
Kritik an Kroos: „Hätte auch ein anderer sein können“
MADRID. Er trete auf wie ein Diesel-Traktor, hatte sich Bernd Schuster in der Woche, in der Real Madrid in der abgelaufenen Saison sämtliche Titelhoffnungen abhanden gekommen waren, kritische Worte gegen Toni Kroos nicht verkneifen können. Dass der Mittelfeld-Star seinen bis 2022 laufenden Vertrag bei den Königlichen vorzeitig bis 2023 verlängert hat – die Einigung wurde laut Präsident Florentino Pérez schon vor einem Jahr erzielt, aber jetzt erst offiziell bekanntgegeben –, bezeichnet Schuster nichtsdestotrotz als einen guten Zug.
„Ich halte das für sehr gut. Ich hatte ihn zuletzt etwas kritisiert. Ich war selbst Fußballer und weiß, dass das niemand mag. Ich hätte genauso reagiert. In dem Moment hatte ich Lust, das zu sagen, was ich gesagt habe. Es war Kroos, doch es hätte auch ein anderer sein können. In so einer Saison wird man eben wütend, auch wenn man sie nur kommentiert“, erklärte der Ex-Real-Trainer bei einem Benefiz-Padel-Turnier in Madrid.
Schuster versteht Wechselgedanken von Ramos
Kroos, das gab er unlängst zu verstehen, möchte jene mehr als dürftige Saison mit einem viel besseren Spieljahr wiedergutmachen. Sergio Ramos denkt offenbar anders. Der Kapitän liebäugelt mit einem Wechsel nach China und berichtete Pérez bereits von einem ihm vorliegenden Angebot, das finanziell äußerst lukrativ ist. Ablösefrei darf er aber nicht gehen.

Dass Ramos an einen Abschied denkt, kann Schuster nachempfinden. „Am Anfang kann es seltsam erscheinen, aber das Leben geht weiter. Es ist bei uns allen passiert. Wir dachten, dass wir unser ganzes Leben dort sein müssen. Und wenn du bemerkst, dass nicht mehr über dich gesprochen wird, dann sind andere Spieler da und die Mannschaft ist erfolgreich. Ich stelle mir ein Real Madrid ohne Ramos aber erst einmal nicht vor. Er ist der Kapitän, der Leader dieser Mannschaft. Aber ich verstehe ihn. Nach so vielen Jahren fragst du dich immer wieder selbst Dinge. Und das ist auch notwendig. Du beschäftigst dich mit der Motivation, mit dem Hunger, mit dem Zustand der Mannschaft. Er ist ein Spieler mit einer Menge Verantwortung und aus meiner Sicht sind diese Gedankenspiele total gerechtfertigt. In China wird man am besten bezahlt. Ich verstehe aber auch, dass der Klub ihn nicht so einfach gehen lassen will“, so der 59-Jährige.
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„Florentino in der Lage, jeden zu holen“
Das aus der Sicht vieler Anhänger optimale Szenario wäre: Ramos halten, mehrere neue Top-Stars verpflichten. Was Neueinkäufe betrifft, sieht Schuster durchaus Möglichkeiten: „Große Spieler können zusammen spielen. Ob zwei, drei oder vier. Das wird sie nicht stören. Real Madrid ist nach wie vor einer der größten Klubs der Welt, für den die Mehrheit, wenn nicht jeder, spielen will. Ich halte Florentino für in der Lage, jeden zu holen.“
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