Analyse

(K)eine Frage der Einstellung?

Real Madrid stolpert erneut gegen einen Abstiegskandidaten und gibt beim 0:1 auf Mallorca vor allem offensiv ein erschreckendes Bild ab. Mal wieder fällt den Königlichen gegen einen vermeintlich kleinen Gegner herzlich wenig ein. Haben die Blancos ein Einstellungsproblem oder steckt doch etwas Größeres dahinter?

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Nach dem Mallorca-Spiel herrscht mal wieder Ernüchterung – Foto: Alex Caparros/Getty Images

Real patzt schon wieder gegen einen Abstiegskandidaten

PALMA DE MALLORCA. Tabellenführung? Futsch. Die gute Stimmung von vor der Länderspielpause? Ebenfalls futsch. Bei Real Madrid ist nach dem ernüchternden 0:1 auf Mallorca mal wieder Wunden lecken angesagt, das kontinuierliche Auf und Ab der letzten Monate findet weiterhin seine Fortsetzung. Was beim Auftritt der Königlichen im Estadi de Son Moix vor allem missfiel, war (wiederholt) die Art und Weise, wie sich der Großteil des Teams von Zinédine Zidane präsentierte: nämlich völlig leidenschafts- und emotionslos. Nach dem 1:1 gegen Valladolid ließ man erneut gegen einen Abstiegskandidaten wichtige Punkte liegen, mal wieder zeigte man gegen einen vermeintlich kleinen Gegner eine sehr ideenlose und uninspirierte Vorstellung. Ein Umstand, der unweigerlich zu der Frage führt: Haben die Blancos etwa ein Einstellungsproblem? Oder steckt am Ende doch ein bisschen mehr dahinter?

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Ein Einstellungsproblem? Oder doch mehr?

Misserfolge im Fußball werden ja gerne einmal auf Einstellungs- oder – wie zuletzt im Falle von Borussia Dortmund auf die Spitze getrieben – auf Mentalitätsprobleme zurückgeführt. Oftmals wird durch derartige Diskussionen aber nur von den eigentlichen fußballerischen Problemen – zumeist taktischer Natur – abgelenkt. Und dass Real gegen defensiv gut organisierte Teams mit den immer wieder gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Im Spielaufbau mangelt es in vielen Situationen an adäquaten kollektiven Lösungen. Ohne Chef-Stratege Toni Kroos, der gegen Mallorca verletzungsbedingt passen musste, funktioniert gegen hoch pressende Teams herzlich wenig. Und im letzten Drittel ist man oftmals auf kreative Geistesblitze einzelner Akteure angewiesen, die bislang aber eher eine Seltenheit darstellen, da sich beispielsweise Eden Hazard noch in der Findungsphase und Vinícius Júnior unübersehbar in einer Formkrise befindet.

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Entwickelt man dann noch aufgrund mangelhafter Koordination im Defensivverhalten oder – wie beim Gegentor Mallorcas mal wieder geschehen – einer schlechten Konterabsicherung kaum Zugriff in den Zweikämpfen, vermittelt dies nach außen oftmals den Eindruck mangelnder Intensität – weil man eben immer wieder den entscheidenden Schritt zu spät kommt. Natürlich spielen Faktoren wie Aggressivität oder auch Motivation in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle, auf lange Sicht sind sie jedoch niemals die alleinigen ausschlaggebenden Faktoren.

Dass hinter dem erneut enttäuschenden Auftritt auf Mallorca doch ein wenig mehr steckt als ein vermeintliches Einstellungsproblem, sieht auch Marcelo so. Der Brasilianer kritisierte nach Spielende vor allem die fehlende Durchschlagskraft im Spiel nach vorne: „Was passiert ist, hat nichts mit fehlender Motivation oder fehlender Intensität zu tun. Das frühe Gegentor hat uns das Leben sehr schwer gemacht. Wenn du einem Rückstand hinterherlaufen musst, ist es immer schwierig, gerade wenn du auswärts bei einem Gegner spielst, der von seinen Fans nach vorne gepeitscht wird. Sie haben sich nach dem frühen Tor in ihrer Hälfte verschanzt und wir haben es nicht geschafft, gefährlich in ihren Sechzehner zu gelangen.“

Zidane ist gefragt

Fehlende Kreativität vorne, mangelnde Abstimmung hinten – alles keine neuen Probleme, vor allem gegen die vermeintlich kleinen Gegner. Und so langsam aber sicher sollte Zidane dieses Problem in den Griff bekommen. Denn was bringen überzeugende Auftritte wie in Sevilla oder (teilweise) gegen Atlético, wenn man am Ende bei den eigentlichen Pflichtaufgaben aufgrund der immer wieder gleichen Probleme wichtige Punkte verspielt. Oder am Ende sogar das Achtelfinale in der Champions League?

Am Dienstag (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) wartet mit dem Gastspiel bei Galatasaray Istanbul schon das erste „Do or die“-Spiel der Saison, im Falle eines weiteren Punktverlustes wäre das Weiterkommen ernsthaft in Gefahr. Und um in der hitzigen Türk Telekom Arena zu bestehen, wird man neben der richtigen Einstellung vor allem die adäquaten taktischen Lösungen benötigen.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Was mich vorallem aufregt: Läuft es bei uns nicht wird es immer 1. auf den Trainer geschoben und 2. auf die Mannschaft. Barca hat seit 10 Jahren konstant Erfolg egal unter welchem Trainer und egal ob ohne Puyol, Xavi, Iniesta, Messi! "Falscher/schlechter Trainer" "satte Spieler" Das ist keine Entschuldigung für unser sportliches Versagen. Wir haben sportlich überhaupt kein Konzept und keine Philosophie - und deshalb ist uns Barca in diesem Jahrzehnt überlegen. Egal was sich verändert, das Grundgerüst/das System bleibt das gleiche. Deshalb sind sie konstant. Bei uns gibt es keinerlei Konstanz! Kein Sportdirektor, kein Manager. Seit Jahren ein auf und ab wie bei keinem anderen Top-Klub.
 
Da für mich sowohl die falschen Trainer ausgewählt wurden, als auch verpasst wurde den Kader zu erneuern, bzw. alte, satte Spieler abzugeben, ist es finde ich nicht widersprüchlich.

dieser Teil ist für mich widersprüchlich.
wenn man zum schluss kommt, dass die letzten trainerentscheidungen konsequent schlecht waren, kann man die spieler nicht danach beurteilen, wie sie unter diesen spielen.

und ich stimme absolut zu, die trainerentscheidungen waren eine katastrophe.

eine lopetegui war positiv formuliert eine riskante entscheidung. man hoffte auf den erfolgreichen spanischen ballbesitzfussball. aber er handelte sich nunmal um einen trainer, der jahrelang im nationalmannschaftsfussball steckte, der nichts mit der täglichen vereinsarbeit zu tun hatte. zudem zeigte die vereinsführung als die ergebnisse ausblieben auch keine geduld.

solari dagegen kann man nur als wahnsinn bezeichnen. ein trainer, dessen qualifikation lediglich schlechter fussball auf nachwuchsebene war... in einer trainerposition, in die er nur aufgrund seiner vergangenheit als spieler im schnellverfahren geschleust wurde.

in den letzten jahren war lope der einzige versuch, eine spielerische identität aufzubauen... und den hat man sehr schnell abgebrochen.

die rückkehr zu zidane, der eigentlich richtig erkannt hatte, dass er alles aus der mannschaft rausgequetscht hatte, das für ihn möglich ist, war eine absolute verzweiflungstat. und dass er es angenommen hat, mMn ein klares zeichen, dass er den blick dafür verloren hat, wo seine fähigkeiten enden.

wir haben einen haufen spieler, die vor kurzem noch in anderen mannschaften ihre fähigkeiten nachgewiesen haben und/oder in ihren nationalmannschaften zeigen, dass sie in einem anderen umfeld immer noch funktionieren.

es gibt ein paar ausnahmen, aber im großen und ganzen bin ich der meinung: dieser kader ist mehr als wettbewerbsfähig. es ist tatsächlich eine große leistung, mit solchen spielern so schlechten fussball spielen zu lasen.
 
für mich 99% reine kopfsache und eine frage der einstellung...selbst wenn die taktische ausrichtung nicht perfekt ist, müssen die spieler selbst durch ihre individuelle klasse solche spiele gewinnen, egal ob man hinten liegt oder nicht...nur wenn der ganz große wille nicht da ist, ist selbst Mallorca eine hürde!!!
man sieht ja dass wir in vielen der großen spiele (auswärts Atletico, Sevilla) hochkonzentriert waren und einfach als einheit verteidigt haben, nur so gehts!!! in den erfolgreichen jahren unter Zizou hatten wir auch kein spezielles taktisches konzept, nur scheint es als ob er mit all seiner Aura und Persönlichkeit die spieler nicht mehr so erreicht und motivieren kann wie früher
 
Sorry, aber diese elendige Situation, hätte man schon viel früher erkennen und realisieren müssen, dann würde man nicht vor so einem Scherbenhaufen stehen. Aber leider gibt es immer diese Zwecksoptimissten, die alles relativieren und schönreden und nicht erkennen wollen, wie die Situation tatsächlich ist. All diejenigen die den Zustand der Mannschaft erkannt und bemängelt hatten, wurden als Pessimisten und nicht würdige Real-Fans betitelt. UND JETZT ??? Jetzt muss es auch der letzte Zwecksoptimisst einsehen, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Wir haben ganz offensichtlich ein paar Alte Stammspieler die Satt sind und nicht mehr in der Lage sind, die geforderte Leistung zu erbringen. Einige Spieler, die nicht das Niveau haben bzw nicht mehr haben, müssten schon längst ersetzt oder zumindest zurechtgewiesen und auf die Bank verbannt werden (Ramos der immer wieder für einen Fehler gut ist / Varane der nicht immer auf der Höhe ist / Marcelo der eine Bombe in der Offensive, aber Defensiv eine Null ist, weil Er nie dass tut was Er tun sollte und immer wieder Fehler verursacht / Odriozola der einfach nicht die Qualität besitzt / Isco der ein Traumtänzer ist und jedes Spiel verschleppt / Modric der schlicht weg nicht mehr in der Lage ist die geforderte Leistung konstant zu erbringen / zum Teil auch Kroos, dem auch hin und wieder Fehler unterlaufen / leider auch ein Jovic, der bis anhin nichts wirklich gerissen hat und wie ein Fremdkörper in der Mannschaft aussieht / von Bale muss man nicht mehr reden, denn Er sollte schon längst weg sein / Benzema müsste man auch überdenken, denn Er ist nicht immer eine Hilfe !!! Es ist doch einfach so, ein James der nicht wirklich erwünscht ist, bringt dass auf den Platz was man als Real-Spieler leisten müsste, oder zu mindest gibt Er sein Bestes, aber die gesetzten Stammspieler nicht ???!!! WAS SOLL DASS !!! Wir haben immer noch einen Haufen von Baustellen, die endlich mal aufgeräumt werden müssen !!! Real hat wirklich gut talentierte junge Spieler, die man für einen echten Umbruch einsetzen könnte. Klar sind Sie bestimmt nicht perfekt, aber man muss irgendwann einen echten Umbruch einleiten und auf diese jungen Spieler setzen. Wie sollen diese Spieler Erfahrungen sammeln und sich entwickeln, wenn Sie nur sporadisch eingesetzt werden ??? Sie würden es auch nicht schlechter machen als es jetzt schon ist. Mit einem entscheidende Unterschied, Sie können sich noch verbessern und aus Ihren Fehlern lernen, nicht wie die jetzigen Stammspieler !!!
Ich hoffe dass man in der nächste Saison, hauptsächlich auf die Talente setzt und ein neues Real erschaffen wird. Mit Ødegaard, Brahim, Valverde, Kubo, Rodrygo, Vinicius, Hakimi, Reguilon, Mendy, eventuell auch noch Ceballos, wenn Er nicht bei Arsenal bleiben möchte. Wie gesagt, es sind genug Talentierte Spieler vorhanden, die man punktuell mit ein paar erfahrenen Spielern, wenn Sie bereit sind alles zu geben, ergänzen könnte. Zum Beispiel, Ramos, Varane, Carvajal, Militão, James, Casemiro, eventuell Kroos, Marcelo nur als offensiver Mittelfeldakteur und ganz klar Hazard. Der Sturm muss eventuell neu besetzt werden. Wie gesagt, eine absolute Baustelle die endlich aufgeräumt werden muss.
 
Nochmal bei Klopp und Guardiola und etliche weiter Beispiele hat es min 1 Jahr gedauert bis man wirklich einen Unterschied bemerkt hat
Von 2016-2018 hat uns gerade weil wir keinen einseitigen spielstil hatten jeder für unser vielseitigkeit gefeiert
Das Problem liegt mmn in der Psyche sei es aufgrund der vergangen Saison Verletzungspech oder Unerfahrenheit unserer jungen spieler
Bei jeden Trainer Wechsel haben wir zu Beginn keinen schlechten start hingelegt willst du mir erklären daß die ersten paar Spiele die Taktik immer gepasst hat und danach nicht mehr

Keep calm HALA MADRID

Also weder bei Pep noch bei Klopp hat es mindestens 1 Jahr gedauert und außerdem wir haben die fast selben Spieler wie in der Zeit von Zidane also müssten die doch sein Spielstil kennen also nichts neues für die meisten und vergiss nicht Zidane ist seit März glaube ich wieder bei Real Trainer hör auf alles auf die Zeit zu schieben , danke ☺️ ein Trainer der auf Lucas V. setzt muss schon echt taktisch gut geschult sein bei den Alternativen die er im Kader hat.
 
Madrid hat teilweise ein Qualitätsproblem in der A-Mannschaft. Die B-Mannschaft hat ein gewaltiges Qualitätsproblem. Mit Spieler wie Odriozola, Isco sowie den vielen unfertigen Spielern hat Madrid eben nicht das Niveau und Durchschlagskraft Auswärts gegen Mannschaften aus den unteren Tabellendrittel zu bestehen. Daher verzichtet Zidane ungern auf die etablierten Spieler, obwohl diese gerne einmal geschont werden sollten.
 
Ja das meine ich ja. Zidane kann das Team zwar taktisch nicht einstellen, insgesamt ist der Kader aber auch zu schlecht. Und das ist die Schuld von Perez und Co.

Madrid hat teilweise ein Qualitätsproblem in der A-Mannschaft. Die B-Mannschaft hat ein gewaltiges Qualitätsproblem. Mit Spieler wie Odriozola, Isco sowie den vielen unfertigen Spielern hat Madrid eben nicht das Niveau und Durchschlagskraft Auswärts gegen Mannschaften aus den unteren Tabellendrittel zu bestehen. Daher verzichtet Zidane ungern auf die etablierten Spieler, obwohl diese gerne einmal geschont werden sollten.
 
Madrid hat teilweise ein Qualitätsproblem in der A-Mannschaft. Die B-Mannschaft hat ein gewaltiges Qualitätsproblem. Mit Spieler wie Odriozola, Isco sowie den vielen unfertigen Spielern hat Madrid eben nicht das Niveau und Durchschlagskraft Auswärts gegen Mannschaften aus den unteren Tabellendrittel zu bestehen. Daher verzichtet Zidane ungern auf die etablierten Spieler, obwohl diese gerne einmal geschont werden sollten.

Ich finde deine Behauptung im Grossen und Ganzen korrekt. Aber dass die B-Mannschaft Probleme hat, liegt an der mangelnden Spielpraxis. Wenn Zidane einen echten Umbruch vorantreiben würde und mehr auf die jungen Talente setzen würde, könnten Sie Erfahrung sammeln und sich entwickeln. Sie würden es ganz bestimmt besser machen als die jetzigen Stammspieler.
 

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