
IKER CASILLAS über…
…seine Situation in den vergangenen Jahren: „Sie war verdammt schwierig. Ja, ich hätte viel mehr und viel ehrlicher reden können, aber wozu? Die Leute erwarten jetzt die großen Erklärungen Ikers, aber diese werden nicht kommen. Warum sollte ich jetzt reden, wenn ich in den letzten drei Jahren nicht geredet habe? Ich würde niemals schlecht über meinen Ex-Klub und seinen Präsidenten reden, niemals. Dieser Klub hat mir mehr als 25 Jahre lang gewisse Werte vermittelt, eine Handlungs- und Umgangsform und eine Erziehung. Jetzt wäre es einfach, große Töne zu spucken und von vielen Dingen zu berichten, aber zugleich feige, da ich zuvor ebenso wenig darüber sprach.“
…seine stets ruhige Verhaltensweise: „Ich litt unter all dem, was außerhalb des Klubs über mich gesagt wurde. Ich bevorzugte es, zu schweigen, denn ich wollte meinem Arbeitgeber keinen Schaden zufügen. Es hatten ohnehin schon andere gesprochen. Nicht für mich, sondern über mich. Ich würde es heute genauso machen und erneut schweigen. Viele Leute meinten oft zu mir, ich müsse mit der Faust auf den Tisch hauen, aber ich bereue meine Verhaltensweise keineswegs.“
…manche Vorwürfe, er sei ein Maulwurf, Verräter und Geizkragen gewesen: „Das schert mich nicht.“
…seinen unrühmlichen Abschied: „Es war nun einmal der Abschied, den ich hatte. Nicht mehr, nicht weniger. Ich werde nicht zurückblicken und meinen Abschied mit denen anderer Spieler vergleichen. Ich musste weinen, weil mir tausende Erinnerungen durch den Kopf schossen. Als ich zum ersten Mal mit neun Jahren das Trainingszentrum betrat, als ich mit 14 mein erstes Gehalt bekam, als ich zum ersten Mal mit Real Madrid außerhalb Spaniens spielte… Natürlich bist du traurig, wenn du den Klub deines Lebens verlässt, aber ich bin ohne Gemurre gegangen. Ich denke auch, dass ich nahezu zu allen Madridistas ein gutes Verhältnis hatte.“
…sein Verhältnis zu Florentino Pérez: „Niemand hat mich enttäuscht. Ich bin mittlerweile in einem Alter, um Entscheidungen zu treffen und wegzuschauen. Hoffentlich wird es dem Präsidenten gut ergehen. Ich werde meinen Fortgang aus Spanien nicht ausnutzen, um über Real Madrid zu reden. Ich habe nicht Angst, sondern zügele mich nur. In meine Worte würde zu viel hineininterpretiert werden, es würden Debatten entstehen… das will ich nicht. Ich will einfach nur nach vorne schauen und nicht weiter in der Vergangenheit leben.“
Aquí tenéis la primera portada de PAPEL: Iker Casillas. #nacePAPEL pic.twitter.com/EK8TZR90Fl
— PAPEL (@Papel_EM) 16. September 2015
…die Pfiffe der eigenen Anhänger gegen ihn: „Was mich wirklich verletzte, waren die Pfiffe in wichtigen Heimspielen wie beispielsweise 2014 gegen Valencia, als es für uns noch um die Meisterschaft ging. Das Wichtige war zu diesem Zeitpunkt, die Mannschaft voll und ganz zu unterstützen anstatt Casillas ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu stellen. Aber das war nun einmal das Erbe der vergangenen Epoche und ich musste damit leben.“
…seine Rolle am Ende der Ära José Mourinho: „Anfang 2013 kehrte ich in die Startformation zurück. Barcelona zog in der Liga davon, doch in der Champions League und im Pokal waren wir auf einem guten Weg und besaßen noch alle Chancen. Dann verletzte ich mich. Dann begann ich einen Strom von Nachrichten über mich zu verspüren. Mehr und mehr wurde über mich gesprochen. Das kam mir seltsam und verdächtig vor.“
…seine Meinung über „the Special One“: „Meine Empfindung für Mourinho ist nicht die, die ich weder in diesem Moment noch irgendwann anders preisgeben werde. Das, was wir uns sagen mussten, sagten wir uns damals von Angesicht zu Angesicht. Die Leute wissen, was war: Wir hatten am Ende unserer Zusammenarbeit kein gutes Verhältnis mehr zueinander.“
…seine Beziehung zu Cristiano Ronaldo: „Er ist eine sehr direkte Person, der sein Temperament und seinen Charakter hat. Ich habe ihn sechs Jahre lang kennen lernen dürfen und wir sind immer wunderbar miteinander umgegangen. Wenn wir mal ein Problem miteinander hatten, klärten und vergaßen wir es umgehend.“
…seine häufig infrage gestellten Führungsqualitäten: „Ich habe mich als Leader gefühlt, sowohl bei Real Madrid als auch bei der Nationalmannschaft. Ich wuchs mit vielen Leadern auf, von denen ich lernte. Ich versuchte, diese Erfahrungen auf meine Weise umzusetzen, mit meiner Persönlichkeit zu verknüpfen. Ich nehme an, dass der eine oder andere Kamerad damit nicht ganz zufrieden war. Ein Leader, genau weil er eben ein Leader ist, kann nicht allen zusagen. Aber alles in allem bin ich der Meinung, aus dem Holz eines Leaders geschnitzt zu sein.“
Eine Ära geht zu Ende: Nach insgesamt 25 Jahren nimmt Iker Casillas Abschied von Real Madrid. Die Klub-Legende wechselt zum FC Porto. REAL TOTAL blickt auf die glorreiche Karriere des „San Iker“ zurück.
Das Jahr 1999: Im Alter von gerade einmal 18 Jahren debütiert Casillas für die Profi-Mannschaft von Real. Am 12. September jenen Jahres war es beim 2:2 gegen Athletic Bilbao so weit.
In seiner Premieren-Saison kam der junge Iker auf insgesamt 46 Einsätze. 27 in der Liga, zwölf in der Champions League, fünf in der Copa del Rey und zwei bei der Klub-Weltmeisterschaft.
Der Spanier profitierte von der Verletzung der deutschen Nummer eins Bodo Illgner und konnte diesen dauerhaft aus dem Tor verdrängen. Dennoch sagte Casillas respektvoll: „Bodo ist ein absoluter Top-Torwart, von dem ich viel gelernt habe und weiterhin viel lerne.“
Als 19-Jähriger traf Casillas Anfang Mai 2001 im Halbfinale der Königsklasse auf Bayern München.
In der Spielzeit 2001/02 räumte der 20-jährige Casillas mit Real den Henkelpokal ab. Nach 2000 schon zum zweiten Mal. Siegtorschütze beim 2:1 gegen Bayer Leverkusen war Zinédine Zidane.
Längst war Casillas in Europa jedem Fan und Experten ein Begriff geworden.
August 2003: Casillas mit den „Galácticos“ David Beckham (links) und Luís Figo (Mitte).
Vier Jahre später: Auf internationalem Parkett treffen sich Casillas und die Bayern erneut. Nach den Erfolgen in 2000 und 2002 mussten die Königlichen gegen den deutschen Rekordmeister im Wettbewerb allerdings schon zum fünften Mal in Serie frühzeitig (Achtelfinale) die Segel streichen.
Dafür sollte Casillas in der Spielzeit 2006/07 wieder spanischer Meister werden. Nach 2001 und 2003 sein persönlich dritter Liga-Titel.
„Olé!“ Casillas und die Meister-Trophäe.
Dezember 2010: Casillas erhält zum dritten Mal die Auszeichnung de besten Torhüters der Welt.
Ein Titel, den der Mann aus Móstoles in bis dato zwölf Profi-Jahren noch nicht gewinnen konnte, war die Copa del Rey. Das änderte sich jedoch im April 2011, als Real den FC Barcelona in einem packenden Endspiel mit 1:0 bezwang.
Eine Liebeserklärung an den Verein.
Das neue Kapitäns-Duo: Casillas und Vize Sergio Ramos.
Die traditionelle Feier am Cibeles-Brunnen.
August 2011: Ramos und Casillas stemmen die Trofeo Santiago Bernabéu in die Höhe.
November 2011: Auszeichnung für Casillas für die meisten internationalen Spiele als spanischer Akteur.
2012: Casillas inzwischen zum vierten und fünften Mal zum besten Keeper des Planeten ernannt.
Der Schlussmann und Innenverteidiger Pepe. Acht Jahre lang sollten sie sich eine Kabine teilen. Als José Mourinho Casillas Anfang 2013 auf die Bank verdonnerte, stellte sich der Portugiese auf dessen Seite und forderte Respekt gegenüber der Klub-Ikone.
April 2012: Die Blancos triumphieren im Camp Nou mit 2:1 und sichern sich damit praktisch ihre insgesamt 32. Meisterschaft. Für Casillas die mittlerweile fünfte.
13. Mai 2012: Da ist das Ding! Casillas streckt den Liga-Titel als Kapitän in die Höhe.
Die Legende bei der Titel-Party an der Cibeles.
Feierei mit Weltstar Cristiano Ronaldo, für den es die erste Meisterschaft mit Real war.
August 2012: Real und Casillas schlagen Barcelona im Supercopa-Finale.
April 2013: Ein Treffer fehlte beim 2:0-Sieg gegen Borussia Dortmund zum Einzug ins Champions-League-Finale. Casillas, hinter Diego López inzwischen Reservist, tröstet den weinenden Spielführer Ramos.
August 2013: Casillas nimmt die Trofeo Bernabéu entgegen. Die Partie wurde damals als Abschiedsspiel für Legende Raúl genutzt.
April 2014: Zum zweiten Mal gewinnt Casillas den spanischen Pokal. Wieder musste Barcelona im Finale dran glauben. Diesmal siegte Madrid mit 2:1.
Jubel bei Casillas, Jubel bei den Madridistas.
Dem Copa-del-Rey-Triumph setzten die Merengues einen Monat später noch die Krone auf. Im Endspiel der Champions League traf man auf Atlético und bezwang den Stadtrivalen nach 120 Minuten mit 4:1!
Casillas war als Kapitän derjenige, der den langersehnten zehnten Titel auf europäischen Terrain überreicht bekam. Ein Foto für die Ewigkeit.
Auf diesen Moment hatte auch Casillas lange gewartet.
Ramos und Casillas: gemeinsam sind sie zweimal Europameister, einmal Weltmeister und schließlich auch Champions-League-Sieger geworden. Seit 2005 verteidigten sie dasselbe Trikot.
Casillas bei der Feier am berühmten Cibeles-Brunnen. Um 5 Uhr morgens herrschte mitten in Madrid nichts als Ekstase.
Auch im Bernabéu-Stadion wurde der riesige Triumph ausgiebig gefeiert. Mit dabei: Casillas’ Sohn Martín.
Die Titeljagd ging erfolgreich weiter. Am 12. August 2014 heimsten die Blancos dank eines 2:0 über den FC Sevilla den UEFA Super Cup ein…
…und etwas mehr als vier Monate später den Klub-WM-Titel. Ein perfektes Jahr mit vier Trophäen!
Es war der letzte Pokalgewinn für Casillas im Real-Trikot. Zum Ende des Spieljahrs 2014/15 sollte kein weiterer herausspringen. Sowohl in der Copa del Rey als auch in Meisterschaft und Königsklasse ging man leer aus. Es hätte sicherlich ein schöneres Ende für die Legende, die im Alter von neun Jahren in die Jugendakademie der Madrilenen kam, geben können.
„Iker, ewiger Dank für alles.“
…die zum Teil fehlende Dankbarkeit in Spanien: „Ich habe nicht das Gefühl, dass die Spanier undankbar sind. Sowohl bei der Nationalmannschaft als auch bei Real Madrid wurde mir immer viel Dankbarkeit entgegengebracht. Eine andere Sache ist die spanische Presse.“
…sein neues Abenteuer beim FC Porto: „Ich habe in der Mannschaft gespielt, die DIE Mannschaft ist. Die Mannschaft der Welt. Nun bin ich bei einem neuen Klub, an dessen Geschichte ich ebenfalls teilhaben will. Mit Bescheidenheit und Demut hat dieser Klub viele Erfolge gefeiert. Porto ist auch ein großer Klub und ich fange bei Null an. Das ist eine Herausforderung für mich.“
…die Unterschiede zwischen seinem neuen und alten Arbeitgeber: „Hier ist das Umfeld wesentlich menschlicher und familiärer, wenngleich trotzdem absolut professionell. Alle rudern in die gleiche Richtung.“
…seine Integration ins Team von Julen Lopetegui: „Sie war einfach, weil einige Spanier im Team sind und man sogleich jegliche Scham gegenüber Unbekannten ablegt. Hier sind viele junge Spieler. Ich möchte, dass sie verstehen, dass ich eine demütige Person bin, die mit harter Arbeit ihre Ziele erreicht hat. Niemand soll sich wegen meines internationalen Rufes gegenüber mir zurückhalten. Ich bin einer mehr im Kader und will ein Vorbild und eine Unterstützung sein. Ich will, dass man mich in Portugal so sieht, wie ich bin.“
…seine Präsentation bei den Portugiesen: „Ich war kurioserweise sehr nervös, denn ich erlebte nie zuvor eine eigene Präsentation. Ich debütierte als dritter Torhüter für Real Madrid, weil die zwei Stammkeeper verletzt gewesen waren.“
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