Interview

„Real ein bisschen mehr Favorit als Atlético“

Die Saison geht in die heiße Phase und die Königlichen befinden sich sowohl in der Champions League als auch in der Meisterschaft noch voll im Titelrennen. Im Interview mit der AS analysierte Ikone Roberto Carlos Reals Chancen im Viertelfinale gegen Atlético und Liga-Kampf gegen Barcelona. Außerdem verteilte der frühere Außenverteidiger viel Lob an seine legitimen Nachfolger Marcelo und Danilo und sprach über Cristiano Ronaldo, der ihm einen Rekord streitig macht.

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Roberto Carlos wähnt seine ehemaligen Kollegen in der Favoritenrolle

„Letzte Woche dachten alle, die Liga wäre entschieden“

MADRID. Die Vorfreude auf das Viertelfinal-Duell zwischen den beiden Madrider Klubs steigt nahezu minütlich. Und alle stellen sich dieselbe Frage: Gelingt es den Blancos im siebten Anlauf in dieser Saison endlich, einen Sieg gegen die „Rojiblancos“ zu erringen? Roberto Carlos sieht die Mannschaft von Carlo Ancelotti in der leichten Favoritenrolle. Zum einen glaubt er, dass die Königsklasse eine besondere Motivation für die Spieler darstelle, zum anderen sieht der ehemalige Weltklasse-Verteidiger im Heimrecht für das Rückspiel einen großen Vorteil für seinen Ex-Klub: „Real wird die zweite Partie zu Hause spielen und das ist ein sehr wichtiger Faktor. Sie werden im Calderón mit einem anderen Team auflaufen als wenn die erste Partie daheim stattfinden würde, damit sich die Runde im heimischen Stadion entscheidet. Die Champions League ist anders als die Liga, die Vorbereitung ist komplett anders. Die Konzentration eines Spielers auf die Liga oder den Pokal ist das Eine, aber die Königsklasse ist wie eine Weltmeisterschaft. In diesem Wettbewerb ist der Spieler zu 110 Prozent fokussiert und das macht den Unterschied. Ich glaube, dass Real viele Möglichkeiten auf das Weiterkommen hat, weil sie wissen, dass sie das Rückspiel daheim spielen. Außerdem hat Real zehn Europapokale gewonnen und ich denke, dass sie ein Team sind, das besser für diese Art von Ausscheidungsspielen gerüstet ist. Diese Erfahrung und Motivation, die ich bei den Spielern bemerkt habe, machen Real für mich ein bisschen mehr zum Favoriten als Atlético.“ Am Sonntag besuchte der Brasilianer das Team im Trainingszentrum in Valdebebas.

Aber auch in der Liga haben die Merengues praktisch nur noch K.o.-Spiele vor der Brust, in Anbetracht des mittlerweile nur noch zwei Punkte betragenden Rückstandes auf Barcelona darf man sich keine Patzer mehr erlauben, um sich die Chancen auf den Titel weiter zu bewahren. Für die Linksverteidiger-Ikone liegt der Druck jedoch in erster Linie bei den Katalanen: Letzte Woche dachten alle bereits, dass die Liga schon entschieden wäre, aber mit Reals Sieg (3:0 gegen Eibar; d. Red.) und Barcelonas Unentschieden (2:2 in Sevilla; d. Red.) ist sie plötzlich wieder offen. Wir werden bis zum Ende warten müssen, um zu sehen, wer Meister wird. Ich glaube, dass Barcelona mehr Druck hat. Real ist amtierender Champions-League-Sieger. Und nachdem was in Sevilla passiert ist, sind bei Barcelona einige Zweifel aufgekommen. Ich war gestern morgens in Valdebebas und sprach mit den Leuten. Ich habe mit Marcelo, Iker (Casillas), (Sergio) Ramos und Fernando Hierro gesprochen… Sie sind meine Freunde. Und alle sagten mir, dass sie voller Selbstvertrauen seien.“

Pünktlich zur finalen Saisonphase scheinen Cristiano Ronaldo und Co. wieder an ihre Gala-Form aus dem Herbst anknüpfen zu können. Besonders der Weltfußballer drehte in den letzten Begegnungen ordentlich auf, erzielte sieben Tore in drei Spielen. Gegen Eibar gelang ihm seit fast einem Jahr endlich wieder ein Freistoßtreffer, womit er zu Carlos als bester Freistoß-Schütze der Liga-Geschichte aufschloss. Dass ihn der Portugiese nun eingeholt habe, sei für den 42-Jährigen allerdings keine große Sache, vielmehr genieße er die Wertschätzung, die ihm von ebenjenem Spieler entgegengebracht werde: „Genau darüber habe ich mit ihm gesprochen. Wir haben gescherzt und ich habe ihm gesagt, dass der Einzige, der den Ball härter tritt als er ich wäre (lacht). Um solche Freistöße zu treten, muss man viel trainieren, auch Glück haben… Aber wenn die Nummer eins der Welt mir dafür dankt, was ich dem Fußball gegeben habe, ist das ein Grund, stolz zu sein und es ist mir auch nicht wichtig, ob er mehr Freistöße als ich verwandelt. Für mich ist er der Beste der Welt.“

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Ein weiterer Leistungsträger der letzten Wochen trägt den Namen Marcelo, der für die Brasilianer als legitimer Nachfolger von Carlos gilt. Wie bereits im Interview mit der MARCA betonte der sympathische Glatzkopf erneut, dass sein Landsmann ein besserer Spieler als er selbst sei: „Marcelo besitzt viel mehr Qualität als ich. Meine Stärke war immer die Schnelligkeit, Marcelo ist gewandter. Er verkörpert mehr den Stil eines zentralen Mittelfeldspielers, ich war ein Außenspieler, der mit Geschwindigkeit von hinten kam, weil ich wusste, dass der Ball zu mir kommen würde. Marcelo spielt mehr mit dem Ball, weil er viel Qualität besitzt.“

Mit Neuverpflichtung Danilo vom FC Porto wird ab nächster Saison ein weiterer brasiliansicher Außenverteidiger, wenn auch für die rechte Seite, das weiße Trikot tragen. Auch in diesem sieht der pensionierte Profi einen Spieler mit enorm viel Potential, der den Kader definitiv versträken wird: „Real hat eine großartige Verpflichtung getätigt. Er ist ein Spieler mit sehr viel Klasse. Er hat bereits die portugiesische Liga gewonnen, hat also auch Erfahrung.“

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

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