
Unglücklich, aber nicht unverdient: Starkes Atlético
So fühlt sich das also an. Real Madrid verliert mal wieder ein Europapokalfinale, das erste nach neun – Rekord bedeutenden – gewonnenen Endspielen am Stück. Unglücklich, aber auch nicht unverdient. Atlético kann man gratulieren, weil die reformierte Simeone-Truppe sowohl Einsatz als auch Effizienz nahe der Perfektion zeigte. Doch hätte alles auch anders verlaufen können. Der berühmte Fahrradketten-Spruch bringt Julen Lopetegui auch nicht den ersten Titel seiner Ära, doch wäre bei Real eine der 14:8 Chancen mehr und bei Atlético eine weniger rein gegangen, hätte Casemiro nicht verletzungsbedingt runter gemusst, hätte Raphaël Varane seine Weltmeisterform behalten…
Real hat Finale selbst verloren
Wie sagten die Bayern-Spieler nach dem verlorenen Rückspiel im Bernabéu so schön: „Das haben wir selbst verloren.“ Und in diesem Super-Cup-Finale war es Real, das das Spiel aus der Hand gab. Auch deswegen bin ich weder pessimistisch in Hinblick auf die kommende Saison, noch würde ich jetzt alles über den Haufen werden, was sich Lopetegui so früh schon mit der Mannschaft aufbaute. Die Spielweise weiß zu gefallen: Endlich erfolgreiches Offensivpressing, bessere Kombinationen statt stures Flankenspiel, Individuen wie Gareth Bale oder Karim Benzema scheinen sich direkt verbessert zu haben. In den Testspielen sah man all das noch deutlicher, doch scheint der „Atléticode“ weiter kaum knackbar für die Blancos. Individuelle Fehler in der Defensive, Casemiros Auswechslung, und dann der Genickschlag durch Saúls Traumtor – das ist fast schon höhere Macht, ich kann der Mannschaft nichts vorwerfen. Okay, Varane schon – das war nicht weltmeisterlich!
Ruhe bewahren und einen Mittelstürmer holen
Trotzdem: Jetzt gilt es, Ruhe zu bewahren. Die Schlacht ist verloren, doch bleibt noch der Krieg – drei sogar. Am Sonntag kann die Welt nach dem LaLiga-Auftakt schon wieder ganz anders aussehen – doch scheint Lopetegui nun direkt schon etwas unter Druck. Ebenso wie Florentino Pérez und Co.! Die große Schwäche ist klar: Ein Backup für Karim Benzema! Wie schon oft erwähnt, braucht es eine robuste, physische Alternative für den 30-jährigen Franzosen. Einen Killer, der am Strafraum lauert und seine Gegenspieler nervt, wie es Diego Costa in Tallinn vorführte, oder Álvaro Morata 2016/17. Wenn er dann noch Erfahrung im Klub mitbringt wie Mariano Díaz von Lyon oder Rodrigo von Valencia – warum zögert man noch?
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Ersatz für die abgewanderten Theo Hernández und Mateo Kovačić würde ich nicht direkt fordern, dafür traue ich unter Jugendförderer Lopetegui Spielern wie Dani Ceballos, Marcos Llorente oder Sergio Reguilón durchaus die nächsten Schritte und wichtige Rollen zu. Also Onkel Floren: Ein Mittelstürmer bitte, und ansonsten bitte noch etwas Geduld haben – das gilt auch für die Fans!
» Dazu auch: der Podcast zur Finalpleite
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