Interview

Rüdiger huldigt Real-Ikonen: „Wer bin ich, dass ich pausenlos rede?!“

Real Madrid und der FC Chelsea stehen sich erneut im Viertelfinale der Champions League gegenüber. 2022 erlebte Antonio Rüdiger dieses Duell als Profi der Londoner, inzwischen hat er die Seiten gewechselt. Mit der Sportzeitung MARCA sprach der deutsche Nationalspieler über das anstehende Wiedersehen, den Druck bei den Königlichen, die spektakulären Aufholjagden und seine hohe Einsatzzeit.

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Antonio Rüdiger Real Madrid
Rüdiger erlebt seine erste Saison bei Real – REAL TOTAL-Collage: Getty Images, MARCA

Real Madrid: Rüdiger ohne Rücksicht auf Ex-Klub Chelsea

ANTONIO RÜDIGER über…

…die Saison: „In der Liga müssen wir weitermachen, sie liegt nicht in unserer Hand. Aber der Rest läuft gut. Wir stehen im Finale der Copa del Rey nach einer spektakulären Aufholjagd im Camp Nou und die Champions League ist natürlich das große Ziel.“

…das Champions-League-Viertelfinale gegen Ex-Klub FC Chelsea (12. und 18. April): „Chelsea hat sich sehr verändert und ich weiß nicht wirklich, was man erwarten soll. Es scheint mir nicht mehr so sehr die Mannschaft zu sein, in der ich spielte. Ich erwarte aber Qualität, denn sie haben sehr gute Spieler. Doch ich weiß nicht, woraufhin wir noch treffen können. Es wird kein einfaches Spiel, aber wir sind Real Madrid.“

…die Frage, ob er lieber einen anderen Gegner in der Königsklasse gehabt hätte: „Das interessiert mich nicht – und erst recht nicht zu dem Zeitpunkt des Wettbewerbs. Es wäre eine große Geschichte geworden, gegen sie im Finale zu spielen, klar. Aber auf dem Platz gibt es für mich keine Emotionen, ich denke nur an den Sieg. Wir stehen im Viertelfinale und alles kann passieren. Das Beste ist: Wenn du bei Real Madrid bist, wissen wir, wie man diese Partien bestreiten muss.“

Faktor Bernabéu: „Kannst als Gegner Angst bekommen“

…die Stimmung im Estadio Santiago Bernabéu bei K.o.-Spielen in der Champions League: „Das ändert sich komplett. Ich bin das nicht gewohnt, denn es ist meine erste Saison hier. An den anderen Spielern sieht man aber, dass es für sie normal ist, es ist einfach ein weiterer Tag im Büro. Aber für mich ist es beeindruckend, selbst als wir gegen Liverpool gespielt haben. Auswärts in Liverpool waren die Real-Fans fantastisch, du konntest sie die ganze Zeit hören. Auch letztes Jahr, als ich mit Chelsea hier war. Das schüchtert ein. Als gegnerisches Team kannst du etwas Angst bekommen.“

Antonio Rüdiger Real Madrid Chelsea
Das Viertelfinale 2022 erlebte Rüdiger bei Chelsea – Foto: David Ramos/Getty Images

„Gegen Liverpool wirklich erlebt, was Real Madrid ist“

…die Aufholjagd in Liverpool: „Gegen Liverpool habe ich wirklich erlebt, was Real Madrid, die Champions League und die Aufholjagden sind. Es ist verrückt, macht sogar Angst. Als Liverpool 2:0 führte, konnte man selbst da die Angst im Gesicht sehen. Das ist bei ihnen nicht normal. Und dann fiel das 2:1, das 2:2. Mir war klar, dass wir gewinnen würden.“

…die Leader-Qualitäten von Karim Benzema, Luka Modrić oder Toni Kroos: „Wenn du dir das 5:2 gegen Liverpool anschaust, waren es die Routiniers, die meinten: ‚Ruhig bleiben.‘ Und warum? Weil sie Ahnung haben. Du musst deine Rolle kennen – und meine sieht vor, zu kämpfen, um das Leben der Routiniers einfacher zu machen. Ich kämpfe, natürlich rede ich auch. Aber hier bist du kein Leader, indem du nur redest. Man schaue sich Karim an, der nicht derjenige ist, der am meisten redet. Modrić nicht, Kroos nicht. Wer bin ich dann, dass ich komme und pausenlos rede?! Für mich ist es ein Privileg, für Benzema, Modrić und Kroos zu spielen. Ganz einfach.“

…das 4:0 beim FC Barcelona: „Es war ein Top-Spiel. Alle Spieler waren spektakulär und dann ist dieses Gen von Real Madrid an wichtigen Tagen zum Vorschein gekommen. Ich habe mich für Kroos sehr gefreut, denn nach seinen fast zehn Jahren hier sagte er mir immer, dass er keinen Pokalsieg hat. Mal sehen, ob wir das Finale gewinnen können.“

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Rüdiger über Ancelotti: „Respekt zu kleines Wort“

…Carlo Ancelotti: „Ich wäre nicht gerne in seiner Position, aber was dieser Mann leistet, erreicht und erreicht hat… Es ist einfach nur Respekt. Respekt ist sogar ein zu kleines Wort für ihn. Er ist der Beste. Es wäre großartig, in der Champions League das zu wiederholen, was er letzte Saison geleistet hat.“

…einen möglichen Ancelotti-Verbleib und die Frage, ob ihm dieser gefiele: „Ja, sicher. Es ist eine Entscheidung anderer Personen, aber wenn am Ende entschieden wird, mit Ancelotti weiterzumachen, machen wir mit Ancelotti weiter.“

Carlo Ancelotti Antonio Rüdiger Real Madrid
Rüdiger hält große Stücke auf Ancelotti – Foto: Florencia Tan Jun/Getty Images

„Da wurde mir klar, dass es kein Scherz ist“

…das schwierigere Verteidigen bei Real im Vergleich zu anderen Teams: „Ja, man muss ehrlich sein, so ist es. Hier verteidigt man nicht wie in anderen Mannschaften. Von daher musst du dir deiner Rolle in der Mannschaft bewusst sein. Und ich kenne meine Rolle. Ich kann mich diesbezüglich über nichts beschweren. Wie könnte ich mich auch beklagen, wenn der Klub Jahr für Jahr Erfolg hat? Ich gehe auf den Platz und mache meine Arbeit.“

…sich als Real-Profi mit der fünfthöchsten Einsatzzeit: „Am Anfang wurde gesagt, dass ich nicht viel spiele, aber selbst in dieser Zeit hatte ich eine ziemlich hohe Einsatzzeit. Ancelotti schenkte mir in der Zeit viel Vertrauen. Ich kann nur gut spielen und gut trainieren. Ich versuche jeden Tag, mein Bestes zu geben und tue das auch für Ancelotti, um zu versuchen, eine weitere Champions League zu gewinnen, was für ihn sehr wichtig wäre.“

…den Druck bei Real: „Das weißt du bereits, aber an dem Tag, an dem wir in der Supercopa gegen Barça verloren haben, wurde mir das wirklich bewusst. Sogar etwas zuvor gegen Villarreal. An diesen Tagen wurde mir klar, dass es kein Scherz und Verlieren keine Option ist.

„Real Madrid ist nicht für jedermann“

…seinen Lernprozess in Madrid: „Du musst dazulernen. Und bei Real Madrid erst recht. Du musst sehr schnell lernen. Ich habe hier vieles verstanden und fühle mich seitdem in der Mannschaft viel wohler. Bei Real Madrid hast du selbst dann Druck, wenn du ins Auto steigst, um nach Valdebebas zu fahren (lacht). Aber ich meine das positiv, denn ich mag diese Art von Druck in meinem Leben. Ich würde nicht mehr gerne ohne ihn leben wollen. Real Madrid ist nicht für jedermann, ich will hier eine großartige Zeit erleben.“

…seine Neugier, Madrid zu erleben: Ich mag es, mich unter die Leute zu mischen und die Kultur des Landes kennenzulernen, etwas rauszugehen und schauen, was es gibt. Das ist Respekt gegenüber den Leuten und dem Land, in dem du lebst. Ich bin ein sehr positiver Mensch und auch wenn ich manchmal schlecht spiele, schätzen die Leute das, was ich auf dem Platz leiste und dass ich alles für das Wappen gebe. So werde ich immer sein.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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