Interview

Kroos über Verletzung, Nationalmannschaft und Corona-Änderungen

Nur einzeln und jeweils drei Minuten in die Kabine? Duschen nicht im Stadion, sondern im Hotel? Zwei Mal erlebte Toni Kroos das Corona-bedingte „New Normal“ schon, bis er sich verletzte. In seinem Podcast redet der 30-Jährige über seinen Ausfall genauso wie die neuen Abläufe in LaLiga, die kommende Länderspielpause und seine größte Angst bei Real Madrids Saisonauftakt gegen Real Sociedad.

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Kroos fehlt noch rund eine Woche – Foto: imago images / ZUMA Press

Kroos hofft auf „plus, minus zwei Wochen“

MADRID. Zwei Spiele, und dann ist erstmal wieder Pause. Dass Toni Kroos aktuell verletzungsbedingt aussetzen muss „ärgert mich einfach, weil ich gefühlt ganz gut drin war schon in der Saison und Verletzungen brauchst du einfach nie. Aber wenn’s das dann war für die Saison, ist es ok.“

In seinem Podcast „Einfach mal luppen“ berichtet er Bruder Felix, dass er „so medium gut drauf“ sei und führt aus: „Jetzt ist der Fall eingetreten, dass ich mich verletzt habe. Es ist keine Verletzung, bei der man in Tränen ausbrechen muss, weil alles noch überschaubar ist. Ich hatte heute einen MRT und da hat sich rausgestellt, dass es ein kleiner Faserriss ist im seitlichen Gesäßmuskel links, das ist erstmal relativ uncool. Faserriss braucht man nicht, es ist kein dramatischer, aber schwierig zu sagen, wie lange das dauert, weil man von Tag zu Tag behandelt wird und irgendwann nochmal einen MRT macht, und schaut, wie es sich entwickelt hat. (…) Ich würde es mal so plus, minus um die zwei Wochen ansiedeln ungefähr und hoffe mir treu zu bleiben und immer trotzdem ein Stück schneller zu sein.“

Am Samstag ist es passiert, also könnte er theoretisch in einer Woche zumindest wieder mittrainieren. Trotzdem sei Kroos‘ Ziel „auch bei meiner Rückkehr kein Risiko einzugehen, aber auch mit der Berücksichtigung darauf versuche ich natürlich so schnell wie möglich da zu sein. Das hat bisher immer gut geklappt, und daran arbeite ich seit heute.“

Druck für den Physiotherapeuten

Bei seiner ersten Behandlung „bei meinem Physio habe ich natürlich direkt ein bisschen Druck ausgeübt, dass ich alles über zehn Tage auch nicht akzeptiere“, erklärt der 30-Jährige leicht schmunzelnd.

Wie genau es zu der Verletzung kam, weiß Kroos allerdings nicht. „Muss bei einer Drehung gewesen sein“, vermutet er und erklärt weiter: „Es war keine typische Aktion, wo ich ein Stechen gemerkt habe, das nicht. (…) Ich habe mich danach einfach unwohl gefühlt, war nicht mehr ganz so frei beim laufen, beim passen und habe gemerkt, dass ich nicht diese 100-prozentige Stabilität habe, was bis dahin gut war. Dementsprechend hat es keinen Sinn gemacht, sich dann durch zu quälen, weil ich mich unwohl fühlte und dann angezeigt habe, raus zu müssen.“

Nach einem Ultraschall, bei dem man „schon gesehen“ habe, „dass höchstwahrscheinlich irgendwas kaputt“ sei, folgte die Diagnose im MRT: „Es ist ein circa sechs bis acht Millimeter großer Faserriss.“

Nationalmannschaft? Ärzte entscheiden

In Hinblick auf die Nationalmannschaft will Reals Mittelfeld-Chef aber noch nichts ausschließen: „Länderspiele stehen an, wo ich jetzt noch nicht genau sagen kann, in wie weit ich da hin kann oder für ein Spiel hin werde. Das kommt jetzt auf die Entwicklung an, wie es Tag für Tag besser wird. (…) Ich war schon in Kontakt mit dem DFB-Arzt, die Ärzte auch zwischen Real und dem DFB, um eine gemeinsame Sprache zu sprechen und zu informieren.“

Unterschiede: In Spanien zählt Gefühl des Spielers mehr

Die Entscheidung hänge letzten Endes von den Medizinern ab: „Da müssen wir uns auch ein bisschen beugen“, kommentiert Kroos und findet einen Unterschied zwischen Deutschland und Spanien: „Was hier das Zurückkommen betrifft, ist es gefühlt ein bisschen anders, auch manchmal als in Deutschland. Hier (in Madrid, d. Red.) habe ich schon oft das Gefühl, dass der Spieler oft von seinem Gefühl her entscheiden kann, was ich völlig richtig finde, und dann nicht einfach rein auf das MRT-Bild geachtet wird. Natürlich ist ein Faserriss nicht wegzudiskutieren, aber wenn du ihn ausgestanden hast, ist ja meist die Frage, wann kommt jemand zurück, ab wann ist’s ein Risiko. Ärzte gehen da ja auch auf Nummer sicher, um sich danach nicht den Vorwurf machen lassen zu müssen, dass sie den Spieler zu früh zurück geschickt haben, falls direkt wieder was passiert. Das ist so meine Erfahrung aus Deutschland, hier hast du es dann so, dass auch das Gefühl des Spielers und nicht nur das MRT-Bild entscheidet.“

In der elften Folge ihres Podcasts sprechen die „Kroos-Bros“ auch über Familienleben als Profifußballer, frühere Akne-Probleme, Tattoos sowie Glücksspiel und Casinos. Und über die neue Saison inmitten der anhaltenden Corona-Pandemie.

Ungewohnt: Drei Minuten Kabine, duschen im Hotel

Während in Deutschland mittlerweile wieder einige Fans in die Stadien zurück dürfen, ist an etwas derartiges in Spanien nicht zu denken. „Dazu ist die Lage zu schlecht. Gerade Madrid ist noch hoch Risikogebiet. Da sehe ich das nicht“, so Kroos.

Auch für die Fußballer selbst ist noch vieles anders: „Für uns ist es schon so, dass wir nicht mal als Mannschaft zusammen in die Kabine vorm Spiel dürfen. Das heißt, wie es vorm letzten Spiel (3:2 gegen Betis) war: Wir machen schon extra die Besprechung im Hotel später, weil wir wissen, dass wir uns nicht so lange im Stadion aufhalten dürfen. In der Kabine hat jeder drei Minuten bis er wieder raus muss und das auch nur in Gruppen, du darfst nicht so lange zusammen in der Kabine sein, das ist die Regel. Du gehst also hin, ziehst dich um, dann waren einige draußen auf der Bank gesessen, ich war dann im ‚Physio-Raum‘ – ich musste raus, übern Platz laufen, auf die andere Seite auf die Tribüne, dort wo normal die Bratwurststände sind, stehen so hinter Vorhängen die Bänke, wo wir uns behandeln lassen können. Dann fertig, wieder übern Platz raus, dann hatte ich genau drei Minuten Zeit in der Kabine, mir meine Fußballschuhe anzuziehen, dann ging‘s raus, dann habe ich noch fünf Minuten auf der Treppe zum Stadion gewartet und dann haben wir uns warm gemacht. Dann warm gemacht, kurz wieder rein, wieder nur drei Minuten, Trikot anziehen, raus, gespielt.“

Und nach dem Spiel das gleiche Spiel: „Da ist es auch verboten, in der Umkleide zu duschen. Heißt, nach dem Spiel kurz umgezogen in der Kabine, wieder drei Minuten Zeit, und dann alle zusammen mit dem Bus ins Hotel gefahren wieder, jeder auf seinem Zimmer geduscht und dann ging‘s weiter zum Flughafen.“

„Ungewohnt, aber stört überhaupt nicht“

Als „sehr, sehr strange“ betitelt der ehemalige Greifswalder den neuen Alltag, ergänzt aber auch: „Im Endeffekt ist es mega ungewohnt irgendwie, auf der anderen Seite natürlich wer sowas auf Dauer dann aber auch für Entschuldigungen nimmt – was das Spiel betrifft, mich stört das überhaupt nicht, mir ist das völlig egal. Aber es ist irgendwie ungewohnt und alles natürlich sehr umständlich, trotzdem ist man ja dankbar, dass man überhaupt die Spiele austrägt. Wenn man sich ein paar Monate zurück erinnert, wo alles still stand, da ist man froh, dass man jetzt alles zumindest durchziehen kann, dann akzeptiert man das natürlich oder muss es akzeptieren.“

Dazu kam bei Real Madrids Saisonauftakt noch ein weiterer Umstand – eine spätere Anreise. Kroos berichtet: „Wenn wir abends spielen, fliegen wir am gleichen Tag morgens hin. An dem Tag hatten wir aber ein kleines Problem: Wir waren auf der Startbahn, wollten starten, normal wird ein Flugzeug dann immer schneller bis es abhebt, unseres wurde immer langsamer, da war irgendein technisches Problem. Da sind wir umgedreht, und da hatten wir glaube ich das große Glück, dass wir zumindest Real Madrid sind – wir standen bestimmt noch zwei Stunden, es wurde erst probiert mit reparieren, das dauerte zu lange, mit einem anderen Flugzeug ging es schneller. Allerdings bis man dann zurück gerollt ist und im anderen Flugzeug sitzt… Das ist der Nachteil, wenn man am gleichen Tag fliegt, denn am gleichen Tag ist das Spiel, heißt: Die Vorbereitung ist schon eine andere. Wir kamen dann erst so 15:30, 16 Uhr an, wo wir normalerweise so halb 12 da sind. Dementsprechend hatte ich bei der ganzen Reise eigentlich keine Angst um mich oder was weiß ich, sondern die größte Angst war, dass ich meinen Mittagsschlaf nicht halten kann.“

Jenes Schläfchen brauche der dreifache Familienvater „eigentlich immer sehr vorm Spiel, vor allem bei Abendspielen.“ Es habe „dann aber nachher noch mit schnell ins Hotel, essen und sofort hinlegen aber noch gereicht für ein, zwei Stunden, von daher ging das noch fürs Spiel abends.“

Die Partie bei Real Sociedad endete 0:0. Für Kroos klar: „Damit konnten wir dann gut leben.“

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von
Nils Kern

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