Spielbericht

Pokal-Debakel! Real Madrid fliegt gegen Drittligisten raus

Real Madrid blamiert sich im Sechzehntelfinale der Copa del Rey bis auf die Knochen. Desolate Königliche verlieren gegen Drittligist CD Alcoyano nach Verlängerung 1:2, scheiden damit früh aus. Trainer Zinédine Zidane schickt eine B-Elf ins Rennen.

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Real Madrid
Real verabschiedet sich früh aus dem Pokal-Wettbewerb – Foto: imago images / Agencia EFE

Blamables Aus nach Verlängerung

ALCOY. Was für ein Debakel! Real Madrid wird auch die siebte Saison in Folge nicht als Gewinner der Copa del Rey hervorgehen – weil schon nach dem Sechzehntelfinale Schluss ist! 1:1 nach 90 Minuten, 1:2 nach 120 Minuten – Peinlich-Aus gegen CD Alcoyano, einen Drittligisten! Nach der 1:2-Pleite vergangene Woche im Halbfinale der Supercopa de España gegen Athletic Bilbao verspielen über weite Strecken desolate Königliche den nächsten Wettbewerb.

Zidane schickt B-Elf ins Rennen – Pflichtspiel-Debüt für Lunin

Wegen des Klassenunterschieds entschied sich Trainer Zinédine Zidane dazu, einige Leistungsträger zu schonen und Reservisten Spielpraxis zu geben. Andriy Lunin kam erstmals überhaupt in einem Pflichtspiel zum Einsatz, vertrat Thibaut Courtois im Tor. Davor verteidigten Álvaro Odriozola, Éder Militão, Victor Chust von der zweiten Mannschaft und Marcelo, der das Team in Abwesenheit von Sergio Ramos als Kapitän auf das Feld führte. Das Mittelfeld im 4-3-3 bildeten Federico Valverde, Casemiro und Isco, den Angriff Lucas Vázquez, Mariano Díaz und Vinícius Júnior.

Eine Elf, die so noch nie zusammengespielt hat, wohl auch kein zweites Mal zusammenspielen wird – und bestückt mit mehreren Akteuren, die im Liga- und Champions-League-Alltag unter Zidane kaum zum Zug kommen. Beides war diesem Real in Alcoy anzumerken. Ideenlose Blancos taten sich gegen den Drittligisten trotz ihrer Feldüberlegenheit – über weite Strecken knapp über 70 Prozent Ballbesitz – lange schwer, überhaupt einmal gefährlich vor das Gehäuse des Kontrahenten zu kommen.

Lucas Vazquez
Die Offensive hatte Mühe, Gefahr zu entwickeln – Foto: imago images / Agencia EFE

Blancos lange harmlos – Führung kurz vor Pause

Valverde sah sich daher nach fast einer Viertelstunde dazu gezwungen, es per Fernschuss zu probieren (14.). Bruchteile später platzierte Militão einen Kopfball zu zentral. Besser machte es der brasilianische Innenverteidiger unmittelbar vor dem Pausenpfiff, als er dem Richtung Offensive spielerisch sehr dürftigen weißen Ballett plötzlich die Führung bescherte. Marcelos Hereingabe verwertete er per Kopf zum 1:0 (45.). Zuvor hatten Vázquez (35.) und Vinícius (44.) es versucht, beide Abschlüsse wurden aber entscheidend abgefälscht.

Die Hausherren konnten Lunin im ersten Durchgang nur einmal ernsthaft prüfen (33.). Jedoch wäre der von dem Real-Keeper über die Latte gelenkte Kopfball aus kurzer Distanz aufgrund einer Abseitsstellung nicht gegeben worden, wenn er die Linie denn überquert hätte. Sogesehen hatte Alcoyano also keine einzige nennenswerte Gelegenheit.

Eder Militao
Hier köpft Militao Real in Front – Foto: imago images / Agencia EFE

Alcoyano gleicht in Schlussphase aus

Wenngleich Underdog Alcoyano auch nach dem Seitenwechsel ziemlich harmlos blieb, war Real darauf aus, die Begegnung mit einem zweiten Tor so schnell wie möglich zu entscheiden. Trotz einiger Annährungen und vereinzelter Abschlüsse gelang das aber nicht. Wegen vieler Ungenauigkeiten, wegen zu häufiger Unkonzentriertheiten. Nach 67 Minuten reagierte Zidane erstmals, brachte Karim Benzema für Mariano, der trotz einer bereits erteilten Gelben Karte teilweise ungestüm in Zweikämpfe ging und daher rotgefährdet war.

Die beste Möglichkeit auf das 2:0 bot sich Vinícius zu Beginn der Schlussphase. Der Linksaußen scheiterte im Eins-gegen-Eins aber am gegnerischen Keeper, der herausgeeilt kam (78.). Vinícius hätte auf den mitgelaufenen Benzema ablegen können, entschied sich aber für den Abschluss. Eine vergebene Chance, die sich wenig später rächen sollte: Alcoyano gelang das 1:1! Nach einer Ecke hielt Jose Solbes aus kurzer Distanz den Fuß hin, markierte so den Ausgleich (80.).

Karim Benzema
Ein Abend zum Vergessen – Foto: imago images / Agencia EFE

Underdog zwingt Real in Verlängerung – und trifft erneut

Es ging in die Verlängerung! Auch, weil Real in der 88. Minute nach einem Foul an Militão ein möglicher Elfmeter verwehrt blieb. Das Spiel wurde ohne Videoassistent durchgeführt. Zu Beginn der zusätzlichen 30 Minuten ersetzte Marco Asensio den schwachen Vinícius (91.), wenig später kamen Toni Kroos und Eden Hazard anstelle von Odriozola und Isco (98.). Real bestimmte das Geschehen weiterhin, kam einer erneuten Führung in einer zunehmend vom Kampf geprägten Partie allerdings nur durch Asensio (103.) und Marcelo (112.) mal halbwegs nahe.

Kurz nach dem Beginn der zweiten Hälfte der Verlängerung sah Alcoyanos Ramón López nach einem Foul an Casemiro seine zweite Gelbe, womit er vom Platz flog (109.). Die Gastgeber nur noch zu zehnt. Real war nun erst recht am Drücker, aber dann der Riesen-Schock: In Person von Juanan gelang Alcoyano per Konter das 2:1 (115.). Dabei blieb es dann auch. Real raus!

Weiter geht es am Samstag mit dem Liga-Heimspiel gegen Deportivo Alavés (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN).

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Alcoyanazo
Jetzt mal ehrlich: Als Madridista überrascht mich diese erneute Blamage überhaupt nicht. Ich habe schon Cádiz erlebt, Alcorcón, Real Union, Toledo, Alavés… Das Ganze war nach dem kürzlichen Supercup-Aus vorhersehbar – spätestens als das Kader bekannt gegeben wurde: Wie üblich, wurden Schlüsselspieler gar nicht aufgeboten und Freitage gegönnt – denn schliesslich kann man ja den Underdog auch blind bezwingen – ganz von selbst und ohne Kraftaufwand! Die übliche Überheblichkeit und Arroganz halt. Aber wer ausser dem Mannschaftskapitän sollte den Karren aus dem Karren ziehen – wenn nicht Ramos?? Der Mannschaftsclown etwa? Somit überrascht es nicht, dass mit der üblichen Patchwork-Mannschaft ohne viel Spielpraxis bis kurz vor Schluss kein Polster herausgespielt wurde – trotz 73% Ballbesitz, 26:5 Schussverhältnis und 857:321 Pässen… Die Nonchalance des Teams war wenig überraschend, die Form von Spielern wie Vinicius, Mariano, Hazard oder Valverde hingegen schlicht erschreckend!
Der sportliche Niedergang wurde letztes Jahr nur dank einer erstaunlichen Willensleistung der alten Garde mit dem Meistertitel kaschiert – doch wir müssen den Tatsachen in die Augen sehen: Real wird diese Jahr keinen Titel gewinnen: Atletico wird kaum implodieren, Supercup und Copa del Rey sind schon futsch und die ChL ist schlicht eine Nummer zu gross – ein Aus gegen Atalanta ist in der jetzigen Verfassung eine wahrscheinliche Option! Real hat es verpasst das Kader zu erneuern – wir spielen mit Ausnahme von Mendy und der Torhüterposition immer noch mit dem gleichen Team wie vor 5 Jahren! Seit dem Abgang von CR7 wurde kein Zugang nachhaltig ins Team integriert – egal wieviele überbezahlte Millionen verpulvert wurden. Die Abwehr wurde mit fragwürdigen «Verstärkungen» ergänzt, bei manchen fragte man sich schon bei der Präsentation, ob sie uns ver’en wollen und Transfers nur basierend auf Highlights-Videos auf YouTube gefällt werden (eg. Militao). Andere werden schlicht nicht benutzt – bis sie ohne Spielpraxis an Wert und Selbstvertrauen verlieren. Währenddessen brillieren «überflüssige» Real-Spieler anderswo: Llorente bei Atletico, Reguilón bei Sevilla/Tottenham, Achraf bei Dortmund/Inter…
Falls Real ein Paukenschlag im Stile von Mbapé gelingen sollte, traue ich ihnen den Start einer neuen Ära zu – falls nicht wird diese Mannschaft in einem neuen, glänzenden – aber halbleeren – Stadion auflaufen! Leider. Zidane ersetzen? Wunschtrainer Mauricio ist inzwischen in Paris…
 
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