abschied haderte er noch lange: „Mein Abschied war sehr kalt. Nun, es war so, als wäre ein Kerl gegangen, der sechs Monate bei Real Madrid war.“ Der Spanier war alles andere als so „ein Kerl“, immerhin streifte sich Guti stolze 542 Male das weiße Trikot über, erzielte dabei 77 Tore und legte weitere 94 Treffer auf. Unter den 15 gewonnenen Titeln befinden sich drei Champions-League-Trophäen – wenn auch mit einer kleinen Randnotiz: Er stand in keinem der Finalspiele auf dem Platz.

Genie und Wahnsinn im Schatten der Galaktischen

Vor allem im offensiven Mittelfeld glänzte der mannschaftsdienliche Linksfuß mit einer grandiosen Übersicht und genialen Pässen. Der Blondschopf musste nicht immer auffallen, um ein gutes Spiel hinzulegen. Zu seinen Stärken zählten nämlich ebenfalls seine ausgeprägte Vororientierung, dynamische Bewegungen in die freien Räume sowie eine überragende Technik. Problematischer sah das Ganze gegen den Ball aus: Balleroberungen und Zweikämpfe gehörten eher zu seinen Defiziten. Gutis Leistungen fehlte es oft an Konstanz, was auch dazu führte, dass er lediglich 14 Mal für die spanische Nationalmannschaft auflief und keine einzige Spielminute bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft sammeln durfte. So maulte einst Bayern-Manager Uli Hoeneß auf die Frage, ob Guti ein Akteur von Weltklasse-Format sei: „Ach was! Das ist doch kein Weltklassemann, sondern nur ein guter Spieler.“ Anders sahen das zumindest seine Mitspieler, die täglich mit Guti zusammenarbeiteten. Wesley Sneijder bezeichnete ihn beispielsweise als „wahrscheinlich besten Spieler, mit dem ich je zusammengespielt habe“ und auch niemand geringeres als Zinédine Zidane fand ausschließlich lobende Worte. Nicht seine fußballerische Qualität war scheinbar ausschlaggebend für die turbulente Karriere, vielmehr war es das Verhalten auf und neben dem Platz.

Etwas zu schön, etwas zu rebellisch

In einer Epoche, in der das weiße Ballett mit zahlreichen großen Namen wie Ronaldo, Zidane oder Figo gespickt war, stand Guti – für manche, wenn auch beispielsweise nicht für „Kvaradona“ – eher im Schatten. Ganz unsichtbar blieb er allerdings nie – mit seinen langen, blonden Haaren, fixiert vom Stirnband, erkannte man ihn bereits aus der Ferne. Sein damaliger Trainer Vicente del Bosque bat ihm sogar mal, sein Markenzeichen zu kurzen, worauf Guti trocken erwiderte: „Nur wenn Sie den Schnurrbart abnehmen.“ Trotz des großen Staraufgebots versteckte sich Real Madrids Paradiesvogel keineswegs – im Gegenteil: Guti vertrat stets auf und neben dem Platz lautstark seine Meinung, was ihm ganze zehn Platzverweise bescherte. Dazu kamen disziplinarische Auffälligkeiten abseits des Rasens, im Stile eines extrovertierten Lebemannes soll er wohl selten eine Party ausgelassen haben und war dem Alkohol nicht abgewandt. Auch sein Kapitel in Istanbul glich einer Achterbahnfahrt: In kürzester Zeit verlor er seinen Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer und gewann den türkischen Pokal. Den Gazetten ging selten der Stoff zur Berichterstattung aus. Ein waschechter Popstar!

„Mein Traum ist es, Real Madrid zu trainieren“

Im Sommer 2012 beendete Guti die aktive Spielerkarriere nach etwa anderthalb Jahren in Istanbul. Mit seinem begnadeten Spielverständnis lag eine Trainerkarriere nah, folglich sammelte er zwischen 2013 und 2018 bei diversen Jugendmannschaften der Königlichen seine ersten Trainer-Erfahrungen ehe er als Co-Trainer bei Beşiktaş anheuerte. Im darauffolgenden Jahr engagierte ihn Zweitligist UD Almería als Cheftrainer, wo er nach nur knapp acht Monaten und 22 Partien an der Seitenlinie wieder entlassen wurde. Seitdem ist Guti vereinslos und träumt mehr oder weniger insgeheim davon, eines Tages seinen Herzensverein trainieren zu dürfen. Heute ist der Fan-Liebling ein gern gesehener Gast in der spanischen Sportsendung „El Chiringuito“, in der er gewohnt kein Blatt vor den Mund nimmt, um das königliche Wappen zu verteidigen – eine wahre Ikone des Madridismo. Auch wenn es für eine erfolgreiche Karriere auf der Trainerbank wohl genauso wenig reichen soll, wie einst zu einem absoluten Weltklasse-Spieler – die Anlagen dazu hatte er eigentlich. So hört man in Madrid noch heute viele sagen: „Hätte er wirklich gewollt, hätte er der Beste sein können.“

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Kommentare
Und Toni hat mal wieder vollkommen Recht. Ich denke ebenfalls das CR7 im Inneren seinen Real Abgang aufs tiefste bereut. Es war für ihn nie wieder so wie bei Real. Juve war als Team zu schwach und er irgendwie der Einzige der es unbedingt wollte, das reichte aber nicht. Die Manu Rückkehr braucht man eigentlich garnicht mehr erwähnen, wenn Du den Trainer gegen Dich hast dann kannst Du auch als ein CR7 nichts machen. Ich bin CR7 leider doch sauer denn ich hätte ihn so gerne noch weiter bei Real gesehen um seine Legende weiter auszubauen und in Würde abzutreten. Stattdessen ist Ronaldos Karriere nach Real ziemlich verkorkst, trotz weiterer Auszeichnungen fürs Tore schießen. Er dachte halt er wäre wichtiger als der Verein und bockte rum wie ein Kleinkind, tja, ich denke er bereut es heute noch Würde er natürlich nie zugeben.
 
Wie immer sehr ehrlich der Toni und man hört auch ein bisschen raus, dass er mittlerweile weiß, dass er ganz oben angekommen ist und sogar einen leisen Anspruch auf den Balon d'Or hegt/gehegt hat. Ob CR7 tatsächlich wehmütig an seine Zeit in Madrid denkt würde ich allerdings bezweifeln. Im positiven wie im negativen Sinn denkt CR7 immer nur an seinen eigenen Erfolg und glaubt mMn auch, dass er die saudische Liga nach Vorne bringt und seine 40+ Tore einen hohen Stellenwert hätten. Man hat bei der EM gesehen wo Ronaldo mittlerweile angekommen ist und es tut weh das zu sagen: Zweitliganiveau
Ob man damit glücklich wird?
 
Und Toni hat mal wieder vollkommen Recht. Ich denke ebenfalls das CR7 im Inneren seinen Real Abgang aufs tiefste bereut. Es war für ihn nie wieder so wie bei Real. Juve war als Team zu schwach und er irgendwie der Einzige der es unbedingt wollte, das reichte aber nicht. Die Manu Rückkehr braucht man eigentlich garnicht mehr erwähnen, wenn Du den Trainer gegen Dich hast dann kannst Du auch als ein CR7 nichts machen. Ich bin CR7 leider doch sauer denn ich hätte ihn so gerne noch weiter bei Real gesehen um seine Legende weiter auszubauen und in Würde abzutreten. Stattdessen ist Ronaldos Karriere nach Real ziemlich verkorkst, trotz weiterer Auszeichnungen fürs Tore schießen. Er dachte halt er wäre wichtiger als der Verein und bockte rum wie ein Kleinkind, tja, ich denke er bereut es heute noch Würde er natürlich nie zugeben.

Juve war sicher nicht zu schwach. Die waren im Jahr davor noch im CL-Finale und haben 8 mal hintereinander die Liga gewonnen. Die waren zum Zeitpunkt des Wechsels ein absolutes Topteam.
Ronaldo hat bei Ten Haag aber gezeigt wie man es als Topspieler macht, wenn der Trainer nicht auf einen setzt. Leider waren Modric und Marcelo nicht so schlau.
 
Juve war sicher nicht zu schwach. Die waren im Jahr davor noch im CL-Finale und haben 8 mal hintereinander die Liga gewonnen. Die waren zum Zeitpunkt des Wechsels ein absolutes Topteam.
Ronaldo hat bei Ten Haag aber gezeigt wie man es als Topspieler macht, wenn der Trainer nicht auf einen setzt. Leider waren Modric und Marcelo nicht so schlau.

Was hätte Modric den deiner Ansicht nach tun sollen?
 
Was hätte Modric den deiner Ansicht nach tun sollen?

Das selbe was CR7 in seiner Situation gemacht hat. Wechseln. Das hätte er letztes Jahr schon tun sollen und dieses Jahr erst recht.
Auch Marcelo ist viel zu lang geblieben. Er hätte irgendwohin gehen sollen, wo er gesetzt wäre.
 
Was hätte Modric den deiner Ansicht nach tun sollen?

Das selbe was CR7 in seiner Situation gemacht hat. Wechseln. Das hätte er letztes Jahr schon tun sollen und dieses Jahr erst recht.
Auch Marcelo ist viel zu lang geblieben. Er hätte irgendwohin gehen sollen, wo er gesetzt wäre.

Wieso und in irgendeiner Liga spielen wo man nur hingeht wegen dem Geld und weil man da wieder im Mittelpunkt steht ? Nee Modrić und Marcelo sind nicht diese Art Spieler die das für ihr Ego machen müssen , sie sind auch damit zufrieden eine weitere Saison bei ihrem Herzensverein zu bleiben und das älter werden und den damit verbundenen Leistungsabfall zu akzeptieren und die Zeit noch zu genießen !!!
 
Wieso und in irgendeiner Liga spielen wo man nur hingeht wegen dem Geld und weil man da wieder im Mittelpunkt steht ? Nee Modrić und Marcelo sind nicht diese Art Spieler die das für ihr Ego machen müssen , sie sind auch damit zufrieden eine weitere Saison bei ihrem Herzensverein zu bleiben und das älter werden und den damit verbundenen Leistungsabfall zu akzeptieren und die Zeit noch zu genießen !!!

Und zerstörten dabei das was eine große Karriere hätte sein können.
Deswegen ist Ronaldo auch so ein gutes Vorbild. Der Mann hat Selbstachtung und hat das mit Ten Haag nicht mit sich machen lassen.
 
Wieso und in irgendeiner Liga spielen wo man nur hingeht wegen dem Geld und weil man da wieder im Mittelpunkt steht ? Nee Modrić und Marcelo sind nicht diese Art Spieler die das für ihr Ego machen müssen , sie sind auch damit zufrieden eine weitere Saison bei ihrem Herzensverein zu bleiben und das älter werden und den damit verbundenen Leistungsabfall zu akzeptieren und die Zeit noch zu genießen !!!

Und zerstörten dabei das was eine große Karriere hätte sein können.
Deswegen ist Ronaldo auch so ein gutes Vorbild. Der Mann hat Selbstachtung und hat das mit Ten Haag nicht mit sich machen lassen.

Sehe ich anders. Man könnte argumentieren, dass Modric seit CR7 Abgang die erfolgreichere Karriere hatte. Immerhin 2 CL Titel und ein Weltfussballer neben 3 Liga Titel in La Liga!
 
Sehe ich anders. Man könnte argumentieren, dass Modric seit CR7 Abgang die erfolgreichere Karriere hatte. Immerhin 2 CL Titel und ein Weltfussballer neben 3 Liga Titel in La Liga!
Einen CL Titel (2022). Den dieses Jahr kann man wohl kaum mitzählen.
Dieser Logik zufolge hatte Hazard seine erfolgreichste Zeit bei Real und nicht bei Chelsea. Ich denke er und jeder andere sieht es genauso.
 

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