Spielbericht

Nächste Ohrfeige in Sevilla: Madrid unterliegt Betis mit 0:1

Real Betis Sevilla besiegt dank einer beeindruckenden Leistung die Königlichen aus Madrid, die aus ihrer puren Dominanz nichts Zählbares generieren konnten – definitiv zu schwach und eines Meisters nicht würdig.

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Verzweiflung wohin man blickt, für Madrid gibt es in Sevilla nichts zu holen
Verzweiflung wohin man blickt, für Madrid gibt es in Sevilla nichts zu holen

Erst überheblich dann unterwürfig – verhinderbarer Gegentreffer

SEVILLA. Die Großstadt im Süden Spaniens, wo sich andere an ihren wunderschönen Urlaub erinnern, gibt es für Real Madrid in der jüngsten Vergangenheit nur schreckliche Erinnerungen. Erst die bittere Niederlage am vierten Spieltag beim FC und nun, sieben Runden später, die nächste, schmerzliche 0:1-Ohrfeige. Dreizehn Spieltage und nur acht Siege sind einfach katastrophal für den Meister aus Madrid – doch im Gegensatz zum Gastspiel im September haben die Blancos heute immerhin den Kampf angenommen, mit gefühlten 93 Prozent Ballbesitz noch mehr als damals gehabt, doch es hat trotzdem nicht gereicht. Englische Wochen hin oder her, bis auf die Aufstellung erinnert dieser Tage nichts mehr an die letztjährige Turbo-Saison.

Mit Mesut Özil anstelle von Luka Modric wagte José Mourinho den heißen Tanz im Estadio Benito Villamarín. Man startete gut in die Partie, die ersten Pässe saßen, die trickreichen Körpertäuschungen auch – alles roch nach einem entspannten Torfestival. Doch die Gäste unterschätzten leidenschaftlich kämpfende Sevillanos – ob auf dem Platz oder auf den Rängen – in allen Belangen. Minute um Minute ist den Stars anzusehen, wie der „Spaß-Barometer“ sinkt, sobald ihre persönlichen Leibwächter am Trikot zupfen und stets einen Arm auf der Schulter haben. Eben jene Maßnahmen weiß der Meister nicht anzuwenden – das beste und verheerendste Beispiel kommt von einem, der die Ärmel sonst am höchsten gekrempelt hat: Sami Khedira. Sein Fehler, seine Passivität, sein Zögern, den Gegenspieler vorm eigenen Strafraum entweder zu fällen, führte zum frühen Gegen- und damit den finalen Siegtreffer. Minute 17, Betis-Mittelfeldmotor Beñat kommt an den Ball, Khedira mimt lieber das unbeteiligte Ampelmännchen als die Schranke für den Spanier runter zu ziehen. Der Spanier wiederum erfreut sich der freien Bahn und setzt, 20 Meter vor Iker Casillas‘ Kasten, zum Todesstoß an. Flach, gezielt, tödlich – Reals Kapitän fehlen einige Zentimeter und der 1,75-Meter-Scharfschütze schießt sich selbst zum Größten auf dem Platz. Über 70 Minuten blieben den Gästen also noch um ihn und über 50.000 Zuschauer wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Doch daraus wurde nichts.

Mit unerwartet hohem und erfolgreichem Offensiv-Pressing setzten die Grün-Weißen die Madrilenen vorne wie hinten unter enormen Druck. Wo Pepe und Sergio Ramos zu Beginn noch lockere Haken gegen die anstürmenden Gegenspieler zu schlagen wussten, wurde ab dem Gegentreffer nur noch das grobe Werkzeug rausgeholt – geplante, geniale Spielzüge aufbauen unmöglich. Betis kam nie über 30 Prozent Ballbesitz, doch das war alles Teil des Plans. Der risikoreiche Plan zum Sieg kalkulierte neben absolutem Einsatz jedoch auch das Unvermögen der Offensiv-Stars ein, kurz gesagt: Madrid brachte aus dem vielen Ballbesitz nichts zustande. Die Schüsse, die mal nicht aufopferungsvoll abgeblockt wurden, gingen daneben – wenn der Angriff nicht im Vorfeld schon aufgrund Abseits abgepfiffen wurde. Pech, tollpatschig, ängstlich – Madrid beförderte sich selbst in die Rolle des Wehleidigen, der zwar schlauer in der Schule sein mag, aber dem auf dem Schulhof trotzdem das Brot entwendet wird. Das von Sevilla gepflegte Spiel am Rande der Legalität mag man verurteilen wie man möchte, aber wenn die andere Mannschaft damit nicht klar kommt, ist diese zum Scheitern verurteilt.

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Totale Offensive in Halbzeit zwei – trotzdem tote Hose

Um das Scheitern abzuwenden, wechselte Mourinho bereits in der Halbzeit doppelt durch: der physisch einfach viel zu anfällige Özil ging für Kaká, Khedira wurde durch den offensiveren Modric ersetzt. Die neuen sollten sich gut einbringen und hatten sich scheinbar die eine oder andere Idee überlegt – gebracht hat es trotzdem nichts. Viele Flanken landeten im Nichts, beziehungsweise wurden abgefangen, die Stürmer hingen in der Luft und taten selbst wenig, um am Spielstand etwas zu ändern. Die Luft wollte den Sevillanos einfach nicht ausgehen, die hitzige Atmosphäre spornte die Hausherren zu lobenswerter Höchstleistung an, der die Königlichen einfach nichts entgegenzusetzen hatten. Dazu kam dann noch das Pech durch Schiedsrichter-Entscheidungen: Wurde Karim Benzema bereits in Halbzeit eins ein Treffer zu Recht aberkannt, kam der Pfiff nach dessen Tor in der 55. Minute zu Unrecht! Im Gegensatz zur Szene kurz vor Schluss, als Kakás Schuss aus kurzer Distanz vom Gegenspieler im Strafraum mit der Hand abgelenkt wurde, kann man beim Tor des Franzosen nicht sagen, dass die Partie nur deswegen verloren ging. Die Merengues hatten Möglichkeiten und Zeit en mass, aber sie sind gegenwärtig einfach nicht schlau genug und lassen sich durch Fouls und Nicklichkeiten der Gegner zu sehr beeinflussen. Bleibt zu hoffen, dass der Drittligist CD Alcoyano dieses Spiel nicht gesehen hat – die kommen am Dienstag um 21:30 zum Rückspiel in der Copa del Rey ins Bernabéu. Mit der heutigen Leistung rückt selbst ein scheinbar sicheres 4:1-Hinspiel-Ergebnis in gefährliche Sphären…

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Spielbericht zum 13. Spieltag bei Betis Sevilla
  2. Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
von
Nils Kern

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