Reportage

Modrićs Rolle auf dem Prüfstand: Wenn der Motor plötzlich stottert

Luka Modrić hat seinen Status der Unantastbarkeit bei Real Madrid eingebüßt. Weil der Zahn der Zeit langsam aber sicher auch an Reals Mittelfeldvirtuosen zu nagen beginnt, scheint eine weitere Spielzeit als Stammspieler bei den Königlichen äußerst unwahrscheinlich. Die Zeichen verdichten sich, dass sich eine der prägendsten Figuren der letzten Jahre auf eine neue Rolle bei den Blancos einstellen muss.

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Real Madrid's Croatian midfielder Luka Modric applauds on the pitch during the Spanish League football match between Real Madrid and Rayo Vallecano at the Santiago Bernabeu stadium in Madrid on December 15, 2018. (Photo by GABRIEL BOUYS / AFP) (Photo credit should read GABRIEL BOUYS/AFP/Getty Images)
Luka Modrić erlebte eine durchwachsene Spielzeit – Foto: Gabriel Bouys/AFP/Getty Images

Modrić ist nicht mehr unantastbar

MADRID. Dass im Sport nichts vergänglicher ist, als der Erfolg von gestern, musste Real Madrid in dieser Saison leidvoll erfahren. Nach dem historischen dritten Champions-League-Erfolg in Serie im Sommer 2018 noch (zurecht) als eine der größten Mannschaften aller Zeiten gefeiert, erlebten die Königlichen in der abgelaufenen Spielzeit ein Fußballjahr zum Vergessen. Mit der FIFA Klub-Weltmeisterschaft konnte man zwar sogar einen offiziellen Titel erringen, in Anbetracht des katastrophalen Abschneidens in Liga und Königsklasse sowie dem erneuten Verpassen des Finals in der Copa del Rey war jener Titelgewinn letztlich aber nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Ähnliches lässt sich über die zurückliegende Saison von Luka Modrić berichten. In den letzten Jahren womöglich das Herzstück der Madrider Erfolge, erlebte der Ballon-d’Or-Gewinner des letzten Jahres, welchen er sich mit einer fantastischen Rückrunde sowie einer noch besseren Weltmeisterschaft 2018 verdiente, einen fast schon dramatischen Einbruch seiner Leistungen – und büßte seinen über die letzten Jahre erworbenen Status der Unantastbarkeit im Madrider Mittelfeld ein.

Da sich der Kroate mit 33 Jahren (im September wird Modrić 34) zudem mittlerweile in einem für einen Fußballer durchaus fortgeschrittenen Alter befindet, scheint man sich an der Concha Espina intensive Gedanken über die Zukunft des Mittelfeld-Strategen zu machen. Sogar ein Verkauf gilt hinter vorgehaltener Hand nicht mehr als gänzlich ausgeschlossen. Die Skepsis, dass Reals Nummer 10 nochmal an ihren Leistungszenit zwischen 2014 und 2018 anknüpfen kann, ist dafür umso größer. So deutet Vieles darauf hin, dass man Modrić in der kommenden Spielzeit in einer neue Rolle erleben wird – sofern er das denn möchte.

Physische Probleme hemmen Modrićs Spiel

Dachte man zu Beginn der Saison noch, der schleppende Saisonstart des Vize-Weltmeisters hänge vorrangig mit den großen Strapazen des zurückliegenden Fußball-Jahres sowie der damit einhergehenden kaum vorhandenen Sommerpause zusammen, kristallisierte sich im Laufe der Saison eine deutliche Tendenz heraus: Modrić bewegt sich insbesondere im Spiel gegen den Ball nicht mehr auf dem Level der letzten Jahre – und dies wirkt sich schließlich auf das ganze mannschaftliche Gebilde der Blancos aus. Wenngleich der virtuose Kroate aufgrund seiner technischen Klasse und Ballsicherheit auch im Ballbesitz in den letzten Jahren eine tragende Rolle spielte, waren es dennoch vorrangig seine defensiven Fähigkeiten, die ihn für das madrilenische Spiel und dessen Balance so unverzichtbar machten.

Durch sein enormes taktisches Geschick sowie sein emsiges und gleichzeitig physisch hoch aufreibendes Spiel gegen den Ball wog der Kroate viele Unwägbarkeiten in der Defensivstruktur der Königlichen alleine durch seine individuelle Klasse auf, in der vergangenen Saison gelang dies jedoch nicht mehr. Modrić wirkte in vielen Partien körperlich komplett ausgelaugt und ließ vor allem die nötige Handlungsschnelligkeit in den entscheidenden Situationen vermissen. Um sein gewohntes Spiel durchziehen zu können, befand sich der 33-Jährige schlichtweg nicht auf dem nötigen physischen Level. 

Wenngleich die Strapazen der letztjährigen Weltmeisterschaft hierbei sicherlich auch eine gewichtige Rolle gespielt haben, lässt sich dennoch nicht ignorieren, dass Modrić’ Leistungseinbußen auch altersbedingt begründet sind. Dass der Motor mit fortschreitendem Alter irgendwann nicht mehr so geschmeidig läuft, ist ganz normal – und bei der Spielweise des Kroaten auch zu erwarten gewesen.

Was allerdings überraschte, war die Geschwindigkeit, mit der dieser Leistungsabfall in der abgelaufenen Saison vonstatten ging. Das Spiel des Mittelfeld-Virtuosen – und in gewisser Weise auch das von Real Madrid – stand und fiel schon immer mit seiner physischen Verfassung. Nur scheint man langsam an jenem Punkt angelangt, an dem die Physis auch zum letztlich limitierenden Faktor wird. Ein Pensum von bis zu 50 Pflichtspielen auf höchstem Niveau scheint nach dieser Saison nur noch schwer vorstellbar.

111 Gründe, Real Madrid zu lieben

Macht Modrić den Iniesta?

Wie geht es also weiter mit dem Kroaten? Auch wenn ein Verkauf zum aktuellen Zeitpunkt vielleicht nicht mehr zu hundert Prozent auszuschließen ist – und von so manchem Fan in den sozialen Medien sogar gefordert wird –, erscheint ein vorzeitiger Abgang in diesem Sommer doch äußerst unwahrscheinlich. An seinem großen Wunsch, seine Karriere in Madrid beenden zu wollen, dürfte auch die durchwachsene Saison nicht unbedingt etwas geändert haben. In Anbetracht der zuletzt absteigenden Leistungskurve sowie der anhaltenden Gerüchte um Akteure wie Paul Pogba oder Christian Eriksen kristallisiert sich allerdings heraus, dass Modrić für die kommende Saison nicht mehr zwangsläufig als Stammspieler eingeplant ist. Zinédine Zidane kündigte bereits mehrere Male einschneidende Veränderungen zur kommenden Saison an. Dass dies auch die Nummer 10 betreffen wird, gilt mittlerweile als nahezu sicher.

So könnte der Routinier in jene Rolle schlüpfen, die beispielsweise Andrés Iniesta in seiner letzten Saison bei Barcelona inne hatte: Als Rotationsspieler, dessen Einsatzzeiten klug dosiert werden, der regelmäßig zwischen Bank und Startelf pendelt und vor allem den jungen Spielern respektive Neuankömmlingen mit Rat und Tat zur Seite steht. Denn dass er punktuell noch immer zu außergewöhnlich guten Leistungen in der Lage ist, bewies der Kroate auch in dieser überwiegend gebrauchten Saison. Und durch seine immense Erfahrung kann er sicherlich auch als „Teilzeitarbeiter“ einen integralen Bestandteil des neuen Real Madrids unter Zidane bilden. Einzige Voraussetzung: Modrić muss diese Rolle auch annehmen.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Nichts für ungut, aber ich halte es schlicht nicht für wirtschaftlich sinnvoll jedem Spieler ein bis zwei Ehrenrunden zu ermöglichen, welche uns sportlich nicht ansatzweise im selbigen Maße zurückgezahlt werden und die Spieler im Anschluss ablösefrei gehen zu lassen.

Modric verdient seit Sommer 2018 ~ 26 Millionen Brutto (Quelle). Die Ablöse wäre nach der WM wohl nicht unter 40 Millionen Euro gefallen. Somit würde er uns (bis Sommer 2020) rund 52 Millionen Euro Gehalt inklusive Opportunitätskosten (verlorene Ablöse) von ~ 40 Millionen Euro kosten. Macht in der Summe mindestens ~ 92 Millionen Euro!

Bei allem Respekt, aber in diesem Verein wird das Geld mit beiden Händen aus dem Fenster geworfen (Lucas Silva ist nur ein weiteres Beispiel), aber bei einem Hazard zankt man wegen 30 Millionen +/- herum?

Ganz ehrlich ich finde Hazard sollte man für Max 70 mio holen. Er ist nächstes Jahr ablösefrei!!! 100 mio sind schon großzügig von Real. Hazard ist jeden Cent wert keine Frage aber hier gehts ums Prinzip. Bei über 100 mio würde ich ihn ablösefrei holen und dann würde Chelsea mal dumm aus der Wäsche schauen. Für 100 mio ok würde ich noch zustimmen aber mehr nicht.
 
Ganz ehrlich ich finde Hazard sollte man für Max 70 mio holen. Er ist nächstes Jahr ablösefrei!!! 100 mio sind schon großzügig von Real. Hazard ist jeden Cent wert keine Frage aber hier gehts ums Prinzip. Bei über 100 mio würde ich ihn ablösefrei holen und dann würde Chelsea mal dumm aus der Wäsche schauen. 100 mio ist echt das Maximum sorry.

Du glaubst doch hoffentlich nicht im ernst, dass uns Chelsea einen Hazard ablösefrei und kampflos überlassen würde?

Zunächst würden sie versuchen ihm ein Mondangebot zu unterbreiten, sollte das nicht klappen würde er sich auf der Tribüne wiederfinden, bis er unterschrieben hat. Und selbst wenn, glaubst du wir würden groß etwas sparen? Er und sein Berater würden uns quasi ausziehen in Punkto Handgeld und Gehalt. Dazu ist er JETZT in seiner Prime, man kann bei ihm keine weitere Zeit verschwenden. Eigentlich hätte er spätestens schon letztes Jahr kommen können.

Schlagt es euch endlich aus dem Kopf, dass ein Topspieler ablösefrei welchsen wird. Das gab es in den letzten zehn Jahren genau einmal bei Lewandowski und der kam von einem Bundesligalegisten und nicht von einem PL-Giganten.
 
Für und wieder....einerseits ist Hazard nächstes Jahr ablösefrei. Andererseits brauchen wir ihn asap und er ist schon 28
 
Du glaubst doch hoffentlich nicht im ernst, dass uns Chelsea einen Hazard ablösefrei und kampflos überlassen würde?

Zunächst würden sie versuchen ihm ein Mondangebot zu unterbreiten, sollte das nicht klappen würde er sich auf der Tribüne wiederfinden, bis er unterschrieben hat. Und selbst wenn, glaubst du wir würden groß etwas sparen? Er und sein Berater würden uns quasi ausziehen in Punkto Handgeld und Gehalt. Dazu ist er JETZT in seiner Prime, man kann bei ihm keine weitere Zeit verschwenden. Eigentlich hätte er spätestens schon letztes Jahr kommen können.

Schlagt es euch endlich aus dem Kopf, dass ein Topspieler ablösefrei welchsen wird. Das gab es in den letzten zehn Jahren genau einmal bei Lewandowski und der kam von einem Bundesligalegisten und nicht von einem PL-Giganten.
Was für ein Dünnpfiff. Ibrahimovic ging ablösefrei zu Manchester, Beckham glaub zu Paris. Buffon war doch auch ablösefrei gewechselt!
 
Was für ein Dünnpfiff. Ibrahimovic ging ablösefrei zu Manchester, Beckham glaub zu Paris. Buffon war doch auch ablösefrei gewechselt!

Alle von dir genannten Spieler waren weit über dem Zenit....

Oder würdest du einen (damals) 37-Jährigen Beckham noch als Topspieler einstufen, oder einen 40-Jährigen Buffon? Auch Ibra zählte schon damals nicht mal mehr zu den Top-10 der Stürmer, seine Show hin oder her.

Mit solchen Beispielen braucht mir keiner kommen.
 
Als Stammspieler? Seine Zeit IN DIESEM VEREIN ist VORBEI.

Wieso? Robben bei Bayern spielt auch noch hervorragend. Der Schlüssel ist einfach, diese älteren, erfahreneren Spieler sporadisch und gezielter einzusetzen, dann kann das Alter in Form von besser eingespielten Automatismen sogar von Vorteil sein.
 
Bei all den Personalentscheidungen. Ich frag mich, wann wir das nächste mal einen Spieler verpflichten werden, der auf seiner Position besser ist als der bisherige. Courtois mal abgesehen, war Kroos der letzte Feldspieler, wo das der Fall war. Kann Perez noch Weltklasse Spieler davon überzeugen, zu Real zu wechseln? Kann er noch verhandeln oder wird es heuer auch wieder nichts aus Hazard, Pogba, Sane und Mbappe?

Das ist eine Frage, welche ich mir auch Stelle. Der Zauber vergangener Tage, als Perez einen Topstar nach dem anderen an Land zog, scheint irgendwie verflogen zu sein.
 
*Fifa Manager spielen*

Hazard (Júnior) - Benzema (Jovic) - Mbappe (Rodrygo)
----------Kroos (Valverde) --------Eriksen (Modric)
-------------------------Llorente (Casemiro)
Marcelo (Reguilón) - Ramos (Nacho) - Varane (Milito) - Carvajal (Odriozola)
------------------------Courtois (Zidane)

Zugänge:
Hazard: 100 Mio
Mbappe: 250 Mio
Jovic: 50 Mio
Eriksen: 80 Mio
Milito: 50
Rodrygo: 45

Abgänge:
Bale: 70 Mio
James: 60 Mio
Navas: 10 Mio
Isco: 80 Mio
Asensio: 100 Mio
Diaz: 20 Mio
Ceballos: 45 Mio
Kovacic: 40 Mio
Raúl de Tomás: 15 Mio
Theo Hernández: 15 Mio

Das ist wirklich Fifa-Manager... Den in einer reellen Welt würde kein Verein der Welt 100 Mio für Asensio bzw. 45 Mio für Ceballos zahlen
 
Nichts für ungut, aber ich halte es schlicht nicht für wirtschaftlich sinnvoll jedem Spieler ein bis zwei Ehrenrunden zu ermöglichen, welche uns sportlich nicht ansatzweise im selbigen Maße zurückgezahlt werden und die Spieler im Anschluss ablösefrei gehen zu lassen.

Modric verdient seit Sommer 2018 ~ 26 Millionen Brutto (Quelle). Die Ablöse wäre nach der WM wohl nicht unter 40 Millionen Euro gefallen. Somit würde er uns (bis Sommer 2020) rund 52 Millionen Euro Gehalt inklusive Opportunitätskosten (verlorene Ablöse) von ~ 40 Millionen Euro kosten. Macht in der Summe mindestens ~ 92 Millionen Euro!

Bei allem Respekt, aber in diesem Verein wird das Geld mit beiden Händen aus dem Fenster geworfen (Lucas Silva ist nur ein weiteres Beispiel), aber bei einem Hazard zankt man wegen 30 Millionen +/- herum?

Absolut richtig. Manche würden unseren CL Helden aus Dankbarkeit noch einen 5 Jahresvertrag geben und wenn man das anprangert ist man undankbar. Aber so läuft Fußball nunmal nicht. Ich kann nicht erkennen welchen Mehrwert die nochmalige Vertragsverlängerung von Modric jetzt haben soll. Im Gegenteil er nimmt jungen Spielern eher den Platz weg. Solche Spieler mit wenig Potential nach oben haben wir im Moment zuviele.
Vazquez, Isco, Nacho und jetzt auch Modric. Sie alle werden jetzt nicht mehr den Riesensprung nach vorne machen...gleichzeitig blockieren sie Plätze für z.b. Odegaard.
 

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