Nach einer Durststrecke von zwei Jahren krönte sich Real Madrid diese Saison wieder zum Spanischen Meister in der Primera División. Der zehnte Sieg im zehnten Spiel hintereinander machte den Titel für die Mannschaft von Trainer Zinédine Zidane perfekt. Damit ist die Wunde, die der Weggang von Cristiano Ronaldo hinterlassen hatte, endgültig geheilt. Verantwortlich für die Rückkehr auf die Erfolgsstraße ist jener Mann, der Real Madrid schon in der Vergangenheit zur besten Mannschaft Europas geformt hatte.
Der Erfolgstrainer strafte Skeptiker Lügen
Als der Architekt jener Mannschaft zurückkehrte, welche die UEFA Champions League dreimal hintereinander gewonnen hatte, äußerten einige Experten durchaus Skepsis. Schließlich übernahm Zinédine Zidane ein Team, das nach dem Abgang von Cristiano Ronaldo völlig außer Tritt geraten war. Doch das neuerliche Engagement des Franzosen erwies sich für Real Madrid als Game Changer. Dieser Begriff bezeichnet eine einschneidende Änderung und wird auch im Denksport gerne verwendet. Genau das war die Rückkehr des Meistertrainers schlussendlich auch. Er schafft das, woran sowohl Julen Lopetegui, als auch Santiago Solari vor ihm gescheitert waren. Zidane formte aus den übersättigten und orientierungslosen Stars wieder ein Ensemble. Gemeinsam meisterte man den Neuaufbau und kassierte in dieser Saison den wohlverdienten Lohn für die Arbeit der letzten 16 Monate.
Nicht mit normalen Maßstäben zu messen
In Österreich kennt man das Sprichwort, aufgewärmt ist nur ein Gulasch gut. Damit rät man in der Alpenrepublik davon ab, eine alte Liebe wiederzubeleben. Dies endet erfahrungsgemäß meistens in einem Streit. Doch Zinédine Zidane ist offenbar nicht mit normalen Maßstäben zu messen. Bereits sein erster Amtsantritt bei Real Madrid wurde mit Argusaugen verfolgt. Schließlich hatte der ehemalige Weltfußballer und Superstar der französischen Fußballnationalmannschaft zu diesem Zeitpunkt keine Erfahrung als Cheftrainer einer Spitzenmannschaft vorzuweisen.
Doch der behutsame Aufbau als Co-Trainer und danach als Verantwortlicher von Real Madrid Castilla sollte sich als Erfolgsfaktor erweisen. Der scheinbar unerfahrene neue Cheftrainer führte seine Mannschaft von Erfolg zu Erfolg. Gerade als Real Madrid nach dem Gewinn des dritten Titels in der UEFA Champions League am Gipfel angekommen war, entschloss sich Zidane zu einer Auszeit. Er hatte alles erreicht, was zu erreichen war und ging einfach. Genauso überraschend wie sein Abgang, gestaltete sich auch seine Rückkehr.
Rückkehr im Triumph
Kaum saß der alte Meister wieder im Trainersessel, stellten sich schon die ersten Unkenrufe ein. Hatte sich die Fußballer-Legende mit seiner Rückkehr wirklich etwas Gutes getan? War die Pause von fast einem Jahr zu lange? Nichts davon trat ein. Dabei ließen manche Ergebnisse von Real Madrid unter dem neuen und alten Trainer schlimmes befürchten. In der Vorbereitung auf die gerade abgelaufene Saison ging Real Madrid 3:7 gegen den Stadtrivalen Atlético Madrid unter. Fans und Verantwortliche waren geschockt, doch der Trainer ließ sich nicht beirren. Er stärkte seinen Spielern öffentlich den Rücken und versprach die Saison mit dem Titel zu beenden. Zidane sollte wieder einmal Recht behalten.
Mit all seiner Erfahrung formte der Franzose ein schlagkräftiges Team, das mit Talent und Erfahrung überzeugte. Wie eine Maschine begann Real Madrid Sieg um Sieg einzufahren. Die Dominanz wurde besonders nach der langen Pause im Frühjahr sichtbar. Zehn Siege in zehn Spielen sprechen eine klare Sprache. Die Madrilenen ließen keine Schwäche erkennen und demonstrierten, dass sie gewillt sind alles zu tun, um an die Spitze der spanischen Primera División zurückzukehren. Wo in der Vergangenheit ein überragender Cristiano Ronaldo die Marschrichtung vorgab, trat nun eine Gemeinschaft auf. Umso größer ist die Leistung von Zinédine Zidane zu bewerten, der nach seiner Rückkehr völlig veränderte Bedingungen vorfand.
Statt auf einen Superstar zu setzten, förderte er die Talente von jungen Spielern und motivierte die alten Recken von Real Madrid aufs Neue. Während der mittlerweile 34-jährige Abwehrchef Sergio Ramos der Hintermannschaft Sicherheit gab, lief der auch schon 32 Jahre alte Stürmer Karim Benzema zur Form seines Lebens auf. Stand er in der Vergangenheit im Schatten von Cristiano Ronaldo, so zeigte er in dieser Saison deutlich, dass er auch alleine in der Lage ist eine Mannschaft zum Torerfolg zu führen. Spieler, die manche schon abgeschrieben hatten, spielten plötzlich wieder groß auf.
Gleichzeitig förderte Zidane junge Talente, von denen man zweifellos noch viel hören wird. Vinícius Júnior, Fede Valverde und Ferland Mendy brachten frischen Wind in das Team. Zidane schaffte das Kunststück all diese unterschiedlichen Persönlichkeiten am Feld zu einem kampfstarken Kollektiv zu vereinen. Er setzte auf eine starke Defensive, das beweisen die Gegentore, die Real Madrid diese Saison kassierte. Es waren lediglich 25 und damit etwa halb so viel, wie in seiner ersten Meistersaison.
Kein Wunder also, dass der Coach diesen Titel als seinen bisher wichtigsten bewertet. Er konnte seinen Kritikern beweisen, dass er eine Mannschaft auch ohne einen Ausnahmespieler wie Cristiano Ronaldo zum Erfolg führen kann. Sein Verbleib in Madrid scheint gesichert. Zidanes Vertrag läuft noch bis zum Jahr 2022. Er genießt nicht nur bei den Fans, sondern auch beim Vereinspräsidenten eine hohe Wertschätzung. Der hatte ihn schon im Januar dieses Jahres als einen „Segen des Himmels“ bezeichnet.
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