
Im Champions-League-Finale! Gegen BVB! Im Heimatland!
MADRID/LONDON. Am 27. Mai 2023 war es das Tal der Tränen – und rund um den 27. Mai 2024 ist es die Wolke sieben. Jude Bellingham wird sich dieser Tage vermutlich kneifen müssen, weil sich ein Szenario ergeben hat, mit dem er wohl niemals gerechnet hätte.
Vor einem Jahr hatte der Shootingstar mit Borussia Dortmund durch en 2:2 vor heimischer Kulisse gegen den 1. FSV Mainz 05 hauchdünn den Gewinn der Meisterschaft in der Bundesliga verpasst. Bellingham war damals wegen vorheriger Beschwerden am Knie nur Reservist gewesen, weinte nach Abpfiff aber ebenfalls bitterlich. Jetzt, zwölf Monate später, steht er als 20-Jährigen vor dem vorläufigen Gipfel seiner noch jungen Karriere.
Als hätte Bellingham sich mit der Unterschrift bei Real Madrid nicht bereits einen großen Traum erfüllt, winkt ihm in seiner dort ersten Saison gleich der Triumph in der Champions League. Und jetzt aufgepasst: gegen den BVB! Und zwar in seinem Heimatland!
Mit einem Final-Duell gegen BVB hatte man nicht gerechnet
Das Endspiel im Kampf um den begehrten Henkelpokal findet am Samstag bekanntlich im Londoner Wembley statt (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und im TV). Dort also, wo der Überflieger mit der Nummer 5 seine Heimspiele mit der englischen Nationalmannschaft absolviert. Eine bedeutende Bühne zu einem großen Anlass gegen den Ex-Klub.
Es ist ein Wiedersehen auf die schier undenkbarste Art – und dann auch noch so schnell nach dem Bellingham-Deal. Reals nächsten Schlagabtausch mit der Borussia hätte man, wenn überhaupt, in der Vorrunde oder frühen K.o.-Phase erwartet – oder vielleicht im Rahmen eines Testspiels während der Vorbereitungsphase. Real gegen Dortmund: Das hatte es in den zurückliegenden 15 Jahren ja entweder in der Gruppenphase (2012/13, 2016/17, 2017/18), im Viertelfinale (2013/14) oder im Halbfinale (2012/13) gegeben, zumal die Westfalen nach 1997 (1:0 gegen Juventus) und 2013 (1:2 gegen Bayern München) ohnehin zum erst dritten Mal im Finale der Königsklasse stehen.
Bellingham: „Wembley, Dortmund – ich kann es nicht glauben“
„Im Wembley gegen Dortmund – das ist seltsam, ich kann es nicht glauben. Ich freue mich so sehr darauf, auf die Atmosphäre, auf das Spiel an sich“, sagte Bellingham ungläubig vor drei Wochen noch am Spielfeldrand im Estadio Santiago Bernabéu nach der triumphalen 2:1-Aufholjagd gegen Bayern bei dem TV-Sender TNT SPORTS.
BVB trifft Bellingham wieder: „Das ist ja fast schon kitschig“
Auf der Gegenseite wundert man sich über diesen Zufall ebenfalls. BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl gegenüber dem Sportmagazin KICKER: „Das ist eine fantastische Geschichte. Er wechselt von uns nach Madrid – und ein Jahr später stehen wir uns im Finale der Champions League gegenüber. Das ist ja fast schon kitschig. Ich bin mir sicher: Er wird sich sehr freuen, uns in Wembley alle wiederzusehen.“
Rein sportlich hätten die Schwarz-Gelben, die kurioserweise durch die UEFA-Prämie addiert mit Bonuszahlungen des Bellingham-Transfers bei einer Niederlage angeblich mehr einnehmen würden (25 Millionen Euro) als im Falle eines Titelgewinns (20 Millionen Euro), aber offenbar gerne einen Bogen um ihren Ex-Schützling gemacht. „Ich weiß auch, wie er tickt: Er hasst es, zu verlieren. An diesem Tag wird er damit aber hoffentlich umgehen müssen. Er wird uns ganz sicher wehtun wollen in diesem Spiel, weil er ein extrem ehrgeiziger Spieler ist. Aber bei allen Stärken, die er hat: Wir kennen ihn gut – und wissen auch an der einen oder anderen Stelle, wie wir ihn knacken können“, so Kehl.
Das ist ein besonderes Spiel für mich. Man muss die Emotionen da ein bisschen zur Seite schieben. Bellingham am Montag beim Media Day
Bellingham: Champions League, EM, Weltfußballer?
In der Tat: Für 90, vielleicht ja auch 120 Minuten und in einem anschließenden Elfmeterschießen wird Bellingham der BVB, für den er in 132 Pflichtspielen 24 Tore markiert und 25 vorbereitet hatte, egal sein. Seine klare Mission: Dortmund soll verlieren!
Damit er seine mit 23 Toren, zwölf Vorlagen sowie dem Gewinn von Meisterschaft und Supercopa grandiose Premieren-Saison bei den Königlichen vergolden kann. Damit er seine Chance auf Awards wie den Weltfußballer-Titel oder den Ballon d‘Or als frischgebackener Champions-League-Triumphator erhöht, um bei der Europameisterschaft in Deutschland dann womöglich einen weiteren großen Schritt zu tätigen. Sie werden ihm nicht wichtiger sein als kollektive, diese individuelle Preise. Doch wer wehrt sich schon dagegen, sie zu bekommen? In das Tal der Tränen soll es nicht zurückgehen, so viel steht auch fest.
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