
„Real ein Stück weiter als die Bayern“
MADRID. Toni Kroos hat trotz seiner erst 24 Jahre in der Welt des Fußballs schon vieles gesehen und erlebt. Mit Bayern München feierte er jeweils drei Meistertitel und Pokalsiege. Vor zwei Jahren gewann er die Champions League und wurde Klub-Weltmeister. Im Sommer errang er in Brasilien schließlich auch den Weltmeistertitel. Wer jedoch im Zuge seines Wechsels von München zu den Merengues meinte, diesen gestandenen Fußballer könne nichts mehr überraschen, sah sich getäuscht.
Im Interview mit dem TAGESSPIEGEL schwärmte der Neu-Madrilene von seinem neuen Arbeitgeber und erklärte, wieso für ihn Real Madrid noch über Bayern München anzusiedeln sei: „Es ist immer einfach zu sagen, Real ist der größte Verein, den es gibt. Aber ich glaube schon, dass es der größte der Welt ist. Bayern zählt ganz klar mit zu den größten Klubs. Aber wo Real ein Stück weiter ist, das ist das weltweite Standing als Marke. Was nicht heißen soll, dass Bayern viel kleiner ist. Real, Bayern, Barcelona und Manchester United, das sind für mich die großen vier, die ganz oben stehen. Ich habe mich also entschieden, von einem großen zu einem anderen großen Verein zu gehen.“
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[dataset id=39]Überhaupt fühlt sich der Weltmeister bei den Königlichen gut aufgehoben und freut sich über die Wertschätzung von Seiten des Klubs: „Ich habe absolut das Gefühl, dass ich alle Unterstützung bekomme. Real ist – auch wenn man es nicht glauben will – ein sehr familiärer Klub. Und ich genieße das Vertrauen des Trainers Ancelotti, der mich unbedingt haben wollte. Er setzt voll auf mich, ich habe, trotz der kurzen Vorbereitung, alle Spiele gemacht.“ Insgesamt sei er der Überzeugung, dass er mit dem Wechsel die richtige Entscheidung getroffen habe: „Eine Auslandserfahrung ist immer bereichernd. Ich lerne eine andere Sprache und Kultur kennen und dazu eine andere Liga und einen anderen Fußball, von dem ich glaube, dass er mir liegt. Sonst hätte ich diesen Schritt nicht gemacht. Ich bin noch nicht lange hier, aber schon jetzt fühle ich mich in meiner Einschätzung bestätigt.“
Keine Angst vor großen Zielen
Dass die Madridistas mitunter nicht leicht zufriedenzustellen sind, ist hinlänglich bekannt. Bisweilen hagelt es auch bei Siegen Kritik, zuletzt beim eher glanzlosen 2:0-Auftakt-Erfolg gegen Córdoba. Für die neue Nummer 8 kein Problem, denn diese enorme Erwartungshaltung kenne er bereits aus Münchner Zeiten: „Bei Bayern musste der Erfolg zuletzt doch auch erhaben aussehen. Spätestens mit Pep Guardiola wuchsen die Ansprüche nach schönem Fußball. Es gab Siege mit Bayern für die wir trotzdem kritisiert wurden. Vielleicht ist bei Real die Reaktion noch etwas heftiger, wenn etwas nicht funktioniert.“
Das Selbstbewusstsein beim ehemaligen Münchner ist ohnehin groß, Furcht vor einem Scheitern verspüre er keine: „Wenn ich von meiner Qualität nicht überzeugt wäre, hätte ich A nicht so lange bei den Bayern spielen können und B diesen Schritt zu Real nicht machen dürfen. Der Mix aus dem Vertrauen in die eigene Qualität und dem Vertrauen, das mir bei Real geschenkt wird, das macht mich sicher.“ Für eventuelle Krisen sieht Kroos sich gewappnet, durch den Gewinn des Weltmeistertitels habe er noch einmal einen enormen Schub erfahren. „Die Sicherheit, die ich meinem Spiel hatte, hat sich vielleicht noch einmal verstärkt. Du sagst dir einfach: Pass auf, du bist 24, du bist Weltmeister, das ist natürlich überragend – mehr kannst du nicht erreichen. Das wird dir im Kopf noch einmal helfen, über Phasen hinwegzukommen, in denen es mal nicht so läuft“, so der Mittelfeldakteur.
„In der Breite hat die spanische Liga die besseren Fußballer“
Dass den Blancos im Meisterschaftskampf kein Zuckerschlecken bevorsteht, davon erhielt der deutsche Nationalspieler bereits am letzten Spieltag bei der 2:4-Niederlage in San Sebástian eine erste Kostprobe. Zwar sei er erst eineinhalb Monate in Spanien zugegen, ein erstes Urteil über die spanische Liga erlaubte sich der Neuzugang aber dennoch: „In den Ansätzen erkenne ich, dass in der Liga zu 90 Prozent versucht wird, alles spielerisch zu lösen. In der Breite hat die spanische Liga die besseren Fußballer als die Bundesliga. Dafür ist es gegen die Mannschaften, die in Deutschland weiter unten anzusiedeln sind, sehr viel unangenehmer zu spielen. Sie sind viel aggressiver und aufsässiger.“
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