Reportage

Real droht freier Fall: Vom Triple-Traum zum Dreifach-Aus?

Ambitioniert und zunächst auch erfolgreich sind die Königlichen in diese Spielzeit gestartet. Immerhin 21 ungeschlagene Spiele konnten die Blancos vor kurzem noch verbuchen, zwischenzeitlich stellte man gar die beste Defensive Europas. Inzwischen ist der Triple-Traum jedoch ausgeträumt und die ganze Saison steht vor einem möglichen Fiasko. Ein Déjà-vu zum Vorjahr bahnt sich an, sofern der aktuelle freie Fall nicht abgewendet wird.

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Können Zidane und Co. den freien Fall abwenden? Foto: imago images / Alterphotos & imago images / Marca

Horror-Woche 2019 ein Jahr her

Mal wieder “Woche der Wahrheit”. Vor einem Jahr bedeutete diese den traurigen Höhepunkt einer Seuchen-Spielzeit der Merengues. Nach dem 1:1 im Halbfinal-Hinspiel der Copa del Rey unterlagen die Königlichen beim FC Barcelona am 27. Februar 2019 mit 0:3, am Wochenende darauf erloschen bei der nächsten Clásico-Niederlage (0:1) die letzten zaghaften Hoffnungen auf den Meistertitel und abermals nur drei Tage später verspielten die Blancos auch noch einen 2:1-Auswärtssieg bei Ajax Amsterdam und gingen zuhause gegen befreit aufspielende Niederländer mit 1:4 verdient unter. Die Woche der Wahrheit mutierte zur Woche des Schreckens.

Neuangriff mit altem Erfolgsgarant

Konsequenzen wurden rasch gezogen: Santiago Solari musste nach etwa fünf Monaten im Amt seinen Hut nehmen (“Meine Entlassung war total normal”) und machte Platz für den vermeintlichen Heilsbringer Zinédine Zidane, der erst einige Monate nach dem Gewinn des dritten Champions-Legaue-Titels in Serie sein Amt zur Verfügung gestellt hatte. Den Rest der Spielzeit 2018/19 nutzte der französische Übungsleiter, um sich auf das neue Jahr vorzubereiten. Im Sommer wurde unter anderem mit Eden Hazard, Luka Jović oder auch Ferland Mendy namhaftes und kostspieliges Personal verpflichtet. Doch nicht alles was glänzte, wurde bereits zu Gold – wie wir heute wissen – erste Erfolge stellten sich dennoch ein.

Die Blancos drangen relativ unbehelligt in das Viertelfinale der Copa del Rey ein, unterlagen dann angesichts der Form doch etwas überraschend vor heimischem Publikum den Basken von Real Sociedad rund um die eigene Leihgabe Martin Ødegaard, welcher obendrein noch selbst als Torschütze erfolgreich war. “Wir haben zu spät reagiert”, kommentierte Marcelo das Spiel im Anschluss. Dieser Rückschlag am 6. Februar war bereits mehr, als nur eine kleine Delle für die angestrebten Saisonziele bei den Königlichen. Das Pokal-Aus ein Ausrutscher? In Anbetracht des großen Favoritensterbens in dieser Pokalrunde wäre ein Sieg im Königspokal sicherlich einer der leichteren Titel in dieser Spielzeit gewesen – sollte es aber nicht werden, sodass sich Zidane direkt im Nachgang der Partie äußerte: “Real Madrid muss immer gewinnen. Wir sind noch in zwei Wettbewerben vertreten.”

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Mit dem “immer gewinnen müssen” hat der Übungsleiter sicher recht, das mit dem “in zwei Wettbewerben vertreten” kann sich schnell ändern – und damit kommen wir vom Königspokal zur Königsklasse: Auch wenn in dieser Spielzeit die Meisterschaft offiziell Priorität genießt, stellt im Umfeld der Blancos traditionell die Champions League das Nonplusultra dar. Bis zu den Mannen von “Zizou” sollte das zwar grundsätzlich durchgedrungen sein, allerdings spiegelte sich das vergangenen Mittwoch nicht wirklich in der Leistung wider, als man gegen Manchester City vor heimischem Publikum nach einem zu passivem zweiten Durchgang mit 1:2 verloren hatte. “Wenn jemand Aufholjagden kann, dann Madrid”, will Casemiro das Weiterkommen noch nicht abschreiben. Die Partie auf der Insel zu drehen ist auch keineswegs ausgeschlossen, doch die “Skyblues” sind alles andere als ein einfacher Gegner für dieses Unterfangen – was auch dem brasilianischen Abräumer durchaus bewusst ist: “Es ist noch nicht vorbei, aber wir wissen, dass vor uns viel Arbeit liegt.“

Auch im Liga-Alltag zu leichtfertig

Ungeachtet der Rückschläge in den Pokalwettbewerben sah es doch lange Zeit sehr ordentlich in LaLiga aus. Von Mitte Oktober bis zur Auswärtsniederlage bei Levante (0:1) hatte man 15 Spiele in Serie nicht verloren und zwischenzeitlich auch die Tabellenführung inne. Mit einem enttäuschenden Unentschieden (2:2 gegen Vigo) sowie der angesprochenen Auswärtsschlappe hatte man den Platz an der Spitze allerdings bereits nach etwa einem Monat wieder an den FC Barcelona abgeben müssen. „Vor einer Woche hatten wir noch drei Punkte Vorsprung, jetzt haben wir zwei Punkte Rückstand. Man darf nicht schlafen”, mahnte Abwehrspieler Carvajal im Anschluss an die Levante-Partie.

Auch Kapitän Ramos zeigte sich direkt nach dem Verlust der Tabellenführung zwar angefressen, dennoch schon wieder kämpferisch und voller Vorfreude auf die erneut bevorstehende Woche der Wahrheit: „Unsere Vorfreude ist groß. Wir müssen nach vorne blicken, es gibt keine Zeit zum Lamentieren. Uns erwartet eine magische Woche. Was gibt es Besseres oder Schöneres?”, stellte der Führungsspieler die rhetorische Frage, deren Antwort er selbst am Besten kennt, um anschließend weiter auszuführen: “Es ist eine Woche, um uns zu zeigen und einen gigantischen Schritt zu machen, indem wir City schlagen und den Clásico gewinnen.“ Die erste Chance gegen City hat man bereits vertan, doch der zweite Kracher folgt nun am Sonntag gegen den FC Barcelona. Und vielleicht liegt auch in diesem Spiel der Schlüssel zur Rettung der Saison…

Ohne Netz und doppeltem Boden

Nun kommt es diesen Sonntag zum erneuten Showdown im Estadio Santiago Bernabéu, denn der FC Barcelona ist zum Rückspiel zu Besuch in der Hauptstadt. Die MARCA schreibt bezeichnend auf ihrer Titelseite vom “Clásico ohne Netz”, denn eine Absicherung hat Zidane nicht mehr.

Sollten die Katalanen mal wieder siegreich aus dem Aufeinandertreffen hervorgehen (Reals letzter Liga-Heimsieg war 2014), wird bei zwölf ausstehenden Paarungen der fünf-Punkte-Vorsprung kaum noch aufzuholen sein. “Madrid spielt diesen Sonntag um die gesamte Saison”, führt die MARCA weiter aus und sieht im bevorstehenden Clásico dabei nicht nur die große Chance, die Tabellenführung zurück zu erobern, sondern auch den Schlüssel für eine “Remontada” gegen Manchester City.

Denn eines steht auch fest: Bezwingt man den ewigen Rivalen, kehrt ebenfalls blitzschnell das Selbstvertrauen in die Hauptstadt zurück und dann ist auch bei den “Citizens” nichts unmöglich. Geht der Clásico allerdings erneut in die Hose, droht Real innerhalb weniger Wochen, alle Titelträume zu verspielen – so wie man es bereits bei der “Woche der Wahrheit” im Jahr 2019 erleben musste. Real droht der freie Fall – vom Triple-Traum zum Dreifach-Aus!

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von
Christian Graber

Anhänger der Königlichen seit dem bitteren Halbfinalaus in der Champions League-Saison 2001 gegen die Bayern und seitdem Verehrer der Klubphilosophie. Spezifische Kenntnisse des Fußballmarktes in Lateinamerika und bekennender Freund der "Joga-Bonito-Kultur".

Kommentare
Niemand hat von nem tripple geredet.vor der Saison,nach der letzten Katastrophen Saison wurde die Liga als absolutes Ziel ausgelotet.und selbst das war nach der letzten Saison sehr sportlich.dann spielt man sich ein,und plötzlich fängt man an vom tripple zu reden ? Völliger quatsch .ich denke noch immer das die Liga ganz oben auf der Liste steht,und gut ist.das es einhergeht mit ausscheiden bei den anderen Wettbewerben ist dann eigentlich logisch.
Was man dann aber im nachinhein draus macht ,ist ja mehr als lustig.wir haben diese Saison Valverde und Mendy dazugewonnen.das ist doch schonmal Klasse.der Rest wird schon noch kommen.eins ist klar.diese Mannschaft ist so wie sie aufgestellt wird ,bzw. mit den Spielern auf keinen Fall fähig ,das tripple zu holen
 
AMIGO - WACH ENDLICH AUF!

Das Ganze hier hat mit den Schiris nichts zu tuen!

Korrekt. Das ganze mit "der Schiri war schuld" oder "wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber die Tore nicht gemacht" etc. etc. geht mir schon ziemlich auf den Sack. Der Mannschaft fehlt es offensiv einfach an Qualität. Spieler wie Bale, Marcelo, Modric, leider nun auch Benzema haben ausgedient und erreichen das Niveau einfach nicht mehr. Wir haben 300 Mio. für neue Spieler und dem "Umbruch" ausgegeben, von dem ich aber nichts sehe. Es spielen immer die selben Leute, die auch schon in der 1. Ära ZZ spielten. Leute wie Jovic und Militao bekommen viel zu wenig Spielpraxis und vergeuden so nur ihr Talent. Carvajal hat auch extrem abgebaut, dem fehlt einfach die Konkurrenz... Egal wie die Saison nun auch ausgehen mag, ich bin mittlerweile auch für ein Cut - mit neuem Trainer (Pochettino) und einer Ausmistung im Kader (Marcelo, Bale, Modric, James, evtl. auch Isco u. Benzema) und neuen, punktuellen Verstärkungen (Mbappe =MUSS, evtl. noch einen MF (VdB) und einen ST (Martinez)) bzw. Rückholung von mittlerweile gewachsenen Talenten (Ödegaard, Hakimi, Reguilon). Für Ramos dann schon langsam Militao als Nachfolger aufbauen und Jovic viel mehr Spielpraxis geben und Benzema nur mehr als Backup einsetzen.
Wenn es wieder so weiter geht, wie bisher, dann sehe ich für die kommenden Jahren den Madridista weiterhin leiden...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Die Frage ist doch eher, wann kann man wieder zu altem Glanze erstrahlen? Wie viele Trainer und neue Transfers dauert es noch, bis man mal wieder die Nummer 1 in Spanien ist? Wartet man bis Messi in Rente geht? Hofft man, dass Mbappe der nächste CR7 wird?
 

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