Kommentar

Meine Meinung: Geh‘ lieber erst woanders hin, Martin

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Martin Ødegaard hat im Prinzip die Qual der Wahl. Wovon so mancher gestandener Top-Profi sogar noch träumt, ist für den gerade einmal 15-jährigen norwegischen Profi nichts als die Realität: Real Madrid, Bayern München, Borussia Dortmund, Manchester United, FC Chelsea, Ajax Amsterdam – allesamt haben sie ihre Fühler nach dem skandinavischen Wunderkind ausgestreckt. Auch wenn der Teenager seit Jahren für den FC Liverpool schwärmt und er auf dem Gymnasium lieber Deutsch als Spanisch lernt („Ziemlich schwierig“), wird es ihn sicherlich reizen, künftig mit dem legendären weißen Trikot der Königlichen aufzulaufen – zumindest, wenn er nicht auch ein glühender Anhänger des FC Barcelona ist.

Dem jungen Burschen ist dennoch zu raten: Geh‘ lieber erstmal woanders hin. Jedoch weiß Gott nicht, weil Reals Jugendakademie „schlecht“ ist. Ganz im Gegenteil: Dass sie zu den besten der Welt zählt, ist kein Geheimnis. Die Arbeit, die dort geleistet wird, verdient höchste Anerkennung. Weit über 100 Profis, die das Einmaleins des Fußballs in Valdebebas erlernt haben, spielen heute in den europäischen Ligen. Auch Ødegaard würde dort beste Voraussetzungen vorfinden, um sich entwickeln zu können.

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Aber: Dass der Schritt von der Jugend in den Profi-Bereich, in dem es vor Superstars nur so wimmelt, oftmals ein zu großer ist, um sich auf Dauer durchsetzen zu können, bewies die Vergangenheit zuhauf. Ob ein Álvaro Arbeloa, Álvaro Negredo, Juan Mata und Roberto Soldado früher oder Daniel Carvajal, Carlos Casemiro, Denis Cheryshev und Álvaro Morata heute: Im ersten Anlauf klappte es nur äußerst selten. Natürlich könnte Ødegaard denselben Weg gehen wie jüngst Jesé Rodríguez, der sich ohne Spielpraxis bei einem anderen Klub bei Carlo Ancelotti etablierte. Sicher ist ihm das aber ganz und gar nicht. Einige Jahre bei einem Verein wie dem BVB täten ihm insofern gut, als dass er sich sportlich schließlich auf einem anderen Level befände und für Real nicht minder interessant wäre. Bei Reals zweiter Mannschaft würde er nur unterklassig spielen – keine Top-Liga, kein europäischer Wettbewerb.

Von großer Bedeutung zudem: der Druck. Wechselt er jetzt nach Madrid, erwartet ihn alles und jeder in vier, fünf Jahren im Estadio Santiago Bernabéu. Und er von sich selbst wohl auch. Ständig im Fokus, ständig hohe Erwartungen. Das kann hemmen. Zinédine Zidanes ältester Sohn Enzo wurde vor Jahren ebenso als kommender Superstar gefeiert, spielt mit seinen 19 Jahren aber noch in Reals C-Mannschaft. Zu hören ist von ihm nicht mehr viel.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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