Einzelkritik

Noten zum 2. CL-Spieltag: Lichtblick Camavinga, Aussetzer von Nacho

Real Madrid blamierte sich am 2. Spieltag der Champions League bis auf die Knochen. Bei der 1:2-Niederlage gegen den CL-Neuling Sheriff Tiraspol konnte neben Neuzugang Eduardo Camavinga auch Vinícius Júnior für frischen Wind sorgen, während die fast ganze Abwehrreihe beim ersten Gegentor einen Blackout-Moment hatte, der dem Spiel eine völlig unerwartete Wendung gab.

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Camavinga fand meist richtige Lösungen, Nacho trug am Gegentor wohl die größte Schuld – Foto: IMAGO / ZUMA Wire

Startelf

Thibaut Courtois

Der Belgier blieb die meiste Zeit fast völlig beschäftigungslos. Bei beiden Gegentoren war er schuldfrei und machtlos. Sein Fauxpas beim Herauslaufen in der 32. Minute hätte beinahe zum 0:2 geführt. Auch bei einem einfachen Distanzschuss auf sein Tor (82. Minute) zeigte sich Courtois nicht ganz sicher, so war es insgesamt ein sehr undankbares Spiel für den Real-Torhüter. REAL TOTAL-Note: 3.

Nacho Fernández

Ein rabenschwarzer Abend für das Real-Urgestein! Als Aushilfsrechtsverteidiger war der 31-Jährige in einem über weite Strecken einseitigen Spiel in erster Linie in der gegnerischen Hälfte zu finden, konnte die vielen Freiräume auf der rechten Seite aber kaum Nutzen. Mehrfach offenbarten sich dabei technische Unzulänglichkeiten, zu oft spielte er Rück- und Querpässe statt zu flanken oder in den gegnerischen Strafraum vorzustoßen. Hinten wurde er nur einmal ernsthaft gefordert und hatte just in dem Moment einen Aussetzer, als er meterweit von Sheriffs Cristiano entfernt war, der ungehindert die Flanke zum ersten Gegentor schlagen konnte  REAL TOTAL-Note: 5.

Éder Militão

Während der Brasilianer sich als Offensivkraft durchaus bemüht und agil zeigte (in der 56. und 89. Minute jeweils knapp am Tor vorbei geköpft), patzte er hinten einmal entscheidend, als er in der 25. Minute Djasur Yakhshinbaev zusammen mit Nebenmann David Alaba völlig ungehindert zum 0:1 köpfen ließ. Auch in Folge war er bei den wenigen Vorstößen von Sheriff zu passiv. REAL TOTAL-Note: 4,5.

David Alaba

Der neue Abwehrchef bemühte sich von Beginn an, das Spiel der Blancos von hinten zu ordnen, patzte aber in seiner Hauptrolle als Innenverteidiger entscheidend beim ersten Gegentor. Auch bei der Entstehung des zweiten Treffers von Sheriff viel zu passiv. Offensiv wusste er durchaus zu gefallen – seine Spieleröffnung war sauber, seine Steckpässe meist gefährlich. 93 Prozent seiner Pässe erreichten die Mitspieler, eine beachtliche Quote angesichts der offensiven Interpretation seine Rolle. Andererseits erzeugten seine Flanken (zwei) und Schüsse (drei) kaum Gefahr. REAL TOTAL-Note: 4.

Miguel Gutiérrez

Eine insgesamt solide, aber auch unauffällige Partie des Canteranos. Offensiv steht ein guter Abschluss in der 41. Minute zu Buche, ansonsten hielt er Vinícius Júnior erfolgreich den Rückenfrei und ließ über seine Seite keine Gefahr für das eigene Gehäuse aufkommen. Die Auswechslung hatte weniger mit seiner Leistung zu tun und war eher dem Spielstand geschuldet. REAL TOTAL-Note: 3,5.

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Eden Hazard

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Casemiro

Das Spiel lief in der ersten Hälfte weitestgehend am Brasilianer vorbei. Defensiv kaum gefordert, fiel er lediglich mit dem taktischen Foul in der 39. Minute auf, für das er Gelb sah. In Hälfte zwei war der Dauerbrenner offensiv zwar etwas auffälliger und agiler, mehr als ein passabler Torschuss kam dabei allerdings auch nicht heraus. Es bleibt am Ende der Eindruck, dass ihm heute eine Pause durchaus gut getan hätte. REAL TOTAL-Note: 4.

Eduardo Camavinga

Der 18-jährige Neuzugang bestätigte den guten Eindruck der vergangenen Wochen erneut. Mit fünf erfolgreichen Tacklings war er defensiv ein größerer Faktor als Casemiro, ohne dabei das Spiel nach vorne zu vernachlässigen. Wie mittlerweile fast gewohnt war der französische Shooting-Star ein belebendes Element im Offensivspiel der Königlichen, dynamisch, agil und trotzdem abgeklärt. Er liefert auch immer wieder besondere Momente, so auch in der 12. Spielminute, als er mit einer spektakulären Finte einen Verteidiger von Sheriff austanzte, auch wenn die Aktion in der Folge ergebnislos blieb. REAL TOTAL-Note: 2,5.

Federico Valverde

Ein solider und bemühter Auftritt des uruguayischen Nationalspielers. Vor allem in der ersten Hälfte verlagerte sich sein Aktionsradius immer mehr auf die rechte Seite, wo er nicht immer geradlinig und zielstrebig agierte, was aber teilweise der schwachen Partie seines defensiven Partners Nacho geschuldet. Mit 85 Ballkontakten war er neben Camavinga der aktivste Akteur in Reals Mittelfeld und Angriff. REAL TOTAL-Note: 3,5.

Eden Hazard

Ein gutes Spiel des Belgiers – bis zur Auswechslung der beste Blanco auf dem Platz. Hazard praktisch überall zu finden und konnte oft nur mit Fouls gestoppt werden. So holte er in der 17. und 19. Minute jeweils Freistöße in aussichtsreichen Positionen heraus. Ebenso zeigte er drei gefährliche Torabschlüsse (36., 41. und 56. Minute), die Seriffs Schlussmann Athanasiadis allerdings parieren konnte. Das Gesamtfazit ist positiv, es bleibt zu hoffen, dass daraus mehr Konstanz entsteht. REAL TOTAL-Note: 2,5.

Karim Benzema

Ließ sich wie gewohnt oft zurückfallen, um als Anspielstation vor dem Strafraum zu agieren, wich häufig auch auf die Flügel aus,  jedoch ohne dass dabei etwas Zählbares entstand. Sein Freistoß in der 17. Minute war gefährlich, ebenso der Torabschluss in der 37. Minute. Beim Elfmeter wieder einmal souverän. Insgesamt eine solide Partie des Franzosen, allerdings kann man sich auch bei ihm nicht des Eindrucks erwehren, dass ihm eine Pause durchaus gut getan hätte. REAL TOTAL-Note: 3.

Vinícius Júnior

Trotz einiger Fehlversuche noch einer der besten Blancos am Dienstagabend. Von der ersten Minute an ein Aktivposten mit fünf Abschlussversuchen, davon zwei direkt aufs Tor, und so eine ständige Gefahr für den Gegner. Während er in der 35. zu zögerlich beim Abschluss war und den richtigen Moment für den Schuss verpasste, blieb es in der Schlussphase glücklos, ohne dabei selbst viel falsch gemacht zu haben. Zweimal ging sein Schuss nur wenige Zentimeter am Tor vorbei. Dazu: ein geschickt herausgeholter Elfmeter. REAL TOTAL-Note: 2,5.

Einwechselspieler

Toni Kroos (ab der 66. Spielminute)

Der deutsche Rückkehrer (erstes Spiel für Real seit 142 Tagen) zog das Spiel der Blancos sofort nach seiner Einwechslung an sich und wirkte dabei ruhig und abgeklärt wie eh und je. Die Schlussphase der Partie verlief jedoch zu wild, als dass dabei etwas Zählbares hätte herausspringen können. Die wichtigste Erkenntnis ist seine Rückkehr an sich und dass er scheinbar endlich schmerzfrei ist. REAL TOTAL-Note: 3,5.

Luka Jović (ab der 66. Spielminute)

Es scheint, als würde der serbische Angreifer langsam aber sicher in Madrid ankommen. Ganz langsam! Seine Körpersprache ist deutlich positiver und sicherer als in den letzten zwei Jahren. Seine uneigennützige Vorlage konnte Vini nicht in ein Tor verwandeln, während sein Schussversuch vor dem gegnerischen Tor beim Stand von 1:1 in der 89. Minute in letzter Sekunde abgeblockt wurde. Er hat sich in den letzten Wochen einen Chance von Beginn an durchaus verdient. Wird er sie auch bekommen und der mittlerweile gigantische Knoten endlich platzen? REAL TOTAL-Note: 3,5.

Rodrygo Goes (ab der 66. Spielminute)

So belebend seine Einwechslung auch war, bleibt am Ende die in der 82. Minute vergebene Großchance zur Führung der Königlichen als Haupteindruck. Sein Schuss aus 13 Metern ging dabei knapp über das Tor. Seine Flanke auf Jović in der 89. Minute hätte auch beinahe das 2:1 bedeutet. Insgesamt hat der Brasilianer wiederholt bestätigt, dass er als Joker durchaus etwas bewegen kann. REAL TOTAL-Note: 3,5.

Luka Modrić (ab der 66. Spielminute)

Von allen Einwechselspielern war der 36-Jährige derjenige mit dem größten Einfluss auf die Partie. Mit seiner Dynamik, schnellen Tempowechseln und dem Drang nach vorne schien es eine Frage der Zeit, wann Real das zweite und vermeintlich entscheidende Tor machen würde. Der Kroate selbst blieb bei seiner Torchance in der 75. Minute ohne Glück, als Athanasiadis wieder einmal parieren konnte. REAL TOTAL-Note: 3.

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Trainer

Carlo Ancelotti

Es war kein schlechtes Spiel, das die Mannschaft von Ancelotti heute Abend gezeigt hat. Der Gegner nutzte seine wenigen Chancen gnadenlos effektiv, während die Blancos selbst bei eigenen Abschlüssen durchaus auch Pech hatten. Dennoch bleibt es rätselhaft, warum der Italiener vor dem Spiel auf weitere Rotationen verzichtet hat. Was auch immer der Plan dahinter war – er ist nicht aufgegangen. Die Partie ging verloren und Akteure wie Benzema, Valverde, Alaba oder Militao blieben weiter im Dauereinsatz, was sich angesichts kommender Aufgaben als durchaus riskant erweisen könnte.  REAL TOTAL-Note: 4.

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Kommentare
Noten viel zu gut. Bei dem Gehaltsunterschied, sry nee nee… alle ne glatte 6. Keine Ausreden.
Selbst der 11er an Vini war glücklich, denn er geht mit dem Kopf durch die Wand und wirft sich eigentlich nur in den Mann.

Ingesamt einfach nur peinlich.
Es wurde die sportliche „Leistung „ bewertet .auf dem Spielfeld ,gestern.und nicht die unterschiede der kontostände,einkommen,oder Ablösesummen. Und wo ein camavinga ne „6“ verdient haben soll,frag ich mich,weil er viel weniger als die anderen verdient ?
 
Der Typ ist halt ein Modric Hater. Frage mich manchmal ob er überhaupt dieselben Spiele schaut oder nebenbei die Wäsche macht.
wie kann man(n) Modric hater sein . bei alledem was der typ für den verein gemacht hat und noch machen wird . ich nehme an auch am abend und nach seiner aktiven karriere . hoffentlich .

trotzdem hat er beim 2:1 alt ausgesehen . das war sein mann , der völlig unbedrängt abziehen kann .

Haza hätte beim level des gegners seine unbestrittenen qualitäten in echte gefahr und mal ein tor um-münzen müssen . denn auf höherem level wirkt Haza nicht unbedingt stärker . das war sein match um zu glänzen und selbstvertrauen zu tanken . mit den laufenden verantwortungs-abgaben / abschieben ist die note nicht verdient und auch nicht sein anspruch reflektierend .

das ist eine sachliche begründung versus Deiner primitiven persönlichen bemerkung . na ja , jeder so wie er kann und will . kein problem .
 
Wie kann man nach so einer Jahrhundert Blamage den Spielern so gute Noten geben ? Kompletter Fail ….
sehe ich genauso , weil fussball ein team-sport ist . wenn alle sich um des gegners 16er versammeln und das ganze noch dichter machen , dann ist das keine team-wahrnehmung . den mitspielern den platz lassen oder schaffen , um wirken zu können . nicht einfach den ball aus verlegenheit weiter-schieben , sondern mit einer einzel-leistung den grossen individuellen unterschied umsetzen und von mitspielern ablenken . da sollte der trainer und die führnungs-spieler ihre rolle wahrnehmen .
 

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