Kommentar

Pro und Contra: REAL TOTAL bewertet Hakimi-Wechsel

Achraf Hakimi soll kurz vor einem Wechsel von Real Madrid zu Inter Mailand stehen. Die Ablöse für den noch an Borussia Dortmund verliehenen Rechtsverteidiger beträgt demnach mindestens 40 Millionen Euro. Die REAL TOTAL-Redakteure Filip Knopp und Edin Soso bewerten den möglichen Transfer unterschiedlich.

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Achraf Hakimi
Inter statt Real? Um Hakimi wird derzeit kontrovers diskutiert – Foto: imago images / Poolfoto

PRO – Edin Soso: Alle Beteiligten können nur gewinnen

Die Meldung über den vermeintlich bevorstehenden fixen Wechsel Achraf Hakimis von Real zu Inter Mailand hat auch mich zunächst sehr überrascht, denn sowohl meine als auch die allgemeine Erwartung war, dass der 21-jährige Marokkaner nach seinen zwei guten bis sehr guten Spielzeiten bei Borussia Dortmund nach Madrid zurückkehrt und eine Chance im Team von Zinédine Zidane bekommt. Nach einigen Stunden Abstand und nüchterner Überlegung glaube ich jedoch, dass der mögliche Transfer sowohl für Real Madrid als auch für Hakimi durchaus Sinn ergibt.

Dani Carvajal ist als Rechtsverteidiger bei Real immer noch unangefochten. Mit 28 Jahren ist er im besten Fußballer-Alter und wird noch mindestens zwei bis drei Jahre auf dem bisherigen, höchsten Level spielen können. Sollte er sich nicht verletzen oder aufgrund englischer Wochen punktuell geschont werden, wird Carvajal bei Zidane spielen. Hakimi andererseits möchte regelmäßig spielen und würde sich mit einer Backup-Rolle sicherlich nicht zufrieden geben. Real kann ihm regelmäßige Einsätze aber nicht garantieren. So liefe man Gefahr, einen unzufriedenen Spieler im Kader zu haben, der mehr als nur Ersatz sein möchte, was aus seiner Perspektive betrachtet auch vollkommen verständlich wäre. Es ist außerdem nicht auszumachen, wie Zidane Hakimi grundsätzlich bewertet und was er ihm kurz- bis mittelfristig zutraut. Ist der Spieler defensiv stabil genug, um eine echte Chance im teaminternen Duell gegen Dauerbrenner Carvajal zu haben? Viele offene Fragen. Die Tatsache, dass Hakimi sich offenbar ernsthaft mit einem Weggang beschäftigt, bestätigt nur meine Vermutung, dass er sich unbedingt als Stammspieler sieht. Man könnte das Ganze auch so interpretieren, dass er den Konkurrenzkampf mit Carvajal scheut. Sollte das der Fall sein, wäre es noch ein Argument mehr für den Transfer.

Achraf Hakimi
Hakimi wurde zum Fußballer seit 2006 bei Real ausgebildet und kommt bislang auf 17 Einsätze für die erste Mannschaft – Foto: imago images / AFLOSPORT

Zidane hätte auch ohne Hakimi genügend Alternativen auf der Position, die Carvajal temporär entlasten könnten. Nacho Fernandéz hat dies in der Vergangenheit immer wieder zufriedenstellend getan. Álvaro Odriozola steht bald auch wieder in Valdebebas auf der Matte. Und sollte die Not ganz groß sein, gibt es noch einen gewissen Sergio Ramos, immerhin gelernter Rechtsverteidiger, der aushelfen könnte. Das wären alles natürlich keine idealen Lösungen, aber mit Carvajal hat man diese.

Nicht zuletzt muss man den möglichen Transfer auch unter finanziellen Gesichtspunkten betrachten. Real Madrid hat zwar keine gravierenden finanziellen Nöte wie viele andere europäische Vereine, muss aber auch die durch die Corona-Krise entstandenen Einnahmeausfälle zumindest teilweise kompensieren. Mit Gareth Bale und James Rodríguez hat man bereits zwei teure Spieler im Kader, die man abgeben möchte, für die es aber schwer sein wird, potenzielle Abnehmer zu finden. Die Ablösesumme von mindestens 40 Millionen Euro, die im Raum steht, wäre aus meiner Sicht ein gutes Geschäft für den Verein. Sollte in den Vertrag noch eine aus Real-Sicht günstige Rückkauf-Option eingebaut werden, wie es 2014 bei Álvaro Morata und seinem Wechsel zu Juventus Turin der Fall war, würde ich den Transfer erst recht befürworten. Doch auch ohne eine entsprechende Option würde ich diesen Wechsel unter den gegebenen Umständen begrüßen.

CONTRA – Filip Knopp: Schlechter Deal, mäßige Alternativen

72 Einsätze, zwölf Tore, 17 Vorlagen: Während das eine oder andere Leih-Experiment von Real Madrid in der jungen Vergangenheit teilweise mächtig schiefgegangen ist, war der Aufenthalt von Achraf Hakimi bei Borussia Dortmund ein voller Erfolg. Wer die Königlichen in jungem Alter temporär verlässt, für den zählt in erster Linie nur Spielpraxis. Hakimi hat sie beim BVB bekommen. Und noch besser: Er hat sich prächtig weiterentwickelt. So sehr sogar, dass man ja schon nach seiner ersten Saison dort spekuliert hatte, ob er denn nicht vorzeitig zurück nach Madrid zurückkehren würde.

Für mich wäre Hakimi jetzt, nach den zwei Jahren Dortmund, ohne Zweifel bereit für Real. Umso mehr verwundert mich die Meldung des hinter den Kulissen scheinbar schon so gut wie sicheren Wechsels zu Inter Mailand. Erstens das Abgeben an sich, und zweitens die Art des Deals: keine weitere Leihe, die meiner Meinung nach ebenfalls unnötig gewesen wäre, sondern ein Verkauf! Heißt: Tschüss, Achraf! Er wäre weg! Während Details über Gehalt (fünf Millionen Euro netto pro Jahr) und Vertragslaufzeit bei Inter (bis 2025) zeitgleich mit der Erstmeldung preisgegeben wurden, ist bislang von einer möglichen Rückkaufoption für Real keinerlei Rede. Das kann niemandem, der es mit den Madrilenen hält, gefallen. Selbst wenn es eine gäbe: Real müsste dann viel mehr ausgeben als man jetzt einnimmt – zumal sich der Fußballmarkt nach der Coronavirus-Pandemie früher oder später wohl wieder normalisiert und die Ablösen wieder in die Höhe schießen würden. Es gibt einige Experten, die das bereits prophezeien. Wozu also das Ganze?

Stichwort einnehmen. 40 oder 45 Millionen Euro sollen es an Ablöse fix sein – und das für einen der verheißungsvollsten Außenbahnspieler des europäischen Spitzenfußballs, laut seinem Berater mit Trent Alexander-Arnold vom FC Liverpool schon jetzt „der beste Rechtsverteidiger der Welt“. Für mich definitiv zu wenig. Ja, wir leben in einer Zeit, in der die Corona-Krise auch die Fußball-Wirtschaft beeinträchtigt. Aber wenn man mehr als diese 45 Millionen nicht bekommt, würde ich mich an Reals Stelle ohne zu zögern entschieden, ihn lieber in den eigenen Reihen zu behalten, um seine Qualität für sich selbst zu nutzen anstatt sie an einen potentiellen Rivalen im Verlauf einer Champions-League-Saison zu geben.

Mit seinen in dieser Saison 19 Scorerpunkten würde ich Hakimi eigentlich gerne jubelnd in Madrid zurückempfangen. Defensiv mag er noch seine Unzulänglichkeiten haben – aber welcher Spieler ist mit 21 denn schon perfekt? So müsste man nun hinten rechts als Alternative zu Daniel Carvajal weiter auf Nacho Fernández bauen, eigentlich Innenverteidiger. B-Lösung. Oder auf Éder Militão, ebenfalls Innenverteidiger. C-Lösung. Oder auf Ferland Mendy, Linksfuß. Nicht die D-Lösung, denn er kann dort gar keine vernünftige Lösung sein. Oder aber Álvaro Odriozola kommt nach seiner Mega-Flop-Leihe beim FC Bayern München (seit Januar lächerliche drei Einsätze gegen klare Underdogs) zurück, um zu bleiben – was aber bezweifelt werden darf, da er wohl allmählich mal bei einem namhaften Klub Stammspieler sein will. In Madrid für ihn unmöglich.

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Auch Hakimi wäre nicht gesetzt, die Wahrscheinlichkeit bei ihm aber größer, dass er sich die Position mit Carvajal mehr oder weniger teilt. Auch, damit der 28 Jahre alte Dauerbrenner mal entlastet werden kann. Wer viele Titel gewinnen will, braucht in der Breite den bestmöglichen Kader. Und Hakimi ist auf dieser Position besser als all die genannten Backups. Ein Klub, der am längeren Hebel sitzt, muss seine Interessen dann auch mal konsequent verfolgen, seine Machtstellung ausnutzen. Dass der Spieler nun vielleicht vorschnell abwandert und den Konkurrenzkampf in Madrid scheut, wäre übrigens schade.

Hakimi und Real: Droht sich das, was so vielversprechend schien, jetzt in Luft aufzulösen?

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von
REAL TOTAL

Hier schreibt die Redaktion von REAL TOTAL, dem führenden Magazin über Real Madrid im deutschsprachigen Raum.

Kommentare
Ich bin auch auf der contra Seite allein schon da wir uns wie Filip auch sagt müssen wir uns auch wieder um ein rv nachdenken da müssen. Damit dani wirklich weltklasse spielen kann brauch er öfter Pausen. Ich finde die Lösungen mit nacho mititao auch nicht optimal man sieht ja jetzt auch das nacho verltzt ist und man keine richtige Alternative hat.
 
- finanziell kein großer Gewinn! Falls wir das Geld dringend brauchen vielleicht nur! Oder es dient tatsächlich als Brücke für weitere Geschäfte!
- sportlich ein sehr großer Verlust. Hakimi hat sich super entwickelt und ist richtig schnell. Er hat sehr gut nach hinten gearbeitet und in meinen Augen Dani am besten vertreten. Mittlerweile toll entwickelt!
- Real verliert ein super Talent und hat keinen fast ebenbürtigen Backup im Kader. Mit Nacho oder Odrio können wir Carvajal nicht ersetzen! Was ist, wenn Dani sich stark verletzt? Das funktioniert nicht!
 
Ich sehe nichts Gutes bei diesem möglichen Transfer!Weder Finz. noch Sportlich,hoffe immer noch darauf,dass es eine Ente ist.Eine Rückkaufoption für die selbe Summe würde ich mir vl noch einreden lassen aber alles andere entzieht sich meiner Logik.
 
Kann euch allen nur zustimmen, die Entschädigung ist anhand vergleichbarer Spieler und dann gezahlter Summen zu gering und die aufgezählten Alternativen sind keine.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn Pérez dafür nicht mindestens Alexander-Arnold schon an der Angel hat, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären warum Hakimi abgegeben wird.
Vielleicht sieht er sich ja wirklich als Stammspieler und will deshalb unbedingt weg, aber dann bin ich ganz Filips Meinung. Hier muss der Verein klar sein Veto einlegen.
Von mir aus nochmal 2 Jahre nach Dortmund verleihen, aber ein Verkauf ist einfach nur unnötig.
 
Wie kann man sich das so schönreden?

Laut einigen Medien soll sich Achraf mit Inter einig sein, nur die Verhandlungen mit uns stehen noch abschließend aus. Vielleicht scheitert der Wechsel, weil uns 40+5Mio., berechtigterweise nicht angemessen erscheinen.
 
wo hätte zidane bitte genügend alternativen auf der position?
es gibt nur einen echten Rechtsverteidiger mit Odriozola, aber der typ hat keine zukunft in madrid. Der kann nur der linie entlang rennen und flanken, mehr nicht.
Also bleibt die Frage warum soll man einen hakimi abgeben?
Der Typ ist mit trent alexander-arnold der beste offensive außenverteidiger der Welt!
Und das mit gerade mal 21 Jahren. Zudem kommt er noch aus der eigenen Jugend.
Hakimi wäre prädestiniert für die Rechtsverteidiger Position bei Real Madrid und zwar für die nächsten 10 Jahre!
Also verstehe ich nicht warum man ein Angebot von 40 Millionen annehmen sollte und diesen Spieler ziehen lassen sollte?
 
wir verschenken eins der besten av talente weltweit. Da gibt es kein pro und contra das ist einfach nur dumm und zeigt wieder das richtige konkurrenz für die zidansche elf unerwünscht ist.

Marcelo wird nicht jünger, für dani haben wir jetzt schon kein backup. Hackimi wäre ideal gewesen um ordentlich druck auf mendy und dani zu üben und hätte besonders mal unsere rechte seite wieder beleben können, da dani seine forme auch stark schwankt in den letzten jahren. Aber besser wir behalten nacho und marcelo einfach noch 5jahre....
 

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