
Alle hätten es verdient
Was ist schon verdient heutzutage? Hat Real Madrid verdientermaßen die Champions League gewonnen? Ja! Hätte auch der FC Liverpool es verdient? Klar. Und Bayern? Schon. Mit Arturo Vidal? Okay, nein. Und bei all den individuellen Auszeichnungen? Geht es rein nach Titeln, war das Jahr 2018 von keinem erfolgreicher als von Raphaël Varane: Königsklasse und Weltmeisterschaft! Auch der hätte es verdient, aber der ist eben Innenverteidiger. Und kein Fabio Cannavaro. Antoine Griezmann hat auch zwei Pokale gewonnen – neben der WM die Europa League, aber die reicht eben nicht aus. Cristiano Ronaldo schoss 2018 nicht nur im weißen, sondern auch im schwarz-weißen Trikot Tore am Fließband. Und Lionel Messi darf man immer noch nicht 25 Meter vor dem Tor foulen. Natürlich hätten sie alle es verdient, auch ein Kylian Mbappé oder Mohamed Salah.
Fairplay zählt! Polarisiert Modrić am Wenigsten?
Verdient haben es so viele, doch kann es nunmal nur einer werden. Und waren es bei der „The Best“-Auszeichnung der FIFA noch vier Gruppen aus Nationalmannschaftstrainern und -kapitänen sowie 200 Reportern und tausenden Fans, die entschieden, so sind es beim Ballon d’Or „nur“ Journalisten. 180 an der Zahl. Und wieder ist es Modrić geworden. Wieder der, den manche spanische Reporter 2012 noch als Flop-Transfer bezeichneten. Es zählen manchmal nicht einfach nur Statistiken wie geschossene Tore und zerballerte Rekorde, vielleicht sind es manchmal auch Dinge wie Sympathie. Und Fairplay. Vielleicht polarisiert der 33-jährige Kroate weniger als Messi oder Ronaldo. Möglicherweise schätzten die Fans bei der FIFA-Wahl oder die Reporter bei der FRANCE-FOOTBALL-Abstimmung auch, dass Modrić einerseits bescheiden, bodenständig wirkt, andererseits auch mal zu kritisieren weiß, egal ob hinsichtlich VAR oder Saisonvorbereitungsplänen der Königlichen. Auch das Nichterscheinen Ronaldos und das spätere Nachtreten seines Umfelds wird ihn ein paar Sympathiepunkte gekostet haben. Es geht nicht nur ums Sportliche!
Sneijder 2010, Ribéry 2013… Zeit für neue Regeln
Klar ist auch: Der Mann mit der Kriegsvergangenheit und den Zementwaden ist in 2018/19 noch nicht angekommen, spielt nach der großen WM eine sehr dürftige Saison. Und doch geht dieser Triumph in Ordnung. Das wäre es auch bei CR7, oder bei Varane. Alle haben es verdient, aber 180 Reporter haben nunmal demokratisch entschieden. Und wollten nach zehnjähriger Hegemonie Ronaldos und Messi – beide gewannen jeweils fünf Titel – vielleicht auch einen Neuen oben sehen. Den ersten seit Kaká 2007. Hatte der es damals gegen CR7 und Messi verdient? Als CL-Sieger bestimmt. Und 2010, als Messi die Weltmeister Iniesta und Xavi in die Schranken verwies? Triple-Sieger Wesley Sneijder ging damals ebenso leer aus, wie Franck Ribéry 2013. Soll das nun ewig so weiter gehen? Sollte “Lukita”, der seinen Triumph den glücklosen Vorgängern widmete, deswegen nicht gewinnen dürfen? Dann würde man nach der EM 2020 vielleicht sagen: „Mbappé hat zwar das Turnier gewonnen, aber Ramos Liga und Königsklasse, aber das zählt ja nicht, dann hätte Modrić auch 2018 gewinnen müssen!“ Auch für ein Ende dieser leidigen „Diskussionsserie“ war es Zeit. Endlich!
Jetzt steht endlich wieder Fußball im Vordergrund
Mit Modrićs Titel-Hattrick gibt es neue Regeln, in denen nicht nur harte Fakten bei den Wählern berücksichtigt werden, sondern auch Fairplay und Verdienste abseits des Platzes. Modrić hat gewonnen, es genauso verdient wie die anderen Top-Kandidaten auch. Ein Gutes, Klares hat diese letzte individuelle Auszeichnung, wo sich alle einig sein dürften: Jetzt kann es endlich wieder nur ums Sportliche gehen. Denn im Endeffekt zählt nur das für die echt wichtigen Titel.
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Mir persönlich ist es nicht wichtig, wer gewinnt. Ich freue mich als Madridista eher, wenn es einen Spieler von Real Madrid trifft. Und nicht vergessen: Dass es Modrić verdient hat, bewiesen Ronaldo und Messi, die bei der FIFA-Wahl für den Kroaten abstimmten.
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