Historie

Raúl González Blanco – ehemalige Weggefährten erinnern sich

Was haben Iker Casillas, Rafael Benítez, Jupp Heynckes, Bodo Illgner, Christoph Metzelder und Arjen Robben gemeinsam? Sie alle machten während ihrer Karrieren ihre Erfahrung mit Raúl González Blanco, dessen Laufbahn am Sonntag nach 21 Jahren ein Ende findet. Für seine aktuelle Ausgabe sammelte das deutsche Sportmagazin KICKER Stimmen zum Abschied.

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Raúl
Raúl González Blanco verteidigte das Wappen von Real Madrid als Profi 16 Jahre lang

CHRISTOPH METZELDER
„Als ich zu Real kam, war Raúl für mich der Spieler, an dem ich mich vom ersten Tag an orientierte. Wie er diesen großen Verein gelebt und repräsentiert hat, machte ihn für alle zu einer absoluten Leitfigur. Dass Raúl zwei Jahre auf Schalke gespielt hat, ist für mich bis heute eine Sensation und einer der spektakulärsten Transfers der Bundesliga-Historie. Ich wusste, dass er bei Real zu diesem Zeitpunkt unzufrieden war, weil er unter Trainer Manuel Pellegrini meist nur für Minuten eingewechselt wurde. Als Felix Magath einen Nachfolger für Kevin Kuranyi suchte, habe ich den Namen einfach mal reingeworfen. Dass Raúl von seinem Arbeitsethos her zu Schalke passen würde, stand für mich fest. Auch bei Real war er immer einer, der im Training vorneweg ging. Dass es so eine Erfolgsstory für beide Seiten wurde, habe ich dann aber auch nicht kommen sehen. Von den Schalke-Fans mit offenen Armen empfangen und als ‚Señor‘ verehrt zu werden, tat Raúl unheimlich gut, nachdem man in Madrid doch ein wenig an seinem Denkmal gekratzt hatte. Und wenn er dann mal wieder eines seiner Lupfer-Tore machte, stand ich hinten in der Abwehr und bekam eine Gänsehaut: ‚Wahnsinn, dass dieser Weltstar Schalker ist!‘“

IKER CASILLAS
„Weltklasse-Spieler, außergewöhnlicher Profi. Der Fußball wird ihn vermissen. Für mich war es eine große Ehre, zehn Jahre gemeinsam mit ihm zu spielen.“

RAFAEL BENÍTEZ
„Als er damals von Atlético zu Real kam, hat er sich perfekt eingeführt: nicht nur wegen seiner Siegermentalität. Auch aufgrund seiner Glaubwürdigkeit. Er kam ja vom Lokalrivalen. Doch er war so viel besser als die anderen. Alle im Juniorenbereich wussten, dass dieser Kerl es schaffen würde. Mit 17 sollte er in der dritten Mannschaft spielen, doch wir setzten ihn in der zweiten ein. Kurios ist, dass er in seinem letzten Spiel für die zweite viele Chancen vergab. Er durfte dennoch mit der ersten nach Deutschland reisen. Von da kam er zwar zurück, aber nie mehr in die zweite. Er hatte es geschafft.“

ARJEN ROBBEN
„Er war ein Wahnsinnsprofi, hat immer für sich selbst gearbeitet. Als ich bei Real war, war er auch schon nicht mehr der Jüngste. Aber er war immer der Letzte, der ging und der Erste, der kam. Er hat seinen Körper gepflegt wie kein anderer. Eine super Persönlichkeit. Was er geleistet hat, das ist der Wahnsinn. Vor allem über so eine lange Zeit hinweg. Und er ist ein toller Sportsmann. Wie er spielte und Tore machte, mit so viel Erfahrung und so viel Qualität, das ist beeindruckend.“

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BODO ILLGNER
„Als ich kam, war er erst 19, hatte aber schon einen großen Namen. Er war extrem ehrgeizig und auch sauer, wenn er im Training verlor. Danach hat er manchmal Extraschichten mit uns Torhütern gefahren. Er hatte schon früh körperliche Probleme, mit der Leiste und eine leichte O-Bein-Stellung. Damals hätte ich nie geglaubt, dass er physisch in der Lage ist, so lange zu spielen. Aber er hat hart dafür gearbeitet. Uns Torhüter hat er oft geärgert, indem er uns selbst aus aussichtsloser Lage noch überwand. Zu diesem Siegertypen gehörte auch dazu, dass er Ellbogen zeigen konnte. Und er war unser Feierbiest bei Real, wenn wir die Titel eingefahren hatten.“

JUPP HEYNCKES
„Raúl war ein Charakter-Spieler, erreichte enorm viel über seine Willensstärke. Er war nicht nur ein Instinktfußballer und großer Torjäger, sondern setzte sich im Bedarfsfall für die Mannschaft ein und setzte damit Zeichen. Manchmal spielte er eigensinnig, aber große Spieler sind so. Raúl nimmt im spanischen Fußball einen Platz ganz vorne ein, weil er viele Jahre als Torschütze höchst erfolgreich war und auch teamfähig agierte. Er wusste, dass er für sein Spiel die Mitspieler brauchte und gab zurück, was sie ihm gaben. Man konnte sich immer auf Raúl verlassen. Wenn es eng war, hat er sich nie weggeduckt, sondern sich immer gezeigt.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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