
Real wollte Navas nach einem Jahr wieder abgeben
MADRID. Keylor Navas wird sich zurückerinnert fühlen. An einen Tag, den er später als einen der „schlimmsten meiner Karriere“ bezeichnete. Der Costa-Ricaner hat am Montag in Spanien ein Flugzeug betreten, um sich auf den Weg nach Paris zu machen. Dorthin, wo ab sofort seine sportliche Heimat liegt. Er kehrt Madrid den Rücken.
Wenn es nach Real gegangen wäre, hätte es diese Trennung fast auf den Tag genau schon vor vier Jahren gegeben. Nachdem Navas gerade erst seine Premieren-Saison im Estadio Santiago Bernabéu hinter sich gebracht hatte, wollte die Führungsriege ihn in einen Deal mit Manchester United verrechnen. Der Plan: David de Gea kommt zu Real, die „Red Devils“ bekommen Navas und eine Millionen-Summe. Der Transfer scheiterte, weil die Verträge in jener Nacht vom 31. August auf den 1. September 2015 erst eine knappe halbe Stunde nach dem Ablauf der Wechselfrist bei dem spanischen Liga-Verband LFP eintrafen.
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Zidane stärkte Navas intern lange
Zu diesem Zeitpunkt befand sich Navas bereits am Airport, um nach Manchester zu reisen. Er habe gar nicht gehen wollen, beteuerte er drei Wochen später in einem Radio-Interview: „Aber wenn ich es muss, dann weil Gott es so will. Ich war am Flughafen in einem privaten Raum und wartete dort darauf, was man mir sagte, was ich zu tun habe. Nichts war klar.“ Als es das war, „habe ich geweint“, gestand Navas im Nachhinein – obwohl er bleiben durfte.
Diesmal, 48 Monate später, gibt es kein Zurück. Navas steht jetzt bei Paris Saint-Germain zwischen den Pfosten, das hatte sich letzte Woche angedeutet und ist nun bestätigt worden. Sein Gemütszustand dürfte ein ähnlich betrübter sein wie an jenem Spätsommerabend von 2015. Man kann sich nämlich sicher sein, dass der 32-Jährige am liebsten auch den Rest seiner Karriere bei den Königlichen verbracht hätte – als Nummer eins.
Die ist er spätestens seit dieser Saison aber nicht mehr, was ihn letztendlich doch zu dem nun vollzogenen Fortgang bewog. Rückblickend wurde die zwischenzeitliche Abwesenheit von Zinédine Zidane dem Schlussmann zum Verhängnis.
Chefetage nutzt Zidanes Abwesenheit für Courtois-Kauf
Nachdem „Zizou“ Ende Mai 2018 als Real-Trainer zurückgetreten war, entschlossen die Verantwortlichen um Präsident Florentino Pérez, die aus ihrer Sicht überfällige Verpflichtung eines größer gewachsenen und jüngeren Torwarts zu tätigen. Zidane hatte das zuvor unter anderem im Falle von Kepa Arrizabalaga verhindert – der Spanier war später für 80 Millionen Euro von Athletic Bilbao zum FC Chelsea gewechselt. Der Franzose hält große Stücke auf Navas und machte sich während seiner ersten Amtszeit bei den Bossen stets für ihn stark. Erfolgreich.

Bei seiner Rückkehr Mitte März 2019 fand Zidane dann neben Navas aber auch den im August 2018 von Chelsea geholten Thibaut Courtois vor. Er folgte der Bitte der Chefetage, den 1,99 Meter großen Belgier für die Zukunft im königlichen Tor zu erklären. Man will ihn schließlich nicht umsonst für 35 Millionen Euro aus London losgeeist haben. Und ohnehin gehört Courtois, wie Navas, zu den Besten seiner Zunft. Sportlich nehmen sie sich nicht viel.
Navas verkörperte Reals Werte
Navas hätte seinen Nummer-eins-Status nie verloren, wenn es nach so einigen Anhängern des weißen Balletts gegangen wäre. Während mit Courtois nämlich immerhin auch jemand im Real-Tor steht, der einst für den ungeliebten Stadtrivalen Atlético aufgelaufen war, wirkte Navas im Laufe der Zeit immer mehr wie ein Profi, der der eigenen Jugend entstammt.
Demut, Fleiß und Wille gehören zu den Werten, die der Verein schon seinen jüngsten Nachwuchstalenten einimpft. Navas verkörperte stets das, was bei Real wichtig ist – und schaffte es so mit guten Leistungen, vom Ersatzkeeper zu einem würdigen Nachfolger des 2015 zum FC Porto abgewanderten Iker Casillas zu avancieren, innerhalb der Mannschaft an Anerkennung und auf den Tribünen den Rückhalt der Madridistas zu gewinnen. Vom Anhang wurde er im Bernabéu als einziger Spieler gefeiert, als er sich Ende Mai nach einem 0:2 im letzten Saisonspiel gegen Betis Sevilla bereits indirekt verabschiedete – REAL TOTAL war live dabei.
— Keylor Navas (@NavasKeylor) May 19, 2019
Der Torwart des Champions-League-Titel-Hattricks
In den sozialen Netzwerken setzte er danach einen Beitrag ab, in dem er begleitend zu zwei Fotos vielsagend nur ein Herz platzierte, gerichtet an die Fans. Eine Liebe, die auf Gegenseitigkeit beruht. Navas und Real: das war ein Erfolg. An der Concha Espina wird der „Panther“ vor allem als der Mann in Erinnerung bleiben, der bei dem historischen Champions-League-Titel-Hattrick von 2016 bis 2018 zwischen den Pfosten stand. Zwölf Titel sollten es insgesamt werden in 162 Partien.
Bald ist Navas übrigens auch schon wieder zurück. Mit PSG gastiert er am 26. November im Rahmen der Königsklassen-Gruppenphase in Madrid. Er wird gefeiert werden – und diesen Tag dann sicherlich als einen der schöneren seiner Karriere bezeichnen…
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