
Startelf
Thibaut Courtois
Bekam gegen Tadics Schuss aus spitzem Winkel zur Abwechslung seine langen Beine zu – ansonsten aber vier Hütten eingeschenkt. Beim ersten Gegentor eher chancenlos, beim zweiten – der Belgier rutschte wohl leicht weg – jedoch zu früh unten. So von aller Schuld freizusprechen wie beim dritten Ajax-Treffer war Courtois beim entscheidenden vierten wahrscheinlich nicht, zumindest machte der 1,99-Hüne bei Schönes schönem Freistoß keine besonders glückliche Figur. Ein mehr als gebrauchter Tag auch für ihn. REAL TOTAL-Note: 4,5.
Daniel Carvajal
Beinahe ständig erweckte Dani den Eindruck, dass er keinen Schimmer habe, wo er genau hinlaufen solle. Besonders fatal vor dem strittigen wie leider herrlichen 0:3, als er sich komplett verspekulierte und die rechte Abwehrseite öffnete. Weil Carvajal auch ansonsten häufig nicht auf seinem defensiven Posten war, holte er sich auch eine plumpe gelbe Karte ab. Nach vorne zwar mit manchen gutgemeinten Ideen, aber komplett ohne die nötige Durchschlagskraft. Die königliche Nummer 2 kennt man in solchen “Alles oder nichts”-Spielen eigentlich ganz anders. REAL TOTAL-Note: 5.
Raphaël Varane
Ab und an tatsächlich so etwas wie den Fels in einer sehr stürmischen Brandung abgebend, intervenierte der Weltmeister, wo es ihm nur möglich war. Mit etwas Pech köpfte Varane, dessen Verdienste im Spielaufbau in überschaubarem Rahmen blieben, aus exzellenter Position ans Gebälk. Was man ihm aber eher ankreiden muss – dieser Versuch hätte, beim Stand von 0:0, sitzen müssen. Dann würden wir euch jetzt vielleicht nach eurem Wunschgegner für das Viertelfinale fragen. REAL TOTAL-Note: 3.
Nacho Fernández
Kein annähernd adäquater Ramos-Ersatz, zieht man zumindest die Hinspiel-Performance des gesperrten Kapitäns als Vergleich heran. Etliche Male zu weit weg vom Gegenspieler, besonders beim 0:1, als Nacho weder Druck auf den überragenden Vorlagengeber Tadic ausübte, noch stattdessen irgendeinen wichtigen Raum absicherte. Dass der nicht wirklich löschende Feuerwehrmann kein zweiter “SR4” ist, führte er dem Bernabéu auch vor, als er nach 45 Minuten eine sehr gute Kopfballgelegenheit beinahe kläglich vergab. Noch wesentlich bescheidener war sein von Frust geprägter Gelb-Rot-Abgang in der Nachspielzeit. REAL TOTAL-Note: 6.
Sergio Reguilón
Womit wurde Sergio Reguilón in den letzten Wochen wiederholt gelobt? Mit Recht. Dem wahrscheinlich königlichen Linksverteidiger der Zukunft sollte man also auch einmal eine schwächere Leistung zugestehen, die der 22-Jährige – natürlich kein Alleinstellungsmerkmal – zweifelsohne anbot. Sicherlich nicht vom Ballglück verfolgt, stellte er in der Defensive gegen ein sehr spielstarkes Amsterdam keine Endstation dar, gelang ihm nach vorne nur wenig Zielführendes. Ausnahme war die clevere Vorarbeit zu Asensios 1:3-Hoffnungsschimmer. REAL TOTAL-Note: 4.
Casemiro
Keiner geriet wortwörtlich so ins Straucheln wie der einstige X-Faktor, der schon in den ersten Minuten, in denen er überhaupt nicht in die Partie kam, bei diversen Take-ons beinahe den Boden unter den Füßen verlor. Dauerbeteiligt an zahlreichen Fehlerketten, unbeholfen mit Ball am Fuß, kein Faktor in irgendeine Richtung. Es hätte eines Casemiro aus den erfolgreichen letzten CL-Jahren bedurft, um das Ausscheiden vielleicht abzuwenden. Von dem war aber rein gar nichts zu sehen. REAL TOTAL-Note: 6.
Luka Modrić
Der Weltfußballer war der Motor eines gewissermaßen antriebslosen Real Madrid, auch wenn dieser Motor hier und da ins Stocken geriet. Sehr engagiert leierte der Kroate einiges an, überzeugte durch seine typische Dynamik und bisweilen Omnipräsenz. Jene Dynamik fehlte ihm beim 0:2, als er – in letzter Instanz aushelfend – Neres überhaupt nicht am Abschluss hindern konnte. Ähnlich unentschlossen vergab er auch im Tandem mit Benzema spät ein mögliches 2:4, das man – Ausgang dahingestellt – lieber noch erzielt als nicht erzielt. Es passte aber ins Gesamtbild. REAL TOTAL-Note: 3.
Toni Kroos
Das CL-Aus des Henkelpott-Dominators wird Ex-Trainer Bernd Schuster sicherlich nicht gefreut, ihn in seiner Kroos-Kritik aber bestätigt haben. Zehn Ballverluste alleine in Abschnitt eins, der übelste führte zum frühen ersten Gegentor. Den einzigen brauchbaren Vertikalpass (82 Prozent Passquote) spielte der Greifswalder nach 42 Minuten auf Bale, der den Pfosten traf. Ob Kroos selbst auch geschossen hätte, ist fraglich. Ließ er doch unentschlossen und fahrlässig zögernd kurz nach dem 0:1 eine exzellente Abschlusschance liegen. Rabenschwarzer Tag. REAL TOTAL-Note: 6.
Lucas Vázquez
Den königlichen Fans musste man nach der blamablen Pleite zum Teil ein Kompliment machen, und sie machten ein solches dem längst nicht überall beliebten Vázquez. Als er nach nur 29 Minuten sichtlich frustriert unter Tränen ausgewechselt werden musste, spendete ihm das Bernabéu – Spieltstand 0:2 – eine Menge Applaus. Denn “Lucitas” hatte alles in die Waagschale geworfen und unter anderem zwei gute Flanken und einen starken Torschuss abgegeben. Im Rückblick konnte er Real Madrid nur viel zu kurz helfen. Daher: Keine Bewertung.
Vinícius Júnior
Keine dribbelnde Dauerbelastung für die niederländischen Gäste, einen Großteil der halben Stunde, die er mitwirken konnte, war Vinícius auf der linken Offensivposition außen vor. Eine starke Szene hatte der Brasilianer, nach der Vázquez Ajax-Keeper Onana zu einer Parade zwang. Ansonsten blieb dem Hoffnungsträger nicht genug Zeit, auch dieser Begegnung seinen Stempel aufzudrücken. Daher: Keine Bewertung.
Karim Benzema
Der Mittelstürmer Real Madrids, so begabt er auch als mitspielender Schleicher sein mag, gab in der 50. Minute seinen ersten nennenswerten Schuss ab. Benzemas gestalterische Mühen waren ihm vom Anpfiff weg anzumerken, ein wirklich herausragender Pass sprang aber auch nicht dabei heraus. Das ist am Ende dann einfach viel zu wenig. REAL TOTAL-Note: 4,5.
Einwechselspieler
Gareth Bale (ab 29. Minute)
Ein Platz in der Startelf wurde es nicht, wegen Vázquez’ früher Auswechslung wurden es am Ende aber über 65 Minuten. Nach denen wohl keiner die Füße des mit lautstarken Pfiffen empfangenen Walisers küssen wollte. Zum Einstand vertändelte Bale unkonzentriert am eigenen Sechzehner (um ein Haar) den Ball, sein Pfostentreffer kurz vor dem Pausenpfiff war Unglück, aber auch Unvermögen. Danach weitgehend abgetaucht, knapp 70 Prozent angekommener Pässe sind ein sehr schwacher statistischer Wert. In einer Art von Spiel, in der ein Cristiano Ronaldo so wichtig gewesen wäre, war der sprachlich isolierte Brite alles – nur kein würdiger Fußstapfentreter. REAL TOTAL-Note: 4,5.
Marco Asensio (ab 35. Minute)
Auch das zweite zeitig eingewechselte Sorgenkind betrat unter (leiseren) Pfiffen den Rasen, legte bald darauf aber phasenweise immerhin die nötige Hingabe an den Tag. Nach spielerischen Startschwierigkeiten erwies sich Asensio im zweiten Durchgang als teilweise belebendes Element einer ungelenken Real-Offensive. Dem Linksfuß blieb – nachdem er selbst eingeleitet hatte – der einzige Treffer des gescheiterten Titelverteidigers vorbehalten, der für kurze Zeit hier und da das Wunschdenken an eine “Remontada” entfachte – ehe Lasse Schöne auch die letzte Traumblase zerplatzen ließ. REAL TOTAL-Note: 3.
Fede Valverde (ab 87. Minute)
Kam in der Schlussphase für wenige Minuten, als das Ende einer Ära bereits besiegelt war. Daher: Keine Bewertung.
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