
„Er hat das anspruchsvollste Publikum der Welt verzaubert“
MADRID. Jeder Anhänger von Real Madrid beneidet Juan Ignacio García-Ochoa um seinen Job: Der spanische Journalist berichtet seit sieben Jahre für die Sportzeitung MARCA rund um den besten Verein des 20. Jahrhunderts. Er ist immer nah an den Stars dran, darf exklusive Interviews führen und muss für seinen VIP-Platz im Bernabéu keinen Cent zahlen. Sein aktueller Lieblingsspieler im Trikot der Königlichen heißt Mesut Özil. Seine Begründung dafür ist ganz simpel: „Er gehört zu dem erlauchten Kreis von Spielern, die es geschafft haben, das Publikum im Bernabéu zu verzauben – das wohl anspruchsvollste Publikum der Welt.“ Nur wenige trauten dem Jungen aus Gelsenkrichen zu, beim neunfachen Champions-League-Sieger auf Anhieb so erfolgreich zu sein. Im Alter von nur 21 Jahren gewann er die Herzen der Madridistas – etwas, das nur wenige vor ihm schafften.
[dataset id=38]García-Ochoa hatte das Glück, Özil seit Tag eins beim spanischen Rekordmeister kennenzulernen und intensiv zu beobachten. Was ihn umgehend verwunderte, war die Normalität, die der Spielmacher ausstrahlte. „Viele wollen speziell sein und besondere Dinge machen, doch Mesut tat von Beginn an das Selbstverständliche: Er ging raus und spielte seinen Fußball. Es war unwichtig, ob er Spanisch und Englisch sprach oder nicht – er verstand das, was der Trainer von ihm wollte“, so der Redakteur über die Anfänge des Deutschen in Madrid.
Der Tag, an dem Mourinho Özil fast zum Weinen brachte
Dank José Mourinho kam es überhaupt dazu, dass Özil den Weg aus der Bundesliga in die Primera División fand. Im Zuge der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika entdeckte der Portugiese, der just in jenem Sommer das Traineramt bei den Merengues antrat, das Talent des Linksfußes. Die 18 Millionen Euro, die an Werder Bremen überwiesen wurden, sollten sich als goldene Investition in die Zukunft erweisen. Im November 2010, nicht einmal vier Monate nach der Verpflichtung des Spielers, adelte der anspruchsvolle Coach „seinen“ Königstransfer im Anschluss eines Stadtderbys gegen Atlético in folgender Manier: „Für die nächsten zehn Jahre wird dieser Spieler Stammspieler von Real Madrid sein.“
Keine Frage: „The Special One“, so schlecht er in der Öffentlichkeit dargestellt wird, zählt zu den wichtigsten Menschen in Özils Karriere. Wohl kaum ein anderer hätte ihm so viel Vertrauen und Zuneigung geschenkt. García-Ochoa: „Özil ist Mourinho sehr dankbar. Es gab gute und schlechte Momente, aber er sieht nur die guten. Letztlich hat ihn Mourinho zu einem besseren Fußballer gemacht. Er hat eine Menge von ihm gefordert, wodurch er reifer wurde.“ Manchmal forderte der exzentrische Übungsleiter jedoch zu viel von M1Ö. Zum Beispiel am Anfang der vergangenen Saison beim Heimspiel gegen Deportivo La Coruña, als der 50-Jährige ihn nach einer schwachen ersten Halbzeit vor versammelter Mannschaft in der Kabine zusammenstauchte: „Özil brach fast in Tränen aus, als Mourinho ihn mit den Worten ‚Und du glaubst, du bist Zidane?‘ anschrie.“ Es war die Partie, in der der Mittelfeldakteur in der zweiten Hälfte auf die Ersatzbank verbannt wurde und Sergio Ramos als Reaktion das Trikot seines besten Kumpels unter seinem eigenen trug.

„Was ihm noch fehlt? Er muss torgefährlicher werden“
Höhen und Tiefen kennt jeder Mensch. Die gab es in der Vergangenheit und wird es auch in der Zukunft geben. Trotz der vielen Veränderungen bei seinem Arbeitgeber habe Özil laut García-Ochoa allerdings keinerlei Bedenken, seinen Stammplatz zu verlieren: „Carlo Ancelotti ist nicht nur ein Trainer, sondern ein Freund von jedem Spieler. Es besteht kein Zweifel, dass sich Özil mit ihm verstehen wird. Zwar herrscht momentan mit Isco, Modric, Kaká und ihm eine Überbesetzung auf seiner Position, aber er ist ganz ruhig. Er will an die letzte Saison anknüpfen, die er persönlich als seine stärkste im Trikot von Real Madrid sieht. Er ist einer der besten Spieler der Welt, und um zu den größten wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi zu gehören, muss er nur noch torgefährlicher werden. Das war auch das, was Mourinho stets von ihm forderte.“
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Ähnlich wie der Publizist denkt auch die Vereinsführung der Blancos. Der Offensiv-Star ist mit dem Prädikat „Weltklasse“ zu versehen, weshalb man noch lange Freude an ihm und seinen Fähigkeiten mit dem runden Leder haben möchte. „Florentino Pérez verhandelt mit Özils Vater Mustafa über eine Vertragsverlängerung. Der Spieler ist glücklich und was noch viel wichtiger ist: Er ist ein treuer und loyaler Madridista. Als er Real Madrid damals sein Wort gab, rief ihn auch Pep Guardiola an und wollte ihn zum FC Barcelona holen. Er ignorierte dieses Angebot“, verriet García-Ochoa.
Abseits des Rasens ein normaler Mensch
Letztlich brachte den Autor aber nicht nur der „geniale Magier in Fußballschuhen“ zu dem Entschluss, sein erstes Buch über ihn zu schreiben, sondern der Mensch Özil. Der Wechsel zu einem der renommiertesten Klubs ließ den 24-jährigen Nationalspieler Deutschlands nicht abheben. Im Gegenteil: Er blieb mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen. „Das macht ihn so sympathisch. Man muss nur zehn Minuten mit Mesut sprechen, um herauszufinden, dass er ein normaler Mensch ist. Ein glücklicher Mensch, den nur der Fußball interessiert. Verträge und Sponsoren sind zwar Teil des Fußballgeschäfts, aber ihn kümmert wirklich nur das Fußballspielen. In seiner Freizeit ist er dann wie ein normaler Bürger. Ihm gefällt es, durch die Stadt zu spazieren, viel mit seiner Familie und seinen Freunden zu unternehmen. Man kann ihn in einer türkischen Imbissbude nahe des Bernabéu antreffen oder durch den Retiro (bekannter Park im Herzen Madrids; d. Red.) schlendern sehen…“
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Real Madrids neues Heim-Trikot für 2013/14 – auch mit Özil-Flock!
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