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Kommentar: Nachtragend, aber angezündet – Mbappé hat mich

Was für eine Präsentation! Was für ein Spieler! Und was für ein Versprechen. Kylian Mbappé will und wird Grenzen verschieben, da ist sich Nils Kern sicher, auch wenn der REAL TOTAL-Chefredakteur immer noch etwas nachtragend ist und bleibt.

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Kylian Mbappé Real Madrid Präsentation Vorstellung Bernabéu
Mbappé ist da! Nicht nur in Madrid herrscht Euphorie – Foto: David Ramos/Getty Images

Er will sein Leben geben. Und auf der Höhe des Klubs sein, also nichts anderes sein als der Beste. Kylian Mbappé hat auf seiner Präsentation viel gesagt. Und auch ein bisschen was wieder gut gemacht.

Während mich die Verpflichtung bisher noch etwas kalt ließ – nicht komplett kalt, aber auch lange nicht heiß – so hat sich an diesem Dienstagmittag einiges geändert. Die galaktische Inszenierung des Klubs, die Emotionen der Fans, des Spielers und seiner Familie, Mbappés Worte und zwischen den Zeilen entschuldigende Gesten und Worte … er hat mich.

Noch nicht komplett, dafür bin ich weiter etwas nachtragend. Aber wenn man zwei Stunden durchgehend aus Gänsehaut besteht, kann man nur angezündet sein. Für eine neue Ära. Für einen neuen Galáctico. Für einen sieben Jahre langen Traum, der jetzt endlich real wurde.

Verein und Spieler haben an diesem Dienstag vieles richtig gemacht. Kein Klub weiß besser, wie man Stimmung aufbaut. Und wenn man die Tränen von Kylian Mbappés Mutter – der härtesten Verhanderlin seit Michael Jordans Mutter – sieht, weiß man, das war nicht nur groß inszeniert, sondern auch echt.

Mbappé hat mich, aber noch nicht komplett. Er ist immer noch einer großen Erklärung schuldig, was da 2022 passiert war. Das blieb er auch auf der Pressekonferenz schuldig. Sei es gekränkter Stolz von mir oder einfach meine prinzipientreue Sturheit – er hat einiges wiedergutzumachen. Und sollte er, wie erwartet, nicht offen und ehrlich erklären, dass er beispielsweise aufgrund einer gezückten Pistole zur Unterschrift in Paris gezwungen wurde (natürlich nur ein Scherz von mir … oder?), dann jubele ich ihm eben erst ab seinem 50. Tor im weißen Trikot zu. Also ab November. Auch ein Scherz. Oder?!

Denn so sehr mir noch die letzten sieben Jahre nachhängen, so sicher bin ich mir bei einem: Kylian Mbappé wird alles für diesen Klub, seinen Traum geben. Das hat er auch bisher, wie Florentino Pérez es zwischen den Zeilen andeutete („Danke, dass du so eine Anstrengung geleistet hast, die sich viele nicht vorstellen können.“). Und Kylian Mbappé wird ein noch besserer Spieler als bisher. Warum? Weil er keiner ist, der es schleifen lässt, wie so manch anderer 100-Millionen-Neuzugang. Weil er von einer überbezahlten, führungslosen Loser-Truppe zu einem Team und einer Familie voller Sieger-Typen, Arbeitstieren und Leadern kommt, wo Trainingseinheiten keinem Wellnessurlaub, sondern CL-Finals gleichen. Antonio Pintus wird aus Schillok bald Turtok machen. Carlo Ancelotti wird ihm die Wärme eines Vaters geben. Florentino Pérez wird ihn nicht verarschen, wie frühere Chefs von ihm. Und sein Idol Zinédine Zidane ist immer in greifbarer Nähe. Er spricht perfektes Spanisch, jeder im Team kennt ihn – sei es durch die Nationalmannschaft oder Instagram –, die Integration dürfte also auch problemlos verlaufen für einen Saisonstart auf der Pole Position.

Die nervigste Transfer-Saga ist zu Ende, der Anfang einer neuen Ära da. Große Erwartungen? Nichts anderes ist Mbappé dem Madridismo schuldig. Und auch wenn es (noch) keine „echten“ Antworten auf 2022 gibt (er ist eben ein Vollprofi, der Respekt vor den PSG-Fans hat), so wird er zumindest alles geben, um diese Erwartungen zu erfüllen. Es müssen nicht genau die CR7-Zahlen sein, das ist unmöglich (oder?), aber Mbappé kann, will und wird neue, andere Grenzen verschieben. Nichts anderes hat er bei dieser Präsentation sowohl angedeutet als auch versprochen. Und dadurch selbst mich nachtragenden Fanboy angezündet. Vamos Kylian! Du hast dein Schicksal und den Madridismo nun endlich selbst in der Hand, greif zu!

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von
REAL TOTAL

Hier schreibt die Redaktion von REAL TOTAL, dem führenden Magazin über Real Madrid im deutschsprachigen Raum.

Kommentare
Vielleicht muss man sich einfach eingestehen, dass die Suppe heißer gekocht worden ist, als sie es wirklich war.

Mbappe wollte eigentlich zu uns, hat aber in letzter Minute noch ein Rückzieher gemacht. Ist jetzt nicht die feine englische Art aber eigentlich auch nicht so dramatisch. Er hat sich auch nie zu Respektlosigkeiten hinleiten lassen.

Letztlich freue ich mich einfach ihn endlich bei uns zu sehen. Zusammen mit Vini und Rodrygo könnte hier etwas magisches entstehen.

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