Reportage

Marcelo: Nur kurz Kapitän? Nichts zu hören von Vertragsgesprächen

Der Vertrag des Kapitäns läuft aus und in Sachen Verlängerung scheint sich einfach nichts zu tun: Real Madrid erlebt ziemlich schnell ein Déjà-vu. Nach Sergio Ramos in der vergangenen Saison betrifft es nun Marcelo. Der 33 Jahre Brasilianer, seit einiger Zeit ohnehin nur noch Reservist, kann in dieser Spielzeit sportlich auch bislang keinerlei Argumente für einen neuen Kontrakt sammeln.

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Marcelo
Marcelo erlebt schon seine 16. Saison bei Real Madrid – Foto: IMAGO / Cordon Press/Miguelez Sports

Vertrag des Kapitäns läuft aus: Déjà-vu für Real Madrid

MADRID. Luka Modrić: Vertrag verlängert. Lucas Vázquez: Vertrag verlängert. Nacho Fernández: Vertrag verlängert. Daniel Carvajal: Vertrag verlängert. Thibaut Courtois: Vertrag verlängert. Karim Benzema: Vertrag verlängert. Federico Valverde: Vertrag verlängert. Real Madrid hat einen Marathon hinter sich, was den Abschluss neuer Arbeitspapiere betrifft.

Nun, wo die Saison immer weiter fortschreitet, ist eine Fortsetzung dessen eher nicht zu erwarten. Dabei gilt die rein theoretisch wichtigste Personalie nach wie vor als ungeklärt. Der Kontrakt von Marcelo läuft zum Saisonende aus, der Kontrakt des neuen Kapitäns.

Die Königlichen erleben damit ein Déjà-vu der ziemlich zügigen Art, nachdem bereits während der kompletten vergangenen Spielzeit offen war, was denn aus Leitwolf Sergio Ramos wird. Der Ex-Spielführer von Real hatte bekanntermaßen lange darauf gepocht, vom Verein einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag zu bekommen – zu lange.

Real-Bosse konnten schon auf Sergio Ramos verzichten

Die Verantwortlichen boten ihm wegen seiner 35 Jahre stets erst einmal nur eine zusätzliche Saison an und hatten die Offerte schließlich schon zurückgezogen, als Ramos nachgab und sie akzeptierte. Der Spanier musste gehen, er heuerte bei Paris Saint-Germain an, die Binde ging weiter an Marcelo. Doch einmal mehr stellt sich die Frage: Wo liegt des Kapitäns Zukunft nach dem Ablauf der Saison?

Anders als in der Causa Ramos ist im Falle des 33 Jahre alten Brasilianers öffentlich sogar nicht einmal etwas zu vernehmen, was mit einem Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Spieler und Verein zu tun hat. Keine Medienberichte über eine Tendenz, keine Äußerungen von Beteiligten. Nichts.

Ein Umstand, der eine nochmalige Verlängerung des schon seit Anfang Januar 2007 in Madrid anwesenden Routiniers nicht gerade wahrscheinlicher macht. Möglicherweise wartet allen voran Real aber auch einfach nur ab, um zu beobachten, welche Rolle Marcelo rein sportlich anno 2021 und 2022 denn überhaupt noch spielt. Im bisherigen Spieljahr: gar keine.

Marcelo diese Saison bislang im Abseits

Der linke Außenverteidiger stand bis dato gerade mal fünf Minuten lang auf dem Rasen, Mitte September bei der Rückkehr in das Estadio Santiago Bernabéu gegen Celta Vigo. Zuvor hatte er knapp vier Wochen lang eine Muskelverletzung im rechten Oberschenkel auskuriert, nach seinem Mini-Comeback erlitt er dann gleich einen Rückfall, von dem er sich jetzt erst erholt hat. Zur kommenden Woche, das ist zumindest Carlo Ancelottis Hoffnung, sollen sowohl der Südamerikaner als auch Ferland Mendy in den Kader zurückkehren.

Weil eben auch sein französischer Konkurrent in der Verteidigung so gut wie wiederhergestellt ist, stellt sich allerdings die Frage, ob Marcelo womöglich auch in fittem Zustand nichts anderes bleibt als die Rolle des Zuschauers. So war es seit Anfang 2020 schließlich in der Regel auch unter Zinédine Zidane. Hinten links hat sich Youngster Miguel Gutiérrez zudem in den vergangenen Wochen für Spiele gegen nicht ganz so namhafte Kontrahenten durchaus hervorgetan, außerdem könnte „Carletto“ dort auch noch auf Nacho Fernández und David Alaba setzen.

Vertragsverlängerung? Gute Leistungen sind unabdingbar

In der Rangordnung dürfte Marcelo grundsätzlich aber dennoch die Nummer zwei hinter Mendy bleiben – und damit auch auf die einen oder anderen Einsätze kommen. Die Kapitänsbinde allein wird dem Publikumsliebling definitiv nicht automatisch einen Stammplatz einbringen, dafür hat der vor einer halben Dekade ohne Diskussion noch beste Linksverteidiger der Welt in den vergangenen knapp drei Jahren mit seinen Leistungen zu sehr abgebaut. Leader sind ohnehin eher ein Casemiro oder ein Karim Benzema, der die Mannschaft bisher in jeder Begegnung als Spielführer auf das Feld führte.

Insofern wird man in der Chefetage der Merengues über die Sinnhaftigkeit einer möglichen Verlängerung nachdenken, wo sie selbst bei Ramos, Stammspieler und absolute Führungsperson im Team, schon so konsequent und rustikal auftraten. Vorstellbar scheint derzeit maximal eine Verlängerung um ein Jahr – sofern Marcelo denn seine sportliche Nützlichkeit noch unter Beweis stellen kann…

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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