
Startelf
Thibaut Courtois
Es sind diese Geschichten, der einfach nur der Fußball schreibt. Im September noch mental völlig am Boden und in einem Karrieretief, reiht Madrids Nummer 1 in den letzten Wochen eine überragende Vorstellung an die nächste. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub zeigte „Thibo“ einen Auftritt der Kategorie „weltklasse“ und machte das, wofür man ihn vor zwei Jahren verpflichtete: Er gewann seinem Team einen Titel. In Halbzeit eins noch weitestgehend beschäftigungslos, dafür aber sehr aufmerksam beim Mitspielen und mit guten Lösungen im Spielaufbau, avancierte der Belgier gegen Ende der zweiten Hälfte und in der Verlängerung zum großen Helden. Mit einem Wahnsinns-Reflex gegen Morata rettete er seine Mannen erst in die Verlängerung, um kurz vor Ende ebendieser eine von Mendy abgefälschte Flanke noch gerade so zu entschärfen. Der gehaltene Elfmeter gegen Thomas Partey war schließlich das i-Tüpfelchen auf einen überragenden Abend (satte neun Paraden!). Man of the match, ohne Wenn und Aber. REAL TOTAL-Note: 1.
Dani Carvajal
Defensiv erstaunlich wenig gefordert, war der Canterano aufgrund Atléticos starkem Pressing eine gefragte Station im Spielaufbau (der Rechtsverteidiger spielte insgesamt 115 Pässe) und fand dabei auch überwiegend gute Lösungen. Im letztem Drittel agierte die Nummer 2 allerdings erneut wenig effektiv und sorgte für wenige offensive Gefahrenmomente. Machte insbesondere im Gegenpressing eine gute Figur und insgesamt (zumindest defensiv) eigentlich auch eine solide Partie, leistete sich kurz vor Ende der Partie jedoch einen Patzer, der seinen Farben beinahe den Sieg kostete. Wäre da nicht ein gewisser Fede Valverde gewesen… REAL TOTAL-Note: 4.
Raphaël Varane
Seriös, abgeklärt, fehlerlos. Was Sergio Ramos nicht wegzuverteidigen vermochte, fing der französische Weltmeister ab. Vor allem in den Laufduellen bei Atléticos zahlreichen Konterversuchen als Absicherung eine absolute Bank. Im Spielaufbau ebenfalls abgeklärt und sehr präzise (92 Prozent Passgenauigkeit, 13 von 15 angekommene lange Bälle). REAL TOTAL-Note: 2.
Sergio Ramos
Dieser Mann lebt für Finals. Gewohnt stark in der Antizipation und im direkten Zweikampf, dürfte vor allem Joao Felix heute Nacht schlecht träumen. Im Verbund mit Varane kaum zu überwinden und defensiv mal wieder eine Bank (sieben geklärte Bälle). Hatte allerdings Glück, dass Courtois seinen Stellungsfehler gegen Morata (80.) ausmerzte. Vom Punkt schließlich mit den „Cojones“ eines Anführers. REAL TOTAL-Note: 2,5.
Ferland Mendy
Ist es übertrieben, wenn man den 24-jährigen jetzt schon als den defensiv komplettesten Linksverteidiger der Welt bezeichnet? Wie taktisch intelligent der Franzose seine linke Seite beackert, ist schon beeindruckend. Von seiner unbändigen Physis ganz zu schweigen. Bei solch einer Defensivleistung lässt es sich auch verschmerzen, dass im Offensivspiel noch die einen oder anderen (technischen) Defizite vorhanden sind. Allerdings: Mit seinen dynamischen Läufen hinter die Kette in Halbzeit zwei bereitete Mendy den Mannen von Simeone in der einen oder anderen Situation durchaus Probleme und sorgte mit zwei Key-Pässen auch für Torgefahr. REAL TOTAL-Note: 2,5.
Casemiro
Er ist aus diesem Team einfach nicht wegzudenken. Glänzte wie immer als kompromissloser Abräumer und war immer dann zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Im Aufbau zumeist auch mit guten Ideen, wenngleich diesmal – bedingt durch Atléticos intensives Pressing – zeitweise die Genauigkeit ein wenig litt. Aktuell, wenngleich auch nicht so sehr im Scheinwerferlicht wie so manch anderer, schlichtweg Reals Fels in der Brandung. REAL TOTAL-Note: 2.
Fede Valverde
War das die schönste Rote Karte der Vereinsgeschichte? Zumindest darüber, dass die Notbremse gegen Morata titelentscheidend war, dürfte Einigkeit herrschen. Letztendlich blieb dem Uruguayer, wie er nach Spielende auch selbst zugab, in dieser prekären Situation auch nichts anderes übrig. Seine Partie allerdings nur auf den Platzverweis zu reduzieren, würde der Leistung des Shootingstars auch nicht gerecht werden. Obwohl zunächst auf ungewohnter Position aufgeboten, sorgte Valverde mit seiner Dynamik zumindest zeitweise für ordentlich Betrieb. Lange Zeit war der Südamerikaner gar der Einzige, der mit seinen liniendurchbrechenden Dribblings Atléticos Defensive immerhin ansatzweise ins Schwitzen brachte, verpasste bei seiner Kopfballchance aber auch die mögliche Entscheidung während der regulären Spielzeit. Gleichzeitig vernachlässigte der 21-Jährige aber natürlich seine defensiven Pflichten nicht und imponierte abermals mit hohem Laufpensum und ungeheurer Intensität. Der Junge ist einfach goldwert. REAL TOTAL-Note: 2,5.
Toni Kroos (bis zur 102. Minute)
Insgesamt ein eher unauffälliger Auftritt des Mittelfeld-Regisseurs. Machte am Ball zwar wenig Fehler und war wie immer die Schaltstation im Aufbauspiel, entscheidende Impulse für das Angriffsspiel konnte der Greifswalder diesmal allerdings nur bedingt setzen – was aber auch der Formation geschuldet war, die gegen Atléticos tiefen Block wenig Wirksamkeit entwickelte. Kroos fehlten schlichtweg die Abnehmer für Bälle in die Tiefe oder zwischen die Linien. Dafür glänzte der 30-Jährige diesmal im Spiel gegen den Ball und verzeichnete die eine oder andere Balleroberung. REAL TOTAL-Note: 3.
Luka Modrić
Was dieser Mann trotz seiner mittlerweile 34 Jahre aktuell Spiel für Spiel leistet, ist mehr als beachtlich. Schwamm sich nach holpriger Anfangsphase immer besser frei und war am Ende bis tief in die Verlängerung der große Antreiber im madrilenischen Spiel. Vor allem aus physischer Sicht ein beeindruckender Auftritt, aber natürlich sind es vor allem die unheimliche Spielintelligenz und die pure Eleganz des kleinen Kroaten, die einen nach so vielen Jahren immer noch regelmäßig zum Staunen bringen. Wäre Jan Oblak nicht gewesen, hätte der Kroate das Spiel mit ein bisschen Glück sogar entscheiden können. REAL TOTAL-Note: 2.
Isco (bis zur 59. Minute)
Diesmal gab es leider keine Isco-Show gegen den Stadtrivalen zu bestaunen. Der Andalusier zeigte sich zwar sehr engagiert und umtriebig und versuchte immer wieder in die Zwischenräume zu gelangen, aber auch hier fehlte es zu oft an möglichen Abnehmern für die Spielfortsetzung in die Tiefe. Gegen den Ball in gewohnter Manier sehr fleißig und mit der nötigen Unterstützung für Mendy. Mehr als ein bemühter Auftritt sprang am Ende aber auch nicht heraus. REAL TOTAL-Note: 3,5.
Luka Jović (bis zur 82. Minute)
In der ersten Halbzeit bis auf zwei eklatante Ballverlust überhaupt nicht zu sehen. Nach der Pause mit zehn verbesserten Minuten und eineinhalb Großchancen, das war es im Endeffekt aber auch schon. Nachhaltig empfehlen konnte sich der Serbe auch mit diesem Auftritt nicht. Im Gegenteil, in Anbetracht der aktuellen Verfassung des Nachwuchsstürmers scheint es gar nicht so abwegig, dass demnächst der eigentlich aussortierte Mariano Díaz eine Chance von Beginn an erhält. REAL TOTAL-Note: 5.
Einwechselspieler
Rodrygo Goes (ab 59. Minute)
Sorgte als echter Flügelstürmer spürbar für mehr Schwung, richtig gefährlich wurde es aber dennoch selten. Im Eins-gegen-Eins konnte sich der Brasilianer kaum einmal durchsetzen, hatte dafür kurz vor Ende der regulären Spielzeit den Siegtreffer auf dem Fuß, scheiterte aber an Oblak. Wie der 19-Jährige allerdings seinen Elfmeter verwandelte, verdient höchste Anerkennung. REAL TOTAL-Note: 3,5.
Mariano Díaz (ab 82. Minute)
Auch wenn der Dominikaner sich letztendlich nur eine Halbchance per Kopf erarbeiten konnte, sorgte er doch für reichlich mehr Unruhe, als Jovic in knapp 90 Minuten zuvor. Aufgrund seines Einsatzes, seiner Bissigkeit und seiner Wucht in solchen Spielen durchaus eine Bereicherung. Möglicherweise hat Zidane den bulligen Stürmer ja doch noch nicht gänzlich abgeschrieben. REAL TOTAL-Note: 3,5.
Vinícius Júnior (ab 102. Minute)
Es bleibt dabei: Als Joker funktioniert der Brasilianer irgendwie nicht so richtig. Konnte offensiv keinen Nadelstich mehr setzen. Keine Bewertung.
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Trainer
Zinédine Zidane
Was gegen Valencia so wunderbar funktioniert hatte, erwies sich gegen Atlético als zähe Nummer. Dank des erneut kompakten Mittelfelds ließ man zwar abermals wenig zu, entwickelte offensiv gegen die tief stehenden „Colchoneros“ ohne wirkliche Eins-gegen-Eins-Spieler auf dem Flügel aber auch kaum Durchschlagskraft. Auch über eine frühere Einwechslung Marianos, der durchaus mehr Zug ins Angriffsspiel der Blancos brachte, lässt sich diskutieren. Gegen den Ball kann man Ramos und Co. wiederholt kaum etwas vorwerfen. REAL TOTAL-Note: 3,5.
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