
Illegale Kontaktaufnahme: Brach PSG „eigene Regeln“?
Versucht Paris Saint-Germain seit längerer Zeit Vinícius Júnior abzuwerben? Was die MARCA am Sonntag berichtete, sorgt durchaus für Aufregung – positive wie negative. Denn einerseits scheint der Brasilianer mehr als unbeeindruckt von den französischen Abwerbeversuchen zu sein, andererseits scheint PSG hier „eigene Regeln“ überschritten zu haben.
Denn als Real Madrid noch mit Kylian Mbappé im Sommer 2021 verhandelte, wurden die Spanier von den Franzosen gerügt aufgrund der illegalen Kontaktaufnahme. Zu Spielern mit auslaufenden Verträgen darf erst ab 1. Januar direkter Kontakt aufgenommen werden – PSG versuchte die frühe Kontaktaufnahme der Blancos damals als Skandal zu verkaufen, dabei ist es in der Branche gar nicht so unüblich, zumal der Kontakt zu Beratern jederzeit erlaubt ist. „Real Madrid verhält sich seit zwei Jahren nicht korrekt, illegal, kontaktiert das Umfeld des Spielers, was inakzeptabel ist, überhaupt nicht korrekt uns gegenüber“, schimpfte unter anderem Leonardo im vergangenen August. „Real Madrid kann sich nicht weiter so verhalten. Sie sollen aufhören“, legte der Sportdirektor im Oktober nach.
#LaPortada El PSG pidió a Vinicius que no renovase pic.twitter.com/JA56ySdOy2
— MARCA (@marca) June 18, 2022
Wollte PSG Verlängerung unterbinden und 40. Mio Gehalt bieten?
Und jetzt? Leonardo wurde zwar gekündigt, aber laut MARCA versucht PSG seit November 2021 – also nur einen Monat nach Leonardos Beschwere – immer wieder mal mit Vinícius Kontakt aufzunehmen. Inklusive unmoralischer Angebote, so sollen die Franzosen den Brasilianer nicht nur gebeten haben, nicht zu verlängern, sie bieten angeblich sogar das zwölffache von dem, was Vinícius aktuell an Gehalt einstricht zuzüglich diverser Handgelder und Prämien. Das aktuelle Salär in Madrid kann zwar noch als „gering“ bezeichnet werden und gehört immer noch zum allerersten Vertrag den der mittlerweile 21-Jährige vor einigen Jahren unterschrieben hat („Der Vertrag, den ich habe, ist immer noch der, den ich mit 16 hatte.“), aber auch die angeblich von PSG gebotenen 40 Millionen Euro (netto) pro Jahr können die Blancos niemals bieten, zumal es in Spanien dann ein Bruttogehalt von 80 Millionen Euro benötigen würde. Zum Vergleich: Top-Verdiener wie Eden Hazard oder Gareth Bale verdienten zuletzt zwischen 14 und 16 Millionen Euro netto, also 28 bis 32 brutto.
Aber: Vinícius scheint all das nicht zu interessieren. Einerseits, weil sein Vertrag bald nicht nur verlängert, sondern auch finanziell erhöht werden wird – nach Luka Modrics Verlängerung hat Vinícius‘ Kontrakt die höchste Priorität – und andererseits, weil er selbst schon oft verdeutlichte, dass Geld nicht alles für ihn bedeute. „Es spielt keine Rolle, wann ich verlängere, wie viel ich verdienen werde oder wie viel ich verdiene. Was zählt, ist die Zufriedenheit, beim besten Klub der Welt zu sein“, sagte er beispielsweise im November.
Und nicht nur an Identifikation mit dem Verein scheint es Vinícius zu mangeln, sondern auch an Geduld, so erklärte er im Mai: „Ich bin kurz davor, meinen Vertrag zu verlängern. Wir sind da schon auf dem Weg. Ich bin beim größten Klub der Welt und will von hier nicht weg.“

Pérez kündigt Verlängerung an, Vinícius hat’s nicht eilig
Nun stellt speziell nach seiner Durchbruch-Saison in Madrid (22 Tore und 20 Vorlagen in 52 Einsätzen) das Interesse anderer Vereine keine Überraschung dar – angeblich sollen sich auch Liverpool, Chelsea und Manchester United lose erkundigt haben. Aber so wie die MARCA berichtet, handelt es sich bei Paris nicht nur um ein aggressives, sondern auch ein penetrantes und obendrein rechtlich illegales Verhalten – wenn man denn selbst so sehr auf Regeln beharrt.
Immerhin: Vinícius lässt all das offensichtlich kalt und aufgrund der ebenso offensichtlich starken Bindung zu Real Madrid kam Paris‘ letzter Kontaktversuch angeblich im März. „Wir werden versuchen, mit ihm so schnell wie möglich den Vertrag zu verlängern. Wir sind dran, ein Problem gibt es nicht“, stellte Florentino Pérez zuletzt bei „El Chiringuito“ klar und verdeutlichte auch: „Niemand will Vinícius verkaufen!“ Auch darum soll wohl, wie mittlerweile üblich, eine Ausstiegsklausel von einer Milliarde Euro im neuen Vertrag verankert werden, eine Summe, die auch beispielsweise Federico Valverde vor noch unmoralischeren Angeboten „schützen“ soll. Ob der noch bis 2024 laufende Kontrakt nun bis 2026 oder 2027 verlängert wird, scheint demnach fast egal zu sein – die Frage ist wohl nur noch, wann und nicht ob es passiert.
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