
Carlo Ancelotti sorgt für endgültige Klarheit
Braucht es bei Real Madrid nach der letztlich deutlichen und ebenso überraschenden Abreibung im Halbfinale der Champions League gegen Manchester City (1:1, 0:4) jetzt zwingend einen Umbruch, was das Spielerpersonal betrifft? Als Carlo Ancelotti das am Samstagmittag in der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel in LaLiga beim FC Valencia gefragt wurde, brauchte er erst einmal einen Moment, um zu überlegen, was er darauf antwortet. Und dann sprach er zwei Minuten und 45 Sekunden ohne Unterbrechung.
Für die klarste Erkenntnis dieser Medienrunde sorgte der Italiener wenig später dann mit einem einzigen Wort: „Ja.“ So lautete seine auch schon ausreichende Antwort auf eine Frage, ob der Verein ihm denn inzwischen garantiert habe, die Mannschaft auch in der Saison 2023/24 als Trainer zu betreuen.
Real Madrid: Internationale Stärke muss man honorieren
Heißt also: Nachdem es sich seit dem Gewinn der Copa del Rey ohnehin schon angedeutet hatte, ist Ancelottis Zukunft nun geklärt. Anders als zu seiner ersten Amtszeit bei dem weißen Ballett (2013/14 und 2014/15) erhält er auch eine dritte Saison in Folge als Real-Coach. Wenngleich ihm das Interesse seitens des brasilianischen Fußballverbands für dessen A-Nationalmannschaft schmeichelte, war ein Verbleib in Spaniens Hauptstadt für ihn immer die oberste Priorität. Ancelotti liebt Real, Ancelotti liebt Madrid.
Dass auch der Klub die Zusammenarbeit mit dem Erfolgstrainer fortsetzen will, ist gut. Einerseits – das brachte Kollege Adrian Kühnel kurz nach dem Königsklassen-K.o. bereits zur Sprache – hat er sich das schlicht verdient. Wegen all der Erfolge seit seiner Rückkehr im Sommer 2021. Wegen seiner besonderen Qualität als Menschenfänger. Weil er nicht allen, aber so einigen jungen Profis dazu verhilft, sich zu etablieren: Vinícius Júnior ist hier sein ganz großes Werk, für das ihm jeder Fan dankbar sein muss.
Dass Real weiter zu Europas Top-Mannschaften gehört, muss man honorieren. Der wirklich erstrebenswerte Erfolg, der Prestige verleiht und mit großen Emotionen verbunden ist, ist der internationale. Nationale Titel sind gefühlt nach zwei Tagen kein Gesprächsthema mehr.
Real Madrid: Trainer-Markt derzeit beschaulich
Was wären denn auch die Alternativen zu Ancelotti? Julian Nagelsmann passt mit seinen 35 Jahren und ungenügenden Spanisch-Kenntnissen mindestens momentan nicht zu diesem Weltverein, mit Zinédine Zidane würde man sich weiter nur im Kreise drehen, während Raúl nach bislang vier Jahren als Trainer der zweiten Mannschaft der Job offenbar nicht zugetraut wird, Thomas Tuchel bei Bayern München anheuerte und Mauricio Pochettino die großen Erfolg bis dato abgehen, er ohnehin vor einem Engagement beim FC Chelsea stehen soll.
Ancelottis Verbleibt passt auch zeitlich wunderbar. Am 30. Juni 2024 läuft sein Vertrag aus, die beteiligten Parteien halten sich mit ihrer weiterlaufenden Zusammenarbeit so gesehen an diesen Deal. Über eine nochmalige Verlängerung werden sie im kommenden Frühjahr dann wohl kaum reden, zumal Florentino Pérez mal zu verstehen gab, seiner Ansicht nach wäre ein Trainerwechsel alle drei Jahre ideal, um neue Impulse zu setzen.
Lieber gemeinsamer Abschied von Ancelotti und Routiniers
Eine Trennung im Sommer 2024, im besten Fall würdig durch die große Tür mit zumindest einem bedeutenden Titelgewinn, bietet sich daher an – auch, weil neben dem Routinier an der Seitenlinie zugleich Routiniers auf dem Rasen gehen könnten. Luka Modrić, Toni Kroos und Karim Benzema verlängern alle nochmals für eine weitere Spielzeit, danach dürfte dann aber Schluss sein. Neue Führungskräfte auf und neben dem Platz: 2024 ist dafür der ideale Zeitpunkt. Beginnt dann die Ära des Xabi Alonso als Trainer des Champions-League-Rekordsiegers? Angesichts seiner starken Arbeit bei Bayer Leverkusen, die dort über diesen Sommer hinaus fortführen will, malt sich das so mancher Madridista schon aus…
Community-Beiträge