
Real Madrid handelte keine Kaufoption aus
MADRID. Wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre, würde Kepa Arrizabalaga für sich sportlich zwei Hebel betätigen: Wieder die Nummer eins von Real Madrid in Abwesenheit von Thibaut Courtois sein und einen längerfristigen Vertrag bei den Königlichen erhalten.
Nachdem sich Courtois Mitte August im Training das vordere Kreuzband im linken Knie gerissen hatte, nutzte der Verein die Möglichkeit des damals noch rund zwei Wochen offenen Transfermarkts und verpflichtete Arrizabalaga vom FC Chelsea auf Leihbasis bis zum 30. Juni 2024 – aber ohne anschließende Kaufmöglichkeit. Auf das Aushandeln dieser Option bestand Real offensichtlich nicht. Der 29-Jährige sollte primär als reine Übergangslösung her, auch wenn man eine Weiterbeschäftigung im Klub wohl kaum kategorisch ausgeschlossen haben wird. Warum sollte man sich diese Tür denn partout zumachen?
Kepa Arrizabalaga verliert Stammplatz nach Verletzung
Abgesehen davon gab der Spanier umgehend nach seiner Unterschrift und noch vor seinem ersten Real-Einsatz zu verstehen, nicht nur seine nahe Zukunft liebend gerne in Madrid verbringen zu wollen. Eine Rückkehr nach London: offenbar nur eine Alternative. Die „Blues“ hätte er so oder so verlassen, beim FC Bayern München stand er vor der Real-Anfrage bereits im Wort. „Hoffentlich“, meinte der Keeper im Rahmen seiner Präsentation über ein vielleicht längeres Dasein als Königlicher. Und zwei Monate später: „Ich denke das immer noch: Natürlich.“ Man würde aber „nicht verhandeln oder darüber reden“.
Dass nach jener Aussage im Oktober zumindest ein Austausch dazu stattfand, darf wohl bezweifelt werden. In gewisser Weise ging es nämlich nur kurz nach diesen bekräftigenden Worten für Arrizabalaga bei den Merengues bergab. Als bis dahin erste Wahl zwischen den Pfosten, die er mehr oder minder unumstritten gewesen war, wurde er am 8. November während des Aufwärmens zur LaLiga-Partie gegen den FC Valencia nämlich durch eine Adduktorenverletzung im rechten Oberschenkel ausgebremst. Drei Wochen Pause.
Andriy Lunin hat bei Real Madrid die Nase vorn
Andriy Lunin musste fortan zwangsläufig ran und erledigte seinen Job derart ordentlich, dass es für den Basken seit seiner Rückkehr kein klares Vorbeikommen mehr gibt. Solange Courtois fehlt, teilt Trainer Carlo Ancelotti die Einsätze auf, wobei Lunin allmählich die Nase vorn zu haben scheint. „Carletto“ war lange darauf aus, dass sich die Rotation im Tor die Waage hält. Angesichts des Wechselspiels hatten nicht wenige einen Arrizabalaga-Einsatz im Liga-Derby gegen Atlético erwartet – vor allem auch mit dem Hintergedanken, dass der Ukrainer womöglich das anstehende Doppel mit dem Spitzenspiel in der Primera División gegen Verfolger FC Girona und dem Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel bei RB Leipzig bestreitet. Stattdessen kam Lunin zum bereits dritten Mal nacheinander zum Zug.
Die Nummer 13 macht einen sichereren Eindruck, leistete sich weniger Schnitzer als die Nummer 25. Bleibt die Situation in den kommenden beiden Partien unverändert, dürfte das Arrizabalaga für wohl endgültig die Rolle der Nummer zwei bedeuten – auch wenn Ancelotti es wohl auch dann öffentlich weiterhin anders moderieren wird. Oder doch nicht? „Ich werde Spiel für Spiel den Torwart wählen, bei dem ich in dem Moment mehr Vertrauen habe“, wollte er bis hierhin weder den einen noch den anderen enttäuschen. Zuvor, Ende Dezember nämlich, hatte er noch angekündigt: „In der zweiten Hälfte der Saison werde ich einen der beiden wählen.“ Davon rückte der Italiener dann aber ab – nur vorerst?
Vier Wettbewerbe, aber kein klares Rotationsmuster
Ein klares Rotationsmuster zeichnet sich seit dem Arrizabalaga-Comeback übrigens noch nicht ab. Die Leihgabe absolvierte seitdem zwei Spiele in der Liga sowie je eine Begegnung in der Champions League, in der Copa del Rey und bei der Supercopa de España. Lunin hatte in der Zeit sieben Auftritte in der Primera División sowie ebenfalls je eine Partie in der Königsklasse, im Pokal und bei der Supercopa.
Auch dieser Tage erweckt es also nicht den Anschein, als würden im Hintergrund Gespräche zwischen der Real-Führung und dem Iberer sowie dessen Management laufen. Arrizabalaga sagte bei seiner Vorstellung zum erhofften Verbleib auch: „Mit meiner Leistung sorge ich hoffentlich dafür, dass das passiert.“ Wenn es nicht mal mehr für den Status als Nummer eins reicht, dürfte es auch mit einem neuen Vertrag kaum etwas werden. Ein hierfür womöglich entscheidendes Detail: Anfang Dezember berichteten Medien übereinstimmend, dass Lunins Kontrakt gar nicht 2024 ausläuft, sondern 2025. So wäre Reals Torwart-Position mit ihm und dem bald zurückkehrenden Courtois erst recht ausreichend besetzt. Warum dann Chelsea noch eine Ablösesumme zahlen? Das Leben ist kein Wunschkonzert, Kepa…
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