
Pettersen: Durchbruch bei Real oder woanders
MADRID. Wohin führt er, der Weg des Martin Ødegaard? Seit seinem nicht unumstrittenen Wechsel zu Real Madrid im Januar des vergangenen Jahres ist es merklich ruhiger geworden um das norwegische Supertalent. Das mag vornehmlich daran liegen, dass der mittlerweile 17-Jährige eigentlich ausschließlich in der Castilla zum Einsatz kommt und somit nur bedingt im Rampenlicht auftaucht. Nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten hat sich der „skandinavische Lionel Messi“ mittlerweile gut akklimatisiert und bringt in der Madrider Zweitvertretung beständig gute bis sehr gute Leistungen. Besonders körperlich hat der norwegische Nationalspieler einen großen Sprung nach vorne gemacht. In der kommenden Spielzeit soll allem Anschein nach der nächste Schritt vollzogen werden, mit Hilfe eines Leihgeschäfts soll der offensive Mittelfeldspieler Spielpraxis auf höchstem Niveau in der Primera Divisón sammeln. Der FC Getafe gilt hierbei als aussichtsreichster Kandidat.
In Madrid entschied man sich in diesem Sommer bewusst gegen ein vorzeitiges Leihgeschäft, man wollte Ødegaard weiterhin unter Beobachtung halten. Im Sommer könnte also nun der nächste Schritt erfolgen, der aber letztendlich nur eine weitere Etappe auf dem Weg in die Weltspitze respektive einem Stammplatz bei Real Madrid sein soll. Kann das skandinavische Wunderkind, das ohne jeden Zweifel mit reichlich Talent gesegnet ist, den absoluten Durchbruch schaffen? Ødegaards ehemaliger Mental-Trainer Klaus Pettersen, der diesen bei Strømsgodset IF betreute, beantwortet diese Frage mit einem klarem „Ja“.
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Ob nun bei den Königlichen oder woanders – für Pettersen steht fest, dass sein ehemaliger Schützling in die oberste Riege der Profifußballer vorstoßen wird: „Ich glaube, wir werden noch erleben, zu was Martin im Stande ist. Ich bin der Meinung, dass er noch zu einem Weltklasse-Spieler heranreifen wird. Er hat die Gabe, mit seinem Talent und dem, was von ihm verlangt wird, umzugehen. Ich weiß nicht, ob er bei Real den Durchbruch schafft oder woanders. Aber ich bin mir sicher, dass wir ihn auf den größten Fußball-Bühnen sehen werden, zusammen mit den größten Spielern. Ob er eines Tages den Ballon d’Or in die Höhe stemmen kann, ist schwer zu sagen – ein Kandidat könnte er auf lange Sicht schon werden.“
„Martin muss zeigen, dass er besonders ist“
Die Anlaufschwierigkeiten zu Beginn von Ødegaards Zeit in der spanischen Hauptstadt sind für Pettersen nichts Außergewöhnliches. Man müsse sich nur einmal den Kulturschock vor Augen führen, den der Teenager mit einem Wechsel vom „Dorfklub“ Strømsgodset IF zum Weltverein Real Madrid vollzogen habe: „Man muss beachten, dass die skandinavische Kulter sehr unterschiedlich ist im Vergleich zu anderen. Wenn du ein Trainer in der Akademie von Strømsgodset bist, isst du zusammen mit dem Direktor, er macht Scherze über dich, du über ihn… Es herrscht natürlicher Respekt und ein Mannschaftsgefühl, das sich auf das ganze System überträgt. Natürlich konkurrierst du mit den anderen um Plätze und Positionen, aber vor allem herrscht ein Ambiente der Unterstützung und der Zusammenarbeit. Wenn man das bedenkt, sieht man wo die Unterschiede im Ambiente zu anderen Orten und Klubs liegen.“
Weiter meinte Pettersen: „Diejenigen, die bei Real Madrid spielen, und die Trainer haben eine andere Herangehensweise. Die Leute sind da, um miteinander zu konkurrieren, es herrscht Rivalität, es ist ein anderes Spiel… Das muss dir nicht gefallen, aber du musst dir dessen bewusst sein, um es zu verstehen und fähig zu sein, dort zu überleben. Ich weiß nicht, wie sich das in Madrid etabliert hat und ob das Energie raubt, aber das ist ein wichtiger Teil, wenn man in einer fußballerischen Umgebung unterwegs ist. Es herrscht Konkurrenz, manchmal ist es fair und manchmal nicht. Die Art und Weise, wie man in Norwegen Respekt erfährt, könnte nicht dieselbe sein wie in Madrid. Normalerweise reicht es, ein guter Spieler zu sein, aber er ist in einer Position, in der er zeigen muss, dass er besonders ist. Das hat nicht er provoziert, sondern die Hysterie rund um seine Person.“
„Martin ist überhaupt nicht eitel“
Dass dem Teenager all die Lobeshymnen irgendwann zu Kopf steigen werden, glaubt der Psychologie-Experte hingegen nicht. Dafür bringe die Nachwuchshoffnung genug Bodenhaftung mit: „Ich würde sagen, dass Martin sehr reif für sein Alter ist. Das kann man in den Interviews sehen, die er gibt. Er ist freundlich und grüßt jeden, der ihm über den Weg läuft. Martin behandelt alle Leute gleich – egal, ob er mit einer Putzfrau spricht oder dem Vorstandsboss des Vereins.“
Ødegaards besondere Stärke sei es, dass er sich von außen nur wenig beeinflussen lasse und unbeirrt seinen Weg gehe. Dies müsse er aber auch unbedingt beibehalten, um langfristig Erfolg zu erzielen: „Martin ist überhaupt nicht eitel. Während andere Spieler nur damit beschäftigt sind, das neueste Smartphone zu haben oder sich mehr mit Styling beschäftigen als sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, ist er einfach er selbst. Mental ist er sehr stark. Und der Grund, weshalb ich das sage, ist, weil er bescheiden ist, bereit zu lernen, aber trotzdem fähig, um stark zu bleiben, wenn es erforderlich ist. Er hat die Fähigkeit, sich schnell von Rückschlägen zu erholen, was er sich ohne Zweifel bewahren sollte, wenn es gut läuft. Dieser letzte Teil ist sehr wichtig. Man muss immer hungrig sein. Es ist sehr einfach, dich an die Süße des Erfolgs zu gewöhnen und von der Vergangenheit und den Erinnerungen zu leben. Aber das ist verschwendete Energie und eine Form, den Blick für die Gegenwart zu verlieren, wo die tatsächliche Entwicklung stattfindet.“
Real Madrids Trikots 2015/16: weiß-kurz, grau, blau und weiß-lang
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