Spielbericht

Mit Ach und Krach ins Viertelfinale – desolates Real zittert sich weiter

Trotz einer 3:4-Niederlage gegen Schalke im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League qualifiziert sich Real dank des 2:0-Hinspiel-Erfolges für das Viertelfinale. In einer unterhaltsamen Partie brachten starke Schalker ein völlig von der Rolle scheinendes Madrid in arge Nöte, verpassten es allerdings, den Todesstoß zu verpassen. Der Titelverteidiger rettet sich nur dank einer enormen Effizienz vor dem gegnerischen Tor in die nächste Runde.

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Iker Casillas stand heute öfters im Mittelpunkt als zu erwarten war

Schalke stark, Real unterirdisch

GELSENKIRCHEN. Nur drei Tage nach der bitteren 0:1-Liga-Pleite gegen Bilbao, gleichbedeutend mit dem Verlust der Tabellenführung, hatten die Königlichen im Achtelfinal-Rückspiel gegen Schalke 04 wieder die Möglichkeit, die eigenen Fans ein wenig zu besänftigen. Zeigte man gegen die baskischen „Löwen“ speziell in der Offensive einen uninspirierten Auftritt, wollte man sich gegen den Bundesligisten mit einer ansprechenden Leistung wieder rehabilitieren. Ein Blick auf die Auftstellung des Titelverteidigers verriet jedoch, dass Trainer Carlo Ancelotti in erster Linie eine ausgewogene Balance aus Offensive und Defensive finden wollte. In der Abwehr ersetzten die eher defensiv orientierten Álvaro Arbeloa und Fábio Coentrão auf den Außenverteidiger-Positionen Daniel Carvajal und Marcelo, im Mittelfeld nahm Sami Khedira den vakanten Posten neben Toni Kroos und Isco ein. Den Sturm bildete, trotz zuletzt eher durchwachsener Darbietungen, erneut „BBC“. Im obligatorischen 4-3-3 schickte „Carletto“ folgende Elf zu Beginn aufs Feld: Casillas – Arbeloa, Varane, Pepe, Coentrão – Khedira, Kroos, Isco – Bale, Benzema, Ronaldo.

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Die Madrilenen gingen die Anfangsphase relativ gemächlich an und ließen den Schalkern zunächst Platz zum Kombinieren. So dauerte es fünf Minuten bis man in Person von Karim Benzema erstmals im gegnerischen Strafraum auftauchte, doch die Hereingabe des Franzosen wurde geblockt. Einen ersten Hauch von Torgefahr erzeugte bei den Gästen Eric-Maxim Choupo-Moting, der verzog seinen Schlenzer aus aussichtsreicher Position jedoch deutlich (10.). Igelten sich die Gelsenkirchener im Hinspiel noch nahezu 90 Minuten in der eigenen Hälfte ein, war diesmal deutlich zu erkennen, dass sich die Mannen von Roberto Di Matteo diesmal Einiges mehr vorgenommen hatten. Teilweise recht ansehnlich kombinierte sich der Bundesligist immer wieder durch das Mittelfeld und versuchte durch konsequentes Nachrücken im Konterspiel permanent Überzahlsituation zu kreieren. Die Blancos taten sich in der Anfangsviertelstunde  sichtlich schwer, Zugriff  auf das Spiel zu finden. Wirklich Kapital schlagen konnten die Gäste aus den sich bietenden Räumen allerdings auch nicht, da den letzten Pässen und Abschlüssen die nötige Präzision abging.

Nach 20 Minuten wurde das pomadige Spiel der Merengues allerdings dann doch bestraft, als eine Flanke von rechts durch den kompletten Strafraum segelte und Fuchs am langen Pfosten aus zehn Metern unbedrängt zum Abschluss kam und den Ball zur zu diesem Zeitpunkt verdienten Führung ins kurze Eck wuchtete. So wirklich in die Partie fand Real im Anschluss zwar nicht, zum Ausgleich kam man nur fünf Minuten später allerdings trotzdem. Cristiano Ronaldo stieg nach einer Kroos-Ecke am höchsten und überwand den chancenlosen Timon Wellenreuther per Kopf zum glücklichen Ausgleich. In der Folge die Madrilenen dann endlich mit verbessertem Zugriff, Schalke spielte jedoch weiterhin mehr als ordentlich mit. Nicht nur die ausgeglichene Ballbesitz-Statistik nach einer halben Stunde war ein Indiz dafür, dass sich beide Parteien auf Augenhöhe begegneten. Offensiv bleib man auf Madrider Seite auch diesmal vieles schuldig. Ein harmloser Abschluss von Gareth Bale und ein unsauber abgeschlossener Angriff von Ronaldo brachten die „Knappen“ nur bedingt in defensive Nöte. Ganz anders gestaltete sich die Situation auf der anderen Seite: Erst geriet ein Rückpass von Raphaël Varane zu kurz und man hatte Glück, dass der eingelaufene Klaas-Jan Huntelaar den Ball nicht an Iker Casillas vorbei ins Tor spitzeln konnte. Wenig später knallte der Holländer einen Volley ans reche Lattenkreuz. Mit dem nächsten Angriff war es dann aber passiert, Casillas konnte einen Abschluss von Max Meyer nur abprallen lassen und Huntelaar staubte zum 2:1 ab (40.). Real komplett von der Rolle, Schalke obenauf. Doch wieder dauerte es nur wenige Minuten ehe die Gastgeber eiskalt zurückschlugen. Coentrão mit einer herrlichen Flanke von links auf den langen Pfosten, wo erneut Ronaldo lauerte und zum erneuten Ausgleich einnickte. Effizienz par excellence. Danach bat Schiedsrichter Damir Skomina zum, aus Madrider Sicht, erlösenden Pausentee, den Weg in die Kabine quittierten die Fans im Bernabéu allerdings mit einem schrillen Pfeifkonzert.

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Casillas hält das Weiterkommen fest

Wer auf eine Trotzreaktion bei den Königlichen gehofft hatte, sah sich zunächst enttäuscht. Real auch nach dem Wiederanpfiff mit großen Unzulänglichkeiten in der Defensive und ohne Struktur im Spiel. Und trotzdem erschien nach 53 Minuten auf der Anzeigetafel der dritte Treffer für die Gastgeber. Wieder fungierte Coentrão als Vorlagengeber, wenn auch etwas unfreiwillig. Der Portugiese setzte im Strafraum zum Dribbling an, wo der Ball etwas glücklich zu Benzema gelangte, der Nastasic und Höwedes austanzte und zur erstmaligen Madrider Führung einschoss. Schlugen in der ersten Hälfte die Blancos beides Mal postwendend zurück, ließ auch die Schalker Antwort nicht lange auf sich warten. Der für den verletzten Choupo-Moting eingewechselte Leroy Saneh wurde in halbrechter Position nur halbherzig bedrängt und schlenzte den Ball sehenswert mit links ins lange Eck (57.).

Nach einer knappen Stunde kam es dann zu einem der wenigen Highlights aus Sicht der Madridistas, als der lange verletzte Luka Modric, wie angekündigt, sein Comeback feierte. Und dieser stand auch gleich im Mittelpunkt, als er einen strammen Abschluss von Tranquillo Barnetta aus spitzem Winkel fast ins eigene Tor lenkte. Aber auch die Gelsenkirchener präsentierten sich im Defensiv-Verbund nicht immer ganz sattelfest, Álvaro Arbeloa vergab allerdings freistehend nach tollem Bale-Zuspiel eine Vorentscheidung. Da S04 nun offensiver wurde boten sich den Merengues ab der 70. Minute mehr Räume zum Kontern. Kroos‘ Distanzschuss aus 20 Metern blieb jedoch lange Zeit der einzige nennenswerte Abschluss. Aber auch die Gelsenkirchener präsentierten sich nicht mehr ganz so griffig wie in den früheren Phasen der Partie und versuchten es mit Leon Goretzka und Fuchs vergeblich aus der Distanz. Als alle Zuschauer bereits damit rechneten, dass die Partie mit einem Unentschieden enden würde, brüskierte Sané die gesamte Real-Defensive mit einem Traumpass in den Lauf von Huntelaar, der mit einem satten Abschluss unter die Latte die erneute Schalker Führung besorgte. Und beinahe wäre Sané wenig später auch noch das fünfte Tor gelungen, doch Casillas erwies sich diesmal auf dem Posten. Das Weiterkommen endgültig fest hielt „San Iker“ in der letzten Minute, als er Benedikt Höwedes‘ Direktabnahme entschärfte. Nach drei Minuten Zittern in der Nachspielzeit war das Madrider Übel dann endlich vorbei, das Pfeifkonzert nach dem Schlusspfiff übertraf das zur Halbzeit allerdings deutlich.

Unter dem Strich ein mehr als glückliches Weiterkommen. Hätte Schalke sich in der Offensive als ähnlich effizient erwiesen wie die Blancos, wäre das Projekt Titelverteidigung bereits nach dem Achtelfinale beendet gewesen. Wie auch in den letzten Wochen fand man im Angriff, der drei Treffer zum Trotz, im Prinzip nicht statt und offenbarte defensiv erschreckende Schwächen. Bleibt nur zu hoffen, dass es in der Clásico-Generalprobe am Sonntag (21 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker) gegen Levante gelingt, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Spielbericht zum Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel gegen Schalke
  2. Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

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